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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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Amalaswinthen auf, zurückzukehren, indem er sich für ihre
     Sicherheit bis zu feierlicher Untersuchung vor der Volksversammlung verbürgte. Da sie von ihm erfuhr, daß jetzt auch Herzog
     Thulun seinen Wunden erlegen, und aus seinem Anerbieten sah, daß er und seine mächtigen Freunde noch nicht an ihre Schuld
     glaubten, da überdies Gewalt zu fürchten war, willigte sie darein, mit ihm umzukehren nach Ravenna. Zuvor aber schrieb sie
     noch an Bord der ›Sophia‹ diesen Brief an dich und sendet dir aus ihrem Schatze diese Geschenke.«
    »Davon später. Sprich weiter, wie stehn die Dinge jetzt in Italien?«
    »Gut für dich, o großer Kaiser. Das vergrößerte Gerücht von dem Aufstand der Goten in Ravenna, von der Flucht der Regentin
     nach Byzanz durchflog das ganze Land. Vielfach kam es schon zum Zusammenstoß zwischen Römern und Barbaren. In Rom selbst wollten
     die Patrioten losschlagen, im Senat einen Dictator wählen, deine Hilfe anrufen. Aber alles wäre verfrüht gewesen, nachdem
     die Regentin in den Händen des Witichis: nur das geniale Haupt der Katakombenmänner hat es verhindert.«
    »Der Präfect von Rom?« fragte Justinian.
    »Cethegus. Er mißtraute dem Gerücht. Die Verschworenen wollten die Goten überfallen, dich zum Kaiser Italiens ausrufen, ihn
     einstweilen zum Dictator wählen. Aber er ließ sich in der Kurie buchstäblich die Dolche auf die Brust setzen und sagte: nein.«
    »Ein mutiger Mann!« rief Belisar.
    »Ein gefährlicher Mann!« sagte Narses.
    »Eine Stunde darauf kam die Nachricht von der Rückkehr Amalaswinthens, und alles blieb beim alten. Der schwarze Teja aber
     hatte geschworen, Rom zu einer Viehweide zu machen, wenn es einen Tropfen Gotenblut vergossen. All das hab’ ich auf meiner
     absichtlich zögernden Küstenfahrt bis nach Brundusium erfahren. Aber noch Besseres hab’ ich zu melden. Nicht nur unter den
     Römern, unter den Goten selbst hab’ ich eifrige Freunde von Byzanz gefunden, ja unter den Gliedern des Königshauses.«
    »Das wäre!« rief Justinian. »Wen meinst du?«
    »In Tuscien lebt, reichbegütert, Fürst Theodahad, Amalaswinthens Vetter.«
    »Jawohl, der letzte Mann im Haus der Amalungen, nicht wahr?«
    »Der letzte. Er und noch viel mehr Gothelindis, sein kluges, aber böses Gemahl, die stolze Baltentochter, hassen aufs gründlichste
     die Regentin: er, weil sie seiner maßlosen Habsucht, mit der er all seiner Nachbarn Grundbesitz an sich zu reißen sucht, entgegentritt:
     sie, aus Gründen, die ich nicht entdecken konnte: ich glaube, sie reichen in die Mädchenzeit der beiden Fürstinnen zurück
     – genug, ihr Haß ist tödlich. Diese beiden nun haben mir zugesagt, dir in jeder Weise Italien zurückgewinnen helfen zu wollen:
     ihr genügt es, scheint’s, die Todfeindin vom Thron zu stürzen: er freilich fordert reichen Lohn.«
    »Der soll ihm werden.«
    »Seine Hilfe ist deshalb wichtig, weil er schon halb Tuscien besitzt – das Adelsgeschlecht der Wölsungen hat den andern Teil
     – und spielend in unsre Hände bringen kann: dann aber, weil er, wenn Amalaswintha fällt, ihr auf den Thron zu folgen Aussicht
     hat. Hier sind Briefe von ihm und von Gothelindis. Aber lies vor allem das Schreiben der Regentin – ich glaube, es ist sehr
     wichtig.«

Fünfzehntes Kapitel
    Der Kaiser zerschnitt die Purpurschnüre der Wachstafel und las:
    »An Justinian, den Imperator der Römer,
    Amalaswintha, der Goten und Italier Königin!«
    »Der Italier Königin«, lachte Justinian, »welch verrückter Titel!«
    »Durch Alexandros, deinen Gesandten, wirst du erfahren, wie Eris und Ate in diesem Lande hausen. Ich gleiche der einsamen
     Palme, die von widerstreitenden Winden zerrissen wird. Die Barbaren werden mir täglich feindseliger, ich ihnen täglich fremder,
     die Römer aber, soviel ich mich ihnen nähere, werden mir nie vergessen, daß ich germanischen Stammes.
    Bis jetzt habe ich entschlossnen Geistes allen Gefahren getrotzt: jedoch ich kann es nicht länger, wenn nicht wenigstens mein
     Palast, meine fürstliche Person vor der Überraschung drängender Gewalt sicher ist. Ich kann mich aber auf keine der Parteien
     hier im Lande unbedingt verlassen. So ruf ’ ich dich, als meinen Bruder in der königlichen Würde, zu Hilfe. Es ist die Majestät
     aller Könige, die Ruhe Italiens, die es zu beschirmen gilt.
    Schicke mir, ich bitte dich, eine verlässige Schar, eine Leibwache« – der Kaiser warf einen bedeutsamen Blick auf Belisar   –, »eine Schar von

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