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Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Titel: Ein Kerl macht noch keinen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milly Johnson
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fünf Minuten später anfingen, gegen die Wand zu klopfen.
    Dawn steckte ihr Haar mit einer Krokodilspange zusammen und zog dann an den Seiten ein paar Locken heraus, um den Effekt abzumildern. »Ich will doch nur, dass wir hübsch aussehen, wenn wir sie besuchen. Das ist das Mindeste, was wir tun können, wenn sie uns so viel Geld für die Hochzeit gibt.«
    Calum knurrte, band die Krawatte zu einem tief hängenden, schlampigen Knoten und zog sie rebellisch auf eine Seite. In Hemd und Krawatte sah er so gut aus. In seinem Frack würde er auf der Hochzeit fabelhaft aussehen. Er hatte ein jungenhaftes Gesicht mit großen, graublauen Augen und diesem sexy Lächeln, das ihr von Anfang an den Kopf verdreht hatte.
    Dawn fuhr sie zu dem Altersheim: Greenfields in Penistone. Es war ein altes viktorianisches Gebäude mit einer Doppelfront, auf einer riesigen Grundfläche errichtet und mit einem großen gläsernen Wintergarten, der links angebaut war. Hübsche Rüschenvorhänge hingen an den Fenstern, und ein kurz geschnittener Rasen vor dem Haus zeigte den Besuchern, dass es sich hier um eine gepflegte Einrichtung handelte. Calum war gelangweilt und stöhnte schon bevor sie an den Empfangstresen traten. Dawn kam sich vor, wie seine Mutter, während sie ihn weiterzerrte und das Reden mit der Empfangsangestellten übernahm. Es war nicht das erste Mal, dass sie sich so vorkam. Ihr Verlobter strotzte nicht unbedingt vor Energie.
    Die Empfangsangestellte führte sie zu einem entzückenden, sonnigen Aufenthaltsraum im hinteren Teil des Hauses, der auf einen langen, blumenumgrenzten Rasen hinausging. Ein paar alte Männer mit Sonnenhüten spielten in der Mitte des Rasens Krocket. Es machte alles einen sehr altmodischen, englischen Eindruck auf Dawn, als hätte jemand die Zeit in die Dreißigerjahre zurück gedreht.
    Tante Charlotte war nicht das winzige, verwelkte Ding, das Dawn sich vorgestellt hatte. Sie war sehr hübsch angezogen, auf eine gesunde Weise schlank und saß aufrecht in ihrem Sessel. Als sie sie begrüßte, wurde offensichtlich, dass sie zu ihrer Zeit so manchen Unterricht in Sprecherziehung genossen hatte. Und sie sprach nicht nur wie eine Dame, sie sah auch aus wie eine. Ihr schlohweißes Haar war zu einer tadellosen Frisur hochgesteckt, und ihre graublauen Augen funkelten hell. Sie lächelte sie beide an und hielt erst Calum und dann Dawn die Wange hin. Die alte Dame duftete nach einem lieblichen, zarten Parfüm, das Dawn noch nie gerochen hatte.
    »Ich dachte, wir könnten vielleicht ein paar Scones essen.« Charlotte beugte sich vor, als würde sie ein großes Geheimnis offenbaren. »Mögt ihr beide Scones? Das Essen hier ist sehr gut.«
    »Ich liebe Scones«, sagte Dawn.
    »Ich auch«, sagte Calum wie ein gelangweilter Teenager. Dawn wollte ihn am liebsten treten.
    Wie aufs Stichwort rollte eine Dame einen scheppernden Teewagen mit einer großen Kanne Tee, Tassen, poliertem Silberbesteck und einem Porzellanteller mit kleinen, runden, gebutterten Scones und Töpfchen mit Marmelade und Schlagsahne herein. Das Altersheim war alles andere als das, was Dawn erwartet hatte, gar nicht düster und schäbig und nach Pisse riechend. Aber es gehörte eben einer etwas gehobeneren Kategorie an. Muriel hatte irgendetwas davon gesagt, dass er Charlottes Ersparnisse auffresse wie ein Schwarm Heuschrecken ein Picknick.
    »Würden Sie uns bitte einschenken, Liebes?«, fragte Tante Charlotte. »Diese Teekannen sind viel zu schwer für mich.«
    »Natürlich, gern«, sagte Dawn. Calum bediente sich bereits bei den Scones, ohne sie zuerst den anderen anzubieten.
    »Sie heißen Dawn, richtig?«, fragte Charlotte. »Was für ein entzückender Name. Ein sonniger Name.«
    »Ja, Dawn Sole.«
    »S-O-L-E?« Charlotte nahm sich vorsichtig ein kleines Scone von dem Teller. Sie hatte lange, gerade Finger mit schönen Fingernägeln.
    »Ja, richtig.«
    »Das heißt auf Italienisch ›Sonne‹«, nickte Charlotte. »Anders ausgesprochen, aber die Schreibweise ist dieselbe.«
    »Ach, wirklich?« In diesem Augenblick entschied Dawn, dass Calum völlig falsch damit lag, dass Tante Charlotte etwas neben der Spur war. Der scharfsinnige, kluge Ausdruck in ihren Augen verriet, dass sie durchaus auf Draht war.
    »Sie werden eine Junibraut sein. Genau wie ich«, sagte Charlotte.
    »Wir werden Ihnen etwas von der Hochzeitstorte bringen«, lächelte Dawn.
    »Danke.« Charlotte beugte sich näher zu ihr vor und flüsterte: »Aber die mag ich eigentlich gar

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