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Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Titel: Ein Kerl macht noch keinen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milly Johnson
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Woche die »Rhinestones« spielen würden. Dawn war enttäuscht, dass sie an diesem Abend nicht spielten; sie schwärmte für Country- und Westernmusik jeder Art. Sie musste nur die ersten paar Takte eines Jim-Reeves-Songs hören, um wieder in ihre Kindheit versetzt zu werden, mit ihrem verrückten singenden Dad und seiner Giii-tarre. Früher sang sie selbst oft im Haus, bis Calum ihr sagte, sie solle den Mund halten, da er den Fernseher nicht hören könne.
    Sie fanden einen freien Tisch neben einem kalten Kamin. Kaum hatten sie sich gesetzt, kam schon eine Kellnerin mit einem silbernen Eimer mit Eis und einer Flasche Champagner, gefolgt von einer Kollegin mit einem Tablett mit fünf langen, gläsernen Champagnerflöten.
    »Eine kleine Aufmerksamkeit von James McAskill«, erklärte Christie ihren fünf Mitarbeiterinnen, denen vor Staunen die Münder offen standen. Welche Bedeutung hatte diese Frau für James McAskill, dass sie einen solchen Einfluss auf ihn hatte?, fragten sich alle. Aber sie nutzten seine Großzügigkeit aus und erhoben die Gläser auf Anna und sagten einstimmig: »Alles Gute zu Ihrem vierzigsten Geburtstag, Anna!«
    »Und wie kommt es, dass Sie keine Freunde oder Verwandten haben, mit denen Sie heute Abend feiern?«, fragte Dawn. Anna errötete.
    »Mein liebes Mädchen, Sie drücken sich aber auch immer so taktvoll aus«, sagte Christie kopfschüttelnd.
    Anna wusste, dass Christie den anderen von ihrer und Tonys Trennung erzählt hatte. Sie war damit eigenmächtig vorgeprescht und hatte es ihr anschließend gesagt. Sie neigte nicht zu Tratsch und Klatsch, aber sie wollte gern, dass alle diesen Teil von Annas Geschichte kannten, damit niemand ins Fettnäpfchen trat. Obwohl Dawn offenbar noch immer genau das tat.
    »Na ja, das mit meinem treulosen Partner wisst ihr ja schon«, begann Anna zu erklären. »Meine Mum und mein Dad sind geschieden. Mum hat wieder geheiratet und lebt mit ihrem neuen Typen in Irland. Dad hat auch wieder geheiratet und lebt jetzt in Cornwall, aber wir standen uns sowieso nie besonders nahe. Ich habe noch eine viel jüngere Schwester, Sally, sie hat sich die Haare grün gefärbt, ihren Namen in Rainbow Storm geändert und angefangen, seltsame Dinge mit Kristallen zu machen, und sie lebt jetzt in einer französischen Kommune. Jedenfalls hat sie noch nie an Monogamie geglaubt, daher wäre sie mir sicher keine große Stütze gewesen. Ich habe ein paar Karten von anderen Pärchen bekommen, mit denen Tony und ich ab und zu ausgegangen sind, aber das sind eher seine Leute als meine, daher wollen sie ihm gegenüber loyal sein und Abstand zu mir halten, nehme ich an. Und offenbar habe ich alle Freunde, die ich einmal hatte, verloren, als sie selbst Familien gegründet haben. Ich glaube, es war ihnen unangenehm, dass meine Schwangerschaften immer so kompliziert verliefen, während sie selbst am laufenden Band Kinder in die Welt setzten. Wenn die einen Kinder haben und die anderen nicht, lebt man sich eben leicht auseinander«, sagte Anna. »Daher habe ich nach und nach alle bis auf Tony aus den Augen verloren, und jetzt ist er auch noch weg, und deswegen bin ich heute so ein einsamer Trauerkloß.«
    Grace nickte mitfühlend. Sie wusste, wie leicht man auf einmal allein dastehen konnte. Sie hatte selbst ihr Leben ihrer Familie gewidmet und eine Existenz ohne Freundinnen geführt, nachdem ihre beste Freundin Ellen sechs Wochen vor ihrer Hochzeit mit Gordon gestorben war. »Bitte heirate ihn nicht, Gracie«, waren die letzten klaren Worte gewesen, die ihrer Freundin über die Lippen gekommen waren.
    Und Ben war immer Raychels einziger Gefährte gewesen. Eine Freundschaft außerhalb ihrer engen Zweierbeziehung war für sie nur schwer vorstellbar. Wie könnte sie Freundinnen haben, wenn sie nie irgendjemandem außer Ben vertrauen könnte? Nie. Sie waren durch Dinge verbunden, die sie von allen anderen in der Welt trennten.
    »Freundschaften sind so wichtig«, sagte Christie. »Es tut mir so leid, dass Sie so allein sind. Und deswegen werden Sie heute Abend mit uns allen dieses wundervolle Essen genießen und darauf anstoßen, dass heute der erste Tag Ihres restlichen Lebens ist.« Christie hatte viel über ihre Damen nachgedacht, und sie war so froh, dass sie jetzt hier um diesen Tisch saßen – gemeinsam. Der Mensch war nicht zu einem Inseldasein geschaffen. Vor langer Zeit einmal hatte sie selbst den Fehler begangen, sich von allen abzuschotten, und war in einem Meer der Einsamkeit

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