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Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Titel: Ein Kerl macht noch keinen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milly Johnson
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kaum kannte, aber sie war im Augenblick nicht im Stande, ihre eigene Logik zu hinterfragen. Sie folgte einfach ihrem Verstand, der ihr sagte, was sie im Augenblick brauchte. Sie wollte nicht, dass ihre Kinder durch ihre Gegenwart ständig daran erinnert wurden, was ihr Vater getan hatte. Sie litten ohnehin schon genug. Paul hatte ein furchtbar schlechtes Gewissen, dass er nicht mehr getan hatte, um seine Mutter vor dem Ausbruch seines Vaters zu schützen. Grace konnte sehen, wie sehr er sich deswegen quälte.
    »Wie hättest du das denn vorhersehen sollen, mein Junge?« Sie hatte ihn fest an sich gedrückt, wie damals, als er noch ein kleiner Junge war, und sie wusste, dass ihre Kinder bei ihrem Anblick jedes Mal von einer neuen Welle des Schmerzes erfasst werden würden, während ihre eigenen Wunden allmählich verheilten. Und daher hatte sie, als Christie sie im Krankenhaus gefragt hatte, ob sie erst einmal zu ihr und Niki ziehen wolle, dieses Angebot dankbar angenommen.
    »Sagt Sarah noch nichts davon«, sagte Grace zu ihren Kindern.
    »Sie wird es erfahren müssen!«, sagte Paul.
    »Nein, Paul. Sie hat mit ihrer Schwangerschaft schon genug am Hals. Schützt sie, so gut ihr könnt.«
    »Du solltest einfach nur an dich denken, Mum«, sagte Laura. Sie liebte diese Frau so sehr, dass sie es kaum ertragen konnte, sie auf dieser Rollbahre zu sehen, mit Verletzungen, die Lauras eigener Vater ihr zugefügt hatte. Sie hatte viel geweint, nachdem er sie aus seinem Haus geworfen hatte, aber sie war dennoch bereit gewesen, ihm zu verzeihen, schließlich war er immer noch ihr Vater. Aber jetzt, nach dieser Geschichte, wollte sie ihn nie mehr wiedersehen.

Fünfundfünfzigstes Kapitel
    G eht es dir gut?« Christie wandte sich im Auto zu Grace um, als sie das obere Ende ihrer Auffahrt erreichte, dann schalt sie sich augenblicklich für ihre Worte. »Nein, natürlich geht es dir nicht gut. Was für eine idiotische Frage.«
    »Du bist so lieb zu mir.« Grace zwang sich zu einem Lächeln. »Ich wollte nicht im Krankenhaus schlafen, Christie.« Ihr Gesicht schmerzte, wenn sie sprach, ihre Schultern schmerzten, ihr ganzer Körper schmerzte. Sie wollte bis zur Nasenspitze in ein Bad eintauchen und die Erinnerung an Gordons Hände abwaschen, die unbeholfen versucht hatten, sie zu trocknen. Sie fühlte sich so tief verletzt. Sie bezweifelte, dass es auf der ganzen Welt genug Seife gab, um dieses Gefühl von Gordons Händen auf ihrem Körper abzuwaschen.
    Christie half Grace aus dem Wagen, hakte sie unter und führte sie behutsam in ihr schönes altes Haus. Es war als »Herrensitz« angepriesen worden, als Christies Vater es vor vielen Jahren gekauft hatte, und eine treffendere Bezeichnung konnte es kaum geben. Inmitten seines weitläufigen Grundstücks gelegen und mit einer herrlichen Aussicht über die umliegende Landschaft, strahlte das West House eine beruhigende, entspannende Atmosphäre aus. Sobald Grace eintrat, konnte sie den Schutz seiner dicken, sicheren Wände spüren.
    Christie drückte Grace sanft in einen großen, weichen Sessel neben einer Verandatür.
    »Jetzt setz dich einfach hierher, und ich mache uns einen Tee.«
    Grace ließ sich von der Stille umfangen. Vor drei Tagen war ihre Welt noch eine völlig andere gewesen. Jetzt saß sie hier in einem fremden Haus und ihr Mann in einer Gefängniszelle. Der Gedanke an Gordons Unglück rief kein Mitleid in ihr hervor. Er war kein kranker Mann, der sich selbst nicht im Griff hatte. Es war sein Egoismus, der ihre Familie zu Grunde gerichtet hatte. Er hatte sie alle als Verlängerungen seiner selbst betrachtet, ohne Recht auf einen eigenen Willen. Sie hätte ihn schon längst verlassen sollen, damals, nachdem die Kinder ausgezogen waren, dann wäre ihnen allen diese Verletzung und Verwirrung erspart geblieben. Sie hätte ihn verlassen sollen, als sie dachten, er sei nur ein abscheulicher alter Bock, dann hätten sie das hier niemals sehen müssen … dieses Monster, zu dem er geworden war.
    Christie kam mit einem altmodischen Tablett mit Tee in einer hübschen Teekanne, Porzellantassen und einem Teller mit Schokoladenkeksen wieder. Ein Tee, der gekocht worden war, um Trost zu spenden.
    »Wir haben vier Gästezimmer zur Auswahl, aber ich denke, das Rosenzimmer wäre am hübschesten. Es hat ein eigenes Badezimmer, da hast du deine Privatsphäre, und es geht nach hinten hinaus, sodass es schön still ist. Jetzt willst du bestimmt erst mal ein schönes langes Schaumbad nehmen. Auf

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