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Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Titel: Ein Kerl macht noch keinen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milly Johnson
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Schläfen, um den pochenden Schmerz fürs Erste zu vertreiben.
    »Das kannst du laut sagen«, sagte Grace. »Ich glaube, mein Mann hat eine verspätete Midlife-Crisis.«
    »Geht er etwa in Lederhosen auf Clubtour?«, fragte Christie sanft.
    »Nein, ganz im Gegenteil. Er will, dass ich mich frühpensionieren lasse und bis ans Ende meiner Tage glücklich in einem Wohnwagen lebe, Socken stricke und Werther’s Originals lutsche.«
    »O je«, sagte Christie. »Ist es für das alles nicht noch ein bisschen früh?« In ihren Augen war Grace eine lebenslustige Frau, die selbst in ihren Neunzigern noch schön sein und hohe Absätze tragen könnte. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass sie je Devon-Violets-Parfüm auflegen oder altmodische Hüte tragen würde. Komisch, sie hatte sich Grace auch nie mit einem Ehemann vorgestellt, der so »alt im Kopf« war.
    »Es ist eine solche Qual«, sagte Grace. »In letzter Zeit wird es immer schlimmer mit ihm. Ich verstehe gar nicht, was mit ihm los ist.«
    »Was sagtest du, wie lange ihr schon verheiratet seid?«, fragte Christie.
    »Dreiundzwanzig Jahre. Man würde glauben, dass man jemanden nach so langer Zeit gründlich kennt, aber … in letzter Zeit … ist es, als ob er ein völlig anderer Mensch geworden ist. Irgendetwas … Seltsames geht in ihm vor …«
    Sie klopfte sich an die Schläfe, dann begriff sie, dass sie zu viel sagte. Sie war so beschäftigt mit ihren Kopfschmerzen, dass ihre Zunge ein Eigenleben entwickelte.
    Malcolms fröhliches Erscheinen setzte ihrer Unterhaltung ein jähes Ende.
    »Morgen, die Damen.« Er musterte Grace’ Gesicht etwas genauer. Sie sah aus, als hätte sie eins auf die Nase bekommen, und ihre Augen waren verquollen, dunkle Ringe darunter. Oh, schaute die elegante Grace etwa gern ein bisschen zu tief ins Glas? » Hat bei Ihnen die halbe Abteilung heute einen freien Tag?«
    »Nein!« Christie versuchte gar nicht erst, sein Lächeln zu erwidern. »Aber es ist ja auch noch früh.«
    Es waren noch zehn Minuten bis zum offiziellen Arbeitsbeginn. Es war nicht ihre Schuld, dass Malcolm so lächerlich früh antanzte. Und dass er 87 Stunden am Tag auf der Arbeit war, hieß noch lange nicht, dass er bei der Arbeit war, es sei denn, Mr. McAskill trieb sich in der Nähe herum. Dann hätte er allerdings einen Oscar dafür bekommen können, wie übertrieben er die Rolle des viel beschäftigten Käse-P.O. ausfüllte.
    Malcolm machte eben schon den Mund auf, um darauf etwas Schlaues zu entgegnen, aber der Versuch wurde von Christie vereitelt, die abrupt aufstand und an ihm vorbeirauschte.
    »Sie müssen mich entschuldigen, Malcolm, aber ich habe eine Besprechung mit James. Grace, wir sehen uns später. Und vergiss nicht, was ich gesagt habe. Fahr nachhause, wenn diese Kopfschmerzen schlimmer werden.«
    »Wenn ich Sie später kurz sprechen könnte …«, rief Malcolm Christie nach, aber sie schien ihn gar nicht zu hören. Er hatte den Verdacht, dass das Absicht war.
    Grace hielt den Kopf jetzt gesenkt und schien ihn ebenfalls zu ignorieren.
    Malcolm kochte vor Wut. Er hasste die Tatsache, dass Christie Somers’ Abteilung ihn so offensichtlich verachtete. Diese Zicken.
    »Und wie geht’s dir so?«, fragte Grace Anna später, als sie allen einen Kaffee brachte. Zum Glück hatten die Tabletten gegen die Kopfschmerzen geholfen, und jetzt ging es ihr schon viel besser.
    »Gar nicht schlecht«, nickte Anna. Sie wunderte sich, dass das wirklich die Wahrheit war und nicht nur etwas, was man eben so sagte. So schlecht ging es ihr gar nicht. Jedenfalls im Augenblick.
    »Was von Tony gehört?«
    »Nichts«, sagte Anna. »Nicht einen Mucks.«
    »Aber damit scheint es dir viel besser zu gehen.«
    »Na ja, Grace, das Problem ist, ich weiß nie, wann mir plötzlich wieder ein Riesengedanke an ihn durch den Kopf schießt. Manchmal sitze ich einfach zuhause und denke an irgendetwas Albernes, das Dawn gesagt hat, und dann – wusch! – trifft mich auf einmal diese riesige Flutwelle von Tony und wirft mich völlig aus der Bahn. Er zahlt noch immer die Hälfte unserer Raten an die Bank, daher nehme ich an, es ist noch nicht alles verloren.«
    »Und wie läuft’s mit deinem Vampir-Designer?« Grace schlürfte dankbar an ihrem Kaffee. Ihre Kehle war schon den ganzen Tag schrecklich ausgedörrt.
    »Das ist eigentlich ganz witzig, auch wenn ich mir nicht sicher bin, wie ich mich fühlen werde, wenn ich den Fernseher einschalte und meine Cellulitis in aller Breite auf dem

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