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Ein Kapitän von 15 Jahren

Ein Kapitän von 15 Jahren

Titel: Ein Kapitän von 15 Jahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Francisco zurückkehren zu sehen. Mr. Weldon konnte nicht wissen, daß seine Frau den verderblichen Gedanken gehabt habe, sich auf dem »Pilgrim« einzuschiffen, und mußte glauben, daß sie auf einem der Steamer der transpacifischen Compagnie Passage genommen habe. Diese Dampfer langten nun zwar regelmäßig an, doch weder Mrs. Weldon, noch Jack oder Vetter Benedict mit ihnen. Uebrigens hätte auch der »Pilgrim« jetzt schon längst nach seinem Heimathafen zurückgekehrt sein sollen und James W. Weldon mußte ihn wohl, bei dem Fehlen aller weiteren Nachrichten von dem Schiffe unter die Zahl der verschollenen Fahrzeuge rechnen. Welch’ furchtbarer Schlag würde es aber erst für ihn gewesen sein, als er von seinem Correspondenten in Auckland Avis von der Abfahrt des »Pilgrim« und der Einschiffung der Mrs. Weldon auf demselben erhielt! Was war da wohl in ihm vorgegangen? Selbst wenn er noch nicht glaubte, daß sein Sohn und sie auf dem Meere umgekommen seien, wohin sollte er sich mit seinen Nachforschungen wenden? Offenbar nach den Inseln des Stillen Oceans, vielleicht nach der Küste Amerikas. Aber nie, niemals konnte ihm nur einfallen, daß sie an das Gestade des schrecklichen Afrika geworfen worden sein könnten.
    So dachte Mrs. Weldon. Was konnte sie selbst aber in ihrer Lage thun? Entfliehen? Doch wie? Man überwachte sie sehr streng. Fliehen hieß aber, sich auf’s Gerathewohl in das Dickicht der Wälder wagen, mitten in tausend Gefahren stürzen und eine Fußreise von mehr als zweihundert Meilen bis zur Küste versuchen. Trotz alledem war Mrs. Weldon, wenn ihr kein anderes Mittel zu Gebote stand, ihre Freiheit wieder zu erlangen, zu jenem Wagniß entschlossen. Vorher jedoch wollte sie die eigentlichen Absichten Negoro’s kennen lernen.
    Endlich sollte das geschehen.
    Am 6. Juni, drei Tage nach dem Begräbnisse des Königs von Kazonnde, trat Negoro in die Factorei, in welche er bisher nie den Fuß gesetzt hatte, ein und ging unmittelbar auf die von der Gefangenen bewohnte Hütte zu.
    Mrs. Weldon war allein. Vetter Benedict machte eben einen seiner wissenschaftlichen Spaziergänge. Der kleine Jack tummelte sich unter Aufsicht Halima’s auf dem freien Platze der Factorei.
     

    Vetter Benedict durfte in dem Etablissement ungehindert hin-und hergehen. (S. 373.)
     
    Negoro stieß die Thür der Hütte auf.
    »Mistreß Weldon, begann er ohne weitere Vorrede, Tom und seine Gefährten sind nach den Märkten von Ujiji verkauft worden.
    – Gott sei ihnen gnädig! sagte Mrs. Weldon, die sich eine Thräne trocknete.
    – Nan ist unterwegs gestorben und Dick Sand kam um..
     

    »Und wer würde eine Weiße kaufen?« (S. 378.)
     
    – Nan todt! Und Dick’… rief Mrs. Weldon.
    – Ja, die Gerechtigkeit verlangte, daß der Kapitän von fünfzehn Jahren die Ermordung Harris’ mit dem Tode bezahlte, erwiderte Negoro. Sie sind allein in Kazonnde, Mistreß, allein in der Gewalt des früheren Koches vom »Pilgrim«, ganz allein, verstehen Sie?«
    Was Negoro sagte, war leider nur zu wahr, auch so weit es Tom und seine Genossen betraf. Der alte Neger, sein Sohn Bat, Acteon und Austin
    brachen schon am Tage vorher mit der Karawane des Händlers aus Ujiji auf, ohne den Trost, Mrs. Weldon wiederzusehen, sogar ohne zu wissen, daß ihre Leidensgefährtin sich überhaupt in Kazonnde in Alvez’ Etablissement befand. Nun waren sie abgereist nach der Gegend der großen Seen, den Weg, der viele hundert Meilen beträgt, den nur Wenige zurücklegen und von dem noch Wenigere wiederkehren.
    »Nun, was weiter? fragte Mrs. Weldon, ohne Negoro anzusehen.
    – Mistreß Weldon, fuhr der Portugiese kurz angebunden fort, ich könnte mich jetzt für die schlechte Behandlung rächen, die ich an Bord des »Pilgrim« erlitten habe. Der Tod Dick Sand’s soll mir jedoch genügen. Jetzt bin ich wieder Kaufmann und nun hören Sie meine Absichten wegen Ihrer Zukunft!«
    Mrs. Weldon betrachtete den Mann, ohne ein Wort zu äußern.
    »Sie selbst, erklärte der Portugiese, Ihr Kind und der gelehrte Tölpel, welcher nach Fliegen jagt, haben für mich einen gewissen Handelswerth, den ich mir zu Nutze zu machen gedenke. Ich werde also auch Sie verkaufen.
    – Ich bin eine Freie, antwortete Mrs. Weldon mit sicherer Stimme.
    – Sie sind eine Sklavin, wenn ich das will.
    – Und wer würde eine Weiße kaufen?
    – Ein Mann, der so viel für Sie zahlt, wie ich verlange!«
    Mrs. Weldon senkte einen Augenblick das Haupt, denn sie wußte, daß in diesem

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