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Ein Kelch voll Wind

Ein Kelch voll Wind

Titel: Ein Kelch voll Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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wirklich spürte, wie mich jemand anstarrte. Ich blickte durch ein paar Kleiderständer in den Hauptteil des Geschäfts. Und da sah ich ihn.
    Mir stockte der Atem und ich blieb wie angewurzelt stehen. Déesse. Dies musste der Inbegriff einesSchocks sein, dieses fassungslose Gefühl, wenn die Zeit stillstand und der ganze Scheiß.
    »W as ist?«, fragte Racey, die fast in mich hineingelaufen wäre. Sie folgte meinem Blick. »W ow.«
    Der heißeste Typ der Welt starrte mich an. Ich hatte ja schon mit einigen gut aussehenden Typen zu tun gehabt, aber dieser hier spielte eindeutig in einer anderen Liga. Sein schwarzes Haar war zu lang, so als wäre es ihm nicht wichtig genug, es anständig schneiden zu lassen. Dann diese schwarzen, scharf geschwungenen Augenbrauen über den dunklen Augen. Er war jung, doch er hatte so ausgeprägte Gesichtszüge wie ein Mann. In diesem Moment wusste ich, dass wir zusammenkommen würden. Und ich wusste auch, dass es nicht so leicht sein würde, ihn um den Finger zu wickeln wie all die anderen Jungs. Sein offener, interessierter Blick war eine Herausforderung. Eine, die ich annehmen würde.
    Ich zog die Augenbrauen ein wenig hoch und ging dann langsam in die Kabine zurück, wobei ich ihm einen ausgiebigen Blick auf meinen Rücken gestattete. Nichts als nackte Haut, wegen des Neckholdertops. Eine Sekunde später folgte mir Racey, und ich zog ein ehrfürchtiges O h-mein-Gott-Gesicht. Sie zuckte unverbindlich die Schultern.
    »F indest du ihn nicht zu alt?«, flüsterte sie.
    Ich schüttelte den Kopf und lachte. Ich war überrascht und auch ein bisschen erschrocken, als ich merkte, dass meine Hände zitterten. Racey half mir, das Nackenband aufzumachen, und ich schlüpfte hastig in meinen BH . Ich fühlte mich, als hätte ich einen 1000-Meter-Lauf hinter mir. Heiß und kalt und völlig wackelig.
    Mit meinem ausgewaschenen Männertanktop und den alten Jeansshorts, die knapp unter meiner Unterwäsche endeten, war ich bequem angezogen. Ich hätte gerne etwas Raffinierteres getragen, andererseits wusste ich, dass die meisten Jungs mich in diesem Aufzug verdammt anziehend finden würden.
    »D er Typ ist fantastisch«, sagte ich in einem aufgeregten Understatement.
    Racey zuckte erneut die Schultern. »W ir kennen ihn doch gar nicht«, sagte sie. »E r könnte weiß Gott wer sein.«
    Ich sah sie an. So hatte ich Racey noch nie gesehen. »G eh und schnapp sie dir«, das war eigentlich ihr Motto, genau wie meins. Wollte sie ihn für sich alleine haben? Das glaubte ich eigentlich nicht. Sie wirkte nicht eifersüchtig. Eher… besorgt.
    Ich musste meinen ganzen Mut zusammennehmen, um mit dem Top in der Hand aus der Umkleidekabine zu schlendern. Das war sehr untypisch für mich. Ungefähr seit meinem vierten Lebensjahr hatte mich kein Junge mehr nervös gemacht. Eigentlich war ich mir sicher gewesen, alle Kniffs und Tricks dieser ganzen Mann-Frau-Kiste zu kennen, aber aus irgendeinem Grund ließ mich Mr Fabulous daran zweifeln, dass ich überhaupt irgendetwas wusste.
    Er stand immer noch auf demselben Fleck und machte nicht mal den Versuch, cool oder irgendwie lässig auszusehen. Sein Blick nahm mich wie ein Laser ins Visier, und ich spürte, wie mich ein Schauer der Vorfreude überlief. Oh mein Gott, das würde was werden. Super. Und beängstigend. Alles, was wirklich Spaß machte, hatte immer auch ein bisschen was Beängstigendes an sich.
    Er lächelte nicht, deutete kein Winken an und wirkte auch sonst nicht besonders zugänglich. Ohne den Blick von mir abzuwenden, stieß er einen Bistrostuhl mit dem Fuß nach vorne. Très weltmännisch.
    Ich nahm undeutlich wahr, wie sich Racey, ganz beste Freundin, diskret zurückzog. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie sie sich auf einen Barhocker setzte. Im nächsten Moment stand ich an seinem Tisch und er stieß den Stuhl ganz darunter hervor. Ich setzte mich, ließ das Neckholdertop auf den Tisch fallen und griff nach seinem Getränk. Unsere Blicke lösten sich keinen Moment voneinander. Ich nahm einen Schluck– geeister Espresso, unfassbar cool. Er war die Perfektion schlechthin. Das Nonplusultra. Und ich würde ihm zeigen, dass wir hervorragend zusammenpassten.
    »I ch habe dich noch nie zuvor gesehen«, sagte ich und war begeistert, als ich merkte, dass meine Stimme ein kleines bisschen rau klang, ein wenig tiefer als gewöhnlich. Aus der Nähe konnte ich sehen, dass seine Augen von einem schier unglaublichen Dunkelblau waren, wie ein Mitternachtshimmel, und

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