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Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Titel: Ein Kerl macht noch keinen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milly Johnson
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stürmst, nur um zu sehen, wie sie sich im Fernsehen Morning Coffee ansieht«, sagte Raychel. Aber sie wusste ebenso gut wie die anderen, dass Grace sich niemals einen Tag frei genommen hätte, ohne irgendjemandem in der Abteilung Bescheid zu geben.
    »Hier ist die Nummer ihrer Tochter Laura, für alle Fälle«, sagte Christie, kritzelte die Nummer auf einen Block und riss das Blatt ab. »Ich werde zurück sein, sobald ich kann.«
    »Machst du dir wirklich solche Sorgen?«, fragte Raychel. Ihr lief ein Schauer über den Rücken, der ihr durch Mark und Bein ging.
    »Ja, allerdings.« Aus Christies Stimme war leider kein Zweifel herauszuhören. »Wenn James fragt, wo ich bin, dann sagt es ihm. Wenn sonst irgendjemand fragt, sagt, das geht ihn nichts an.« Dann schnappte sie sich ihren Mantel und ging in Richtung Treppe.
    Die Siedlung selbst war leicht zu finden, aber sie war das reinste Labyrinth. Straßenschilder schien es hier nicht zu geben. Christie zog entnervt die Handbremse an und eilte hinüber zu einem der Häuser.
    »Entschuldigen Sie, bitte«, wandte sie sich an eine Hausfrau, die in Pantoffeln Staub saugte, »wo finde ich denn den Powderham Crescent? Ich suche die Nr. 32.«
    »Sie stehen mittendrin«, sagte die Frau. »Er verläuft in einem großen Bogen. Wenn Sie zur Nr. 32 wollen, müssen Sie hier weiter bis zum anderen Ende fahren. Dann kommt eine Häuserreihe mit Geschäften, und da muss es irgendwo sein.«
    »Vielen Dank.« Christie stieg wieder in ihren Wagen und wendete gekonnt in drei Zügen, um der Wegbeschreibung zu folgen, die sie soeben erhalten hatte. Die Hausnummern verliefen abwärts bis zur Nr. 74 und wurden dann von den Geschäften unterbrochen. Sie zählte die Häuser ab bis zu einem kleinen, stillen Haus an einer Ecke, das unschuldig dastand, auf drei Seiten umgeben von einem perfekt gestutzten Rasen und eineinhalb Meter hohen Nadelbäumen. Christie parkte davor und ging zögernd den Fußweg hoch.
    Sie streckte eben schon die Hand nach dem Türklopfer aus, doch dann zog sie sie im letzten Augenblick zurück. Sie schlich ans Fenster und spähte durch die Scheibe. Nichts deutete darauf hin, dass irgendetwas nicht stimmte. Sie hätte gern einen Blick hinters Haus geworfen, aber das hohe Tor an der Seite war abgesperrt. Sie ging zurück zur Haustür und drückte den Briefschlitz auf. Sie hörte leise Radiogeräusche und Stimmen, so schwach, dass Christie sich nicht sicher war, ob sie es sich nur einbildete.
    Dann hörte sie einen Wagen vorfahren, und als sie sich umwandte, sah sie, dass es Niki war, noch in seinem weißen Zahnarztkittel.
    »Du bist fürsorglicher, als für dich selbst gut ist«, schalt sie ihn sanft.
    »Ich weiß doch, was du dir für Schrammen eingehandelt hast, seit du laufen kannst«, sagte Niki. »Vorsicht war schon immer ein Fremdwort für dich.« Er warf einen prüfenden Blick auf das Haus. »Scheint alles in Ordnung zu sein. Bist du sicher, dass sie nicht nur eine Autopanne hatte und ihr Handy keinen Empfang hat, um dir Bescheid zu geben?«
    »Ich hoffe es«, sagte Christie. »Aber du kennst ja mich und meine Intuition.«
    Niki nickte wie ein Mann, der die intuitiven Gefühle seiner Schwester tatsächlich kannte.
    Christie betätigte den Türklopfer und drückte zur Sicherheit auch noch lange auf die Klingel an der Seite. Durch die Glasscheibe in der Tür sah sie ein Licht aufblitzen, als sei eine Tür am Ende eines Flurs kurz auf- und wieder zugegangen.
    »Da drinnen ist irgendjemand, da bin ich mir sicher.« Sie beugte sich zu dem Briefschlitz hinunter, drückte ihn auf und rief ins Haus: »Grace, bist du da drin? Grace, ist alles in Ordnung mit dir?«
    In diesem Augenblick schoss ein brandneuer Volvo die Straße hoch und hielt genau hinter Nikis Stoßstange. Ein besorgt blickender junger Mann sprang rasch heraus.
    »Hi. Sind Sie Christie? Ich bin Paul, Grace’ Sohn. Meine Schwester hat mich eben angerufen und gebeten, herzufahren, um nach meiner Mum zu sehen, und dann war die Leitung auf einmal tot, und ich kann sie nicht mehr erreichen. Was ist denn los?«
    »Hallo, Paul, ich habe keine Ahnung, was los ist, falls überhaupt etwas los ist. Ja, ich bin Christie, ich arbeite mit Ihrer Mutter zusammen, aber sie ist heute nicht zur Arbeit erschienen, deswegen habe ich mir Sorgen gemacht. Da ist jemand im Haus, da bin ich mir ganz sicher.«
    Paul spähte durch die Fenster und versuchte es auch an dem seitlichen Tor. Und dann, als er keine andere Möglichkeit sah,

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