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Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Titel: Ein Kerl macht noch keinen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milly Johnson
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sollte.
    »Auf der Arbeit haben wir noch jede Menge«, sagte Ben. »Ich werde meinen Chef fragen, ob ich ein paar davon haben kann, da hat er bestimmt nichts dagegen.« Ben mochte seinen Chef. Er war ein Bär von einem Mann, der bei seiner Arbeit nicht an den Kosten sparte und seine Angestellten gut und pünktlich bezahlte. Sie konnten von Glück reden, so viele Aufträge zu haben, während viele andere Baufirmen Pleite machten. Aber John Silkstone besaß in der Gegend einen guten Ruf als ein Handwerker, der faire Preise berechnete und seine Kunden nicht auflaufen ließ, indem er ein Versprechen nicht einhielt.
    »Wunderbar.« Raychel bückte sich, um als Nächstes die Anrichte auszuräumen. Sie zog die oberste Schublade auf und entnahm ihr das Schatzkästchen, das sie darin aufbewahrte. Sie schob den Deckel auf, und dort, ganz oben auf dem Stapel mit den Briefen und Karten von Ben, lag der kleine gelbe Pullover mit den Entenknöpfen in einer zerknautschten Plastiktüte. Er war ungetragen. Sie hatte ihn selbst gestrickt, zur Geburt ihrer kleinen Schwester, als Raychel selbst noch ein Mädchen war. Sie konnte es kaum ertragen, ihn anzusehen, aber sie hätte ihn auch niemals wegwerfen können.
    Ben sah, wie sie ihre zitternden Finger ausstreckte, um durch das Plastik zärtlich darüberzustreichen, und ging rasch dazwischen.
    »Komm schon, Schatz, hören wir für heute mit dem Packen auf. Genug für einen Tag.«
    Als Anna nach der Arbeit zum Bahnhof ging, stand ihr kein Mann in Schwarz gegenüber. Und auch nicht hinter ihr, im Begriff, ihr in den Nacken zu hauchen. Sie war unerklärlicherweise verärgert darüber, dass er sie an diesem Abend nicht verfolgte. Wie bizarr war das?
    Ein Signalton ertönte, und dann verkündete ein Lautsprecher, dass ihr Zug eine Viertelstunde Verspätung haben würde. Sie setzte sich auf eine Bank auf dem Bahnsteig und zückte ihr Handy, um einen Blick auf die Uhr zu werfen. Die schwarz umrandete Karte mit Vladimir Darqs Namen steckte gleich daneben in ihrer Handtasche. Na los, ruf schon an , flüsterte eine innere Stimme verführerisch in ihrem Kopf. Sie dachte an sein Versprechen, ihre Darq-Seite hervorzuholen. Sie dachte an Tony und wie sie ihn mithilfe ihrer neu erweckten inneren Göttin zurückgewinnen könnte. Es war einen Versuch wert; alles war einen Versuch wert. Sie tippte die ersten beiden Ziffern auf ihrem Handy ein – und löschte sie wieder. Dann stellte sie sich vor, wie sie in einer samtenen Schößchenjacke vor Tony stand, seine Hände wieder auf sich spürte …
    Sie nahm sich zusammen und wählte noch einmal, diesmal die ganze Nummer. Sie hielt sich das Handy ans Ohr und hörte es dreimal surren, und dann antwortete die Stimme eines Mannes – seine Stimme – mit einem knappen »Hallo«.
    »Ähm, ich bin’s, vom Bahnhof.«
    »Ah.«
    »Anna Bri…«
    »Ja, ich weiß, wer Sie sind.«
    »Ich rufe nur an, um zu sagen …«
    »Meine Adresse ist Darq House in Higher Hoppleton«, schnitt er ihr das Wort ab. »Wo wohnen Sie?«
    »Ähm, 2, Courtyard Lane – das ist in Dartley.«
    »Halten Sie sich am Samstagabend um sieben Uhr bereit, bitte«, unterbrach er sie mit einem osteuropäischen Akzent, der keinen Widerspruch duldete. »Ein Wagen wird Sie abholen. Sie werden hierherkommen, und ich werde Sie für die Aufnahmen vorbereiten. Tragen Sie Ihre bequemste, nicht Ihre beste Unterwäsche. Ich wiederhole, Ihre bequemste .«
    Und damit war die Leitung tot.

Siebenundzwanzigstes Kapitel
    D awn bügelte Calums bestes Hemd. Er hatte sich auf einen Kompromiss mit ihr geeinigt und gesagt, er würde es anziehen, aber nur mit einer Jeans. Er hatte sie angesehen, als sei sie von allen guten Geistern verlassen, als sie ihm eine Krawatte hingehalten hatte.
    »Scheiße, sie ist doch sowieso völlig neben der Spur; ob ich mit einer Krawatte oder im Clownskostüm dastehe, ändert nichts an dem Geld, das sie mir gibt«, stöhnte er.
    »Wann hast du sie denn das letzte Mal gesehen?«, fragte Dawn.
    »Scheiße, das ist noch nicht lange genug her.«
    »Musst du so viel fluchen?«
    »Ja, Scheiße, das muss ich«, sagte Calum. »Und du nörgelst schon wieder.«
    Dawn hielt den Mund. Jetzt, wo er das N-Wort für sich entdeckt hatte, benutzte er es als Ausrede für alles. Es war die verbale Entsprechung eines Einheitsgrößen-T-Shirts. Er hatte ihr vorgeworfen, zu nörgeln, als sie ihn vorhin gebeten hatte, den Fernseher leiser zu stellen. Aber er warf den Nachbarn nicht vor, zu nörgeln, als sie

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