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Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Titel: Ein Kerl macht noch keinen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milly Johnson
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üblichen Zug verpasst, nachdem sie bei Iceland rasch noch ein paar Dinge eingekauft hatte. Als sie auf den Zug zurannte, sah sie wieder den schwarz gekleideten Mann auf dem Bahnsteig gegenüber. Als er sie entdeckte, sah er aus, als könne er sein Glück, sie wiederzusehen, kaum fassen. Vor allem fiel ihr auf, dass er nicht nur zu ihr herüberstarrte, sondern sie so zu mustern schien, wie Albert Pierrepoint vielleicht einen verurteilten Mann mustern würde, um abzuschätzen, wie viel Seil er für die Hinrichtung benötigte. Und dann zeigte er, zu Annas abgrundtiefem Entsetzen, genau auf sie. Er winkte sie zu sich herüber. Ja, na klar, als ob sie zu ihm hingehen würde! Annas Herz raste. Sie sprang in den Zug, versuchte zu ignorieren, dass der Mann noch immer alles daransetzte, ihre Aufmerksamkeit zu erregen, ihr jetzt heftiger zuwinkte. Sie wagte einen Blick zu ihm hinüber, als der Zug anfuhr. Der Mann war verschwunden. Dann sah sie, wie er auf ihrer Seite des Bahnsteigs die letzte Stufe hinuntersprang. Wie zum Teufel war er so schnell dorthin gekommen? Er musste durch die Passage über den Gleisen geflogen sein.
    Na ja, überlegte sie düster, wenn er wirklich ein Serienkiller war, was spielte es schon für eine Rolle? Ihr Leben war sowieso gelaufen. Das Einzige, was auf sie wartete, war eine Existenz in Pflegeheimen, wo sie sabberte und nach Pisse roch. Jenseits der vierzig ging es doch nur noch bergab. Sie hoffte, wenn er sie endlich eingeholt hätte, würde seine Methode schnell und schmerzlos sein.

Siebzehntes Kapitel
    V ladimir Darq sah, wie der Zug aus dem Bahnhof fuhr, Sekunden bevor er die Chance hatte, aufzuspringen. Verdammt . Er hatte genau die Frau gefunden, die er suchte, und er kam nicht an sie heran. Als er die Frau mit dem langen, kastanienbraunen Haar zum ersten Mal gesehen hatte, hatte ihm sein innerer Radar gesagt, dass sie auf jeden Fall in die engere Wahl kam. Sie war ihm den ganzen Abend nicht mehr aus dem Kopf gegangen, und spätestens am nächsten Morgen hatte er gewusst, dass keine andere Frau je gut genug sein würde. Jeden Abend hatte er am Bahnhof darauf gewartet, sie wiederzusehen, und jetzt war sie gekommen, und er hatte sie verpasst. Er dachte an die ganzen Einkäufe, die sie bei sich gehabt hatte, und überlegte, dass sie normalerweise vielleicht einen früheren Zug nahm. Beim dritten Anlauf musste es klappen. Er würde sie nicht noch einmal verpassen.
    In der Firma herrschte am Donnerstag jene fröhliche »Letzter Tag vor den Feiertagen«-Stimmung. Dawn würde noch ein paar Dinge für die Hochzeit erledigen, weshalb sie schon ganz kribbelig war; Raychel plapperte fröhlich von ihren Umzugsvorbereitungen, und auch wenn Anna nicht so übersprudelte wie die anderen Frauen, hoffte Christie doch, dass sie sich auf ein ruhiges verlängertes Wochenende mit ihrem Verlobten und ihrer Katze freute. Nur aus Grace’ Ecke glaubte sie einen kalten Luftzug zu spüren. Christie bemerkte ein paarmal, wie sie einfach in die Luft starrte.
    »Alles okay mit Ihnen?«, fragte sie.
    Grace kehrte mit einem Ruck in die Wirklichkeit zurück.
    »Alles bestens«, sagte sie, womit sie keine von beiden überzeugte, aber Christie hakte nicht weiter nach, und Grace verriet nicht, dass sie eine absolut ungute Vorahnung hatte. Es hatte irgendetwas mit Gordon zu tun, auch wenn ihr nichts wirklich Ungewöhnliches an ihm aufgefallen war. Trotzdem, es war ein unangenehmes Gefühl, das sich einfach nicht legen wollte.
    Grace graute vor den Osterfeiertagen. Zum Glück konnte sie sich wenigstens auf einen schönen Samstagnachmittag mit Paul freuen – und auf Joes Gesicht, wenn er sah, wie viele Eier der Osterhase im Haus seiner Großeltern für ihn versteckt hatte. Das hieß, falls Gordons dämliches Grinsen den Osterhasen nicht von einem Besuch abschreckte.
    Paul war das letzte ihrer Kinder gewesen, als er vor über drei Jahren sein Elternhaus verlassen hatte. Erst nachdem er zuhause ausgezogen war, war ihr bewusst geworden, wie sehr die Gegenwart der Kinder sie immer aufgemuntert hatte. Jetzt, wo sie alle fort waren, hatte sie immer öfter das Gefühl, als müsste sie innerhalb ihrer vier Wände nach Luft schnappen.
    Um fünf Uhr wünschte Christie ihren Damen schöne Feiertage. Die Abteilung würde bis zum Dienstag nach Ostern geschlossen bleiben. Für Christie sah es aus, als hätte vor allem Grace eine erholsame Pause dringend nötig.
    Gordon hatte angeboten, Grace an diesem Tag zur Arbeit zu fahren und wieder

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