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Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Titel: Ein Kerl macht noch keinen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milly Johnson
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Becher mit Wasser und einer Packung feuchter Tücher wieder und reichte sie Christie.
    »Grace hat mir das hier für Sie mitgegeben«, sagte sie. »Hier, trinken Sie das, es ist aus dem Wasserspender, schön frisch und kalt.«
    Anna schlürfte das Wasser, während Christie ein paar feuchte Tücher aus der Packung zog und begann, Annas Gesicht sanft abzuwischen, wie bei einem kleinen Kind.
    »Es tut mir so leid«, sagte Anna wieder.
    »Schscht«, flüsterte Christie. »Können Sie aufstehen? Wir holen jetzt Ihren Mantel und Ihre Tasche, und dann bringe ich Sie nachhause.«
    Anna machte den Mund auf, um zu protestieren, sie würde sich ein Taxi nehmen, um ihnen allen nicht noch mehr zur Last zu fallen, aber sie war zu schwach. »Danke«, lenkte sie schließlich ein.
    »Braves Mädchen«, sagte Christie und half Anna hoch.
    Anna fühlte sich hundeelend, während sie ins Büro zurückging, wo Grace schon wartete und ihr den Mantel aufhielt, sodass sie nur noch hineinschlüpfen musste. Neben ihr hielt Dawn Annas Handtasche für sie bereit. Anna sah die beiden an, und sie sah so viel Freundlichkeit in ihren Augen glänzen, dass sie am liebsten zu Boden sinken und vor Scham und Dankbarkeit zugleich losflennen wollte.
    »Bis später, meine Damen.« Christie führte Anna aus dem Büro. »Kommen Sie, Kleines, jetzt bringen wir Sie erst mal nachhause und stecken Sie ins Bett.«
    Anna wohnte am Ende einer hübschen, stillen Straße, nicht weit von der Haltestelle Dartley entfernt. Der Name Courtyard Lane passte sehr gut zu ihr: Es war ein Rechteck aus schmalen Reihenhäusern mit einer gepflegten Grünfläche in der Mitte.
    Das Haus sandte so viele unterschiedliche Signale aus. Es war eine entzückende Mischung aus schweren alten Möbeln und dazu passenden Reproduktionen. Ganz dunkel gehalten: ein kräftiges Rot an den Wänden, ein gewagtes Blau, das von der Diele in die Zimmer schimmerte. Aber die Oberflächen waren staubig, und der Teppich hätte einmal gründlich gesaugt werden müssen. Das Haus sah erschöpft aus. Ein Ort, auf den jemand einmal sehr stolz gewesen war und den er mit viel Geschmack eingerichtet hatte, inzwischen aber völlig vernachlässigte. Im Moment sah es wie ein genaues Spiegelbild von Anna aus.
    Die kleine Küche war sauber, wenn auch ein bisschen unaufgeräumt. Zwei Fressnäpfe, handbemalt mit den Worten »Butterflys Futter« und »Butterflys Wasser«, standen gefüllt auf dem Boden. Christie stöberte in den Schränken nach ein paar Tassen, nachdem sie erklärt hatte, sie würde Wasser aufsetzen. Auf einem Regal standen etliche feine Porzellanbecher mit Bildern von Siamkatzen darauf. Sie machte zwei Tassen Kaffee und ging zurück ins Wohnzimmer, wo Anna auf dem Sofa saß, jetzt etwas schläfrig blickend.
    »Ich habe den koffeinfreien genommen«, sagte Christie. »Sie sehen aus, als ob Sie dringend ein bisschen Schlaf bräuchten.« Sie öffnete ihre Handtasche und entnahm ihr ein paar Tabletten. »Hier, das wird die Kopfschmerzen vertreiben, mit ein bisschen Glück.«
    »Es geht mir schon besser, jetzt, nachdem ich mich übergeben habe«, sagte Anna, aber sie nahm die Tabletten trotzdem. Sie fühlte sich wie einmal durch den Fleischwolf gedreht.
    Christie bemerkte die vielen Fotos, die überall im Zimmer aufgestellt waren: Anna, die sich an einen gut aussehenden Typen kuschelte, Tony vermutlich, und viele Bilder einer kessen Siamkatze in unterschiedlichen Wachstumsstadien.
    »Ist das Ihr Kater?«, fragte Christie. »Er sieht sehr schön aus.«
    »Er ist zu der Witwe gegenüber gezogen, Edna. Ich kann nicht mal den verdammten Kater davon abhalten, fremdzugehen. Vielen Dank, Christie, dass Sie mich nachhause gebracht haben. Es tut mir so leid, dass ich Ihnen diese ganzen Umstände mache.«
    »Wenn Sie das noch einmal sagen, knalle ich Ihnen eine«, sagte Christie. »Es geht Ihnen nicht gut, und Sie hätten gar nicht erst zur Arbeit kommen sollen. Haben Sie sich denn nicht krankgemeldet, als Sie Ihre Fehlgeburten hatten?«
    »Das musste ich nicht«, antwortete Anna. »Ich habe sie immer so früh verloren. Bis auf die letzte. Aber selbst da war ich am Freitagabend im Krankenhaus und am Samstagmorgen wieder draußen. Ich wollte keinen Aufstand machen.«
    »Und er hat Sie an diesem Freitagabend verlassen?« Christie blieb äußerlich ruhig, um sich die Abscheu nicht anmerken zu lassen, die sie empfand.
    »Für ihn war es auch nicht leicht, nachdem wir schon so viele verloren hatten«, sagte Anna. Sie wusste,

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