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Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Titel: Ein Kerl macht noch keinen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milly Johnson
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darauf kommen können, dass sie bereits zweimal eine Frühpensionierung abgelehnt hatte. Aber die Personalabteilung würde solche Details nicht preisgeben. »Er hat mir gesagt …«, hatte Gordon gesagt. Er . Er meinte doch sicher nicht Malcolm?
    Grace stöhnte auf. Sie hatte Angst, und sie hatte Schmerzen, und ihre Würde war ihr völlig abhandengekommen.
    »Gordon, ich habe Schmerzen. Bitte!«
    »Und warum gehst du in letzter Zeit freitagabends auf einmal immer in den Pub? Sag mir bloß nicht, du gehst mit diesen Frauen aus, mit denen du zusammenarbeitest. Du hältst mich wohl für bescheuert.«
    »Aber ich gehe wirklich mit den Frauen aus, mit denen ich zusammenarbeite!«
    »Du kaufst dir doch keine neuen Kleider, um mit Frauen in den Pub zu gehen!«
    Wieder schoss Gordons Hand auf ihre Wange zu, und Grace duckte sich und wartete auf den brennenden Schmerz, aber dann, zwei Zentimeter vor ihrem Gesicht, hielt seine Hand auf einmal inne, bebend vor Wut.
    »Sieh nur, wie weit du mich treibst!«, schrie er sie an, und dann brach er auf einmal in Tränen aus. Sie kullerten zwischen seinen Fingern hindurch, die er sich vor die Augen hielt. Und dann versiegten sie, ebenso plötzlich, wie sie gekommen waren, und er schrie sie wieder an. »Du machst alles kaputt! Du kannst mich nicht verlassen, Grace. Das werde ich nicht zulassen.«
    Trotz ihrer Notlage sah Grace mit einem Mal erfüllt von Verbitterung und Hass zu ihm hoch. Jahrelang aufgestaute Wut und Frustration brachen auf einmal in ihr hervor. Er hatte alles völlig verzerrt. Er dachte, sie hätte eine Affäre – mit jemandem auf der Arbeit? Er war hier der Betrüger. Er hatte sie um diese Ehe betrogen. Er hatte nie versucht, sie glücklich zu machen, obwohl er es ihr in der kurzen Zeit, die sie vor ihrer Heirat zusammen gingen, versprochen hatte. Kaum dass dieser Ring an ihrem Finger steckte, hatte er jedes Versprechen gebrochen, an einer richtigen Familie mit ihr zu arbeiten. Ihr eigener Wunsch nach Kindern hatte sie in einer lieblosen, sexlosen Beziehung gefangen gehalten.
    Grace musste sich zusammenreißen, um ihm keine Widerworte zu geben. In ihrer Position durfte sie die Situation nicht noch weiter verschärfen, aber sie wusste, wenn sie von ihren Fesseln befreit gewesen wäre, dann hätte sie sich mit aller Kraft auf ihn gestürzt. Stattdessen zwang sie sich, möglichst still zu verharren. Sie ließ ihn glauben, sie hätte vielleicht wieder das Bewusstsein verloren.
    Er wischte sich unsanft mit dem Handrücken über die Augen und nahm sich zusammen.
    »Ja, natürlich, ich hole dir einen Lappen und ein Handtuch«, sagte er, als hätte sie ihn eben darum gebeten. »Bin gleich wieder da, Schatz.«

Vierundfünfzigstes Kapitel
    H ast du abgenommen?«, fragte Raychel Anna, kaum dass sie ihren Mantel ausgezogen hatte.
    »Nein.« Anna lächelte, denn das hatte sie wirklich nicht. Sie sah nur deutlich schlanker aus dank Vladimirs ›Darqone‹-Kreationen. Sie wirkten wirklich Wunder. Darin hatte sie eine tolle Figur, selbst mit diesen abscheulichen Kleidern darüber, und sie bewirkten sogar, dass sich Anna – durfte sie es wirklich zugeben? – sexier fühlte. Und sie gaben ihr ihren stolzen, selbstbewussten Gang zurück.
    Im Verlauf der nächsten Stunde stellten Christie und Dawn ihr genau dieselbe Frage nach ihrem Gewicht. Grace nicht, denn sie war nicht zur Arbeit erschienen, was seltsam war.
    »Hat Grace schon angerufen?«, fragte Christie, als sie um zehn Uhr von ihrer Besprechung mit der Einkaufsabteilung zurückkam. Es sah Grace nicht ähnlich, zu spät zur Arbeit zu kommen.
    »Nein, hat sie nicht«, antwortete Raychel.
    »Das ist aber ein bisschen seltsam, oder?«, sagte Dawn. »Ich kenne Grace ja noch nicht sehr lange, aber ich denke, es sieht ihr nicht ähnlich, einfach wegzubleiben, ohne Bescheid zu geben. Dafür ist sie viel zu professionell.«
    »Da gebe ich dir sofort recht«, sagte Christie. Das sah Grace überhaupt nicht ähnlich. Und nein, sie kannten sich noch nicht sehr lange, aber eine angenehme Wärme verband diese Frauen und schweißte sie jeden Tag ein bisschen enger zusammen.
    Christie besorgte sich Grace’ Privatnummer von der Personalabteilung, die ihnen, so hoffte sie, Aufschluss über ihren Verbleib geben würde, auch wenn sie keine Handynummer von ihr hatten. Ihr war bewusst, dass die Personalabteilung, wenn sie erfahren sollte, was Christie hier tat, ihren Anruf bei Grace als eine Form von Belästigung bewerten würde, die streng

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