Ein Kerl macht noch keinen Sommer
Bewegung ein.
»Denise und Demi werden auch einen Scheck bekommen, wenn sie an der Reihe sind, aber nicht so viel.« Charlotte riss den Scheck aus dem Heft. »Behaltet die Summe daher für euch. Ich habe Muriel gesagt, ich würde euch allen eintausend geben. Ich gebe euch zwei.«
Jetzt erwachte Calum zum Leben. »Das ist wirklich nett von dir, danke, Tante Charlotte.«
»Hier, bitte sehr. Ich habe ihn auf Dawn Sole ausgestellt. Die Braut wird am besten wissen, wofür man das Geld ausgeben soll.«
Calum war für einen Moment verärgert, aber er beruhigte sich rasch. Er würde sich das Geld von Dawn geben lassen, wenn es in ein paar Tagen eingegangen war.
Dawn war entzückt. So konnte sie sicherstellen, dass das Geld auch wirklich für die Hochzeit ausgegeben wurde und nicht sofort in den Kassen des Dog and Duck verschwand. Zusammen mit ihren Gewinnen vom Pferderennen schien es nun wieder greifbar nah, dass sie an ihrem großen Tag nur das Beste bekommen würde.
»Haben Sie sich denn schon ein Kleid ausgesucht, Dawn?« Charlotte unterdrückte ein leises Gähnen. Sie wurde allmählich müde, das konnte Dawn sehen.
»Ja, und es ist hinreißend. Soll ich Ihnen mal ein Bild davon mitbringen?«, fragte Dawn.
»Sehr gern«, sagte Charlotte. »Ich werde natürlich nicht zu der Hochzeit kommen können, leider. Aber Ihr Kleid würde ich sehr gern sehen.«
Calum hielt nichts davon, noch einmal hierherzukommen, daher sagte Dawn ihm zuliebe: »Ich werde Calum nicht mitbringen, wenn ich Ihnen die Fotos zeige. Ich werde am frühen Nachmittag kommen, dann werde ich Sie nicht so ermüden.«
»Ich werde wirklich sehr früh müde«, sagte Charlotte. »Das Problem ist, ich wache immer so verdammt früh auf. Es macht keinen Spaß, alt zu werden. Genießen Sie Ihre Jugend, solange Sie noch diese ganze Energie haben.«
»Wir wollen dich nicht länger ermüden. Komm schon, Dawn. Tante Charlotte ist schläfrig.« Calum packte Dawn am Ärmel und tat auf einmal ganz rücksichtsvoll.
»Ich komme bald wieder.« Dawn küsste Charlotte auf die Wange. Ihre Haut fühlte sich so dünn und empfindlich und zart unter ihren Lippen an. Dieses entzückende Parfüm stieg Dawn wieder in die Nase und erinnerte sie an einen Herbstspaziergang im Wald nach einem Regen.
»Setz mich beim Pub ab, ich will noch ein bisschen feiern«, sagte Calum, als sie Penistone verließen.
Dawn verbiss sich, was sie eigentlich sagen wollte. Er würde ihr nur zum x-ten Mal vorwerfen, dass sie nörgelte. Sie würde sich damit abfinden und den Mund halten, wie sie es, begriff sie, in Zukunft vielleicht noch sehr oft würde tun müssen.
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Mai
Achtundzwanzigstes Kapitel
A usnahmslos alle fünf Frauen freuten sich wirklich auf ihren gemeinsamen Ausgehabend, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Dawn wusste, dass sie jeden Freitag erwartete, den Abend mit Calum zuhause zu verbringen, und dass er ihr ebenso jeden Freitag versprach, er würde nach ein paar Gläsern nachhause kommen, nur um dann doch erst aufzukreuzen, wenn sie schon längst im Bett lag. Daher würde es eine erfrischende Abwechslung sein, selbst einmal auszugehen und sich zu amüsieren. Anna graute so davor, an ihrem Geburtstag allein zu sein, dass ihr selbst ein Abend mit vier relativ Fremden wie ein Geschenk erschien. Grace wollte sich gern einen Abend lang von Gordons ständigem Geschwafel von ihrem künftigen Leben in Blegthorpe erholen. Und die junge Raychel wusste, dass sie sich viel zu sehr auf Bens Gesellschaft verließ. Auch wenn er es nie sagte, hatte sie manchmal doch das Gefühl, ihn mit ihrer ganzen Bedürftigkeit zu erdrücken.
Sie standen alle auf der Damentoilette auf der Arbeit und drängelten sich vor den Spiegeln, während sie ihre Lippenstifte nachzogen und ihre Haare hochbürsteten. Mehr als ein nur leicht freudiges Kribbeln durchströmte sie alle.
Die Rising Sun lag in derselben Straße wie der Firmensitz der White Rose Stores, am Rande des Industriegebiets. Sie wollten dort kurz etwas trinken, um sich Appetit zu machen für das anschließende Essen in dem neuen Thailokal nebenan, das passenderweise Setting Sun hieß.
Die Rising Sun war kürzlich zu einer Art Cowboysaloon umgestaltet worden, aber mit bequemeren Sitzplätzen als den alten, wackeligen Holzstühlen. Viele Sättel und anderes Cowboy-Zubehör hingen an den Wänden, und Poster zu beiden Seiten einer kleinen Bühne kündigten an, dass in der nächsten
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