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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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drei Viertel der Arbeit tun. Dann rufe ich ihn ab, breche selbst mit sechzigtausend auf, nehme Narses mit, vollende
     im Spiel das letzte Viertel und bin dann auch ein Feldherr und ein Sieger.«
    »Fein gedacht«, sagte Theodora in aufrichtiger Bewunderung seiner Schlauheit: »dein Plan ist reif.«
    »Freilich«, sagte Justinian, seufzend stehenbleibend. »Narses hat recht, im geheimen Grund des Herzens muß ich’s zugestehen.
     Es wäre dem Reiche heilsamer, die Perser abwehren, als die Goten angreifen. Es wäre mehr sichere, weisere Politik. Denn vom
     Osten kommt einst das Verderben.«
    »Laß es kommen! Das kann noch Jahrhunderte anstehn, wenn von Justinian nur noch der Ruhm auf Erden lebt, wie Afrika, so Italien
     zurückgewonnen zu haben. Hast du für die Ewigkeit zu sorgen? Die nach dir kommen, mögen für ihre Gegenwart sorgen: sorge du
     für die deine.«
    »Wenn man aber dann sprechen wird: hätte Justinian verteidigt, statt zu erobern, so stünd’ es besser? Wenn man sagen wird:
     Justinians Siege haben sein Reich zerstört?«
    »So wird niemand sprechen. Die Menschen blendet der Glanz des Ruhms. Und noch Eins« – und hier verdrängte der Ernst der tiefsten
     Überzeugung den Ausdruck listiger Beschwatzung von ihren schmeichelnden Zügen.
    »Ich ahn’ es, doch vollende.«
    »Du bist nicht nur Kaiser, du bist ein Mensch. Höher als dasReich muß dir deiner Seele Seligkeit stehen. Auf deinem, auf unsrem Pfad zur Herrschaft, zu dem Glanz dieser Herrschaft mußte
     mancher blut’ge Schritt geschehn: manches Harte mußte getan werden: Leben und Schätze so manchen gefährlichen Feindes mußten
     – genug. Wohl bauen wir mit einem Teil dieser Schätze der heil’gen, der christlichen Weisheit jenen Siegestempel, der allein
     schon unsern Namen unsterblich machen wird auf Erden. Aber für den Himmel – wer weiß, ob es genügt! Laß uns« – und ihr Auge
     erglühte von unheimlichem Feuer – »laß uns die Ungläubigen vertilgen und über die Leichen der Feinde Christi hin den Weg zur
     Gnade suchen.«
    Justinian drückte ihre Hand.
    »Auch die Perser sind Feinde Christi, sind sogar Heiden.«
    »Hast du vergessen, was der Patriarch gelehrt: Ketzer sind siebenmal schlimmer als Heiden! Ihnen ward der rechte Glaube gebracht,
     und sie haben ihn verschmäht. Das ist die Sünde wider den heil’gen Geist, die nie vergeben wird – auf Erden und im Himmel.
     Du aber bist das Schwert, das diese gottverfluchten Arianer schlagen soll: sie sind Christi verhaßteste Feinde: sie kennen
     ihn und leugnen dennoch, daß er Gott. Schon hast du in Afrika die ketzerischen Vandalen niedergeworfen und den Irrwahn in
     Blut und Feuer erstickt: jetzt ruft dich Italien, Rom, die Stätte, wo der Apostelfürsten Blut geflossen, die heil’ge Stadt:
     nicht länger darf sie diesen Ketzern dienen. Justinian, gib sie dem wahren Glauben wieder.«
    Sie hielt inne. Der Kaiser blickte schwer aufatmend zu dem Goldkreuz empor.
    »Du deckst die letzten Tiefen meines Herzens auf: das ist es ja, was, noch mächt’ger als Ruhm und Siegesehre, mich zu diesen
     Kriegen treibt. Aber bin ich fähig, bin ich würdig, so Großes, so Heiliges zu Gottes Ehre zu vollenden? Will er durch meine
     sünd’ge Hand so Großes vollführen? Ich zweifle, ich schwanke. Und der Traum, der mir in dieser Nacht geworden, war er von
     Gott gesendet? und was soll er bedeuten? treibt er zum Angriff, oder mahnt er ab? Nun hatte deine Mutter Komito, die Wahrsagerin
     von Kypros, große Weisheit, Ahnungen und Träume zu deuten.« –
    »Und du weißt, die Gabe ist erblich. Habe ich dir nicht auch den Ausgang des Vandalenkrieges aus deinem Traume gedeutet?«
    »Du sollst mir auch diesen Traum erklären. Du weißt, ich werde irre an dem besten Plan, wenn ein Omen dawiderspricht. Höre
     denn. Aber« – und er warf einen ängstlichen Blick auf sein Weib,– »aber bedenke, daß es ein Traum war und kein Mensch für
     seine Träume kann.«
    »Natürlich, sie sendet Gott.« – »Was werd’ ich vernehmen?« sagte sie zu sich selbst.
    »Ich war gestern nacht eingeschlafen, erwägend den letzten Bericht über Amala – über Italien. Da träumte mir, ich ging durch
     eine Landschaft mit sieben Hügeln. Da ruhte unter einem Lorbeer das schönste Weib, das ich je gesehn. Ich stand vor ihr und
     betrachtete sie mit Wohlgefallen. Plötzlich brach aus dem Busch zur Rechten ein brüllender Bär, aus dem Gestein zur Linken
     eine zischende Schlange gegen die Schlummernde hervor.

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