Ein Kerl macht noch keinen Sommer
müde und sauer auf ihn, daher war sie nachhause gefahren, und er hatte sich im Morgengrauen doch ein Taxi genommen.
»Ist dieser Scheck schon eingegangen?«, waren seine ersten Worte an sie.
»Wann denn, ich habe ihn noch gar nicht eingereicht«, sagte sie.
»Wie wär’s mit ’nem Vorschuss darauf?«
»Ich kann nicht, Calum, ich bin im Moment nicht flüssig. Diese Hochzeit kostet mich ein Vermögen!«
»Geht das schon wieder los.« Calum vergrub den Kopf unter dem Kissen. »Jetzt fängt sie schon wieder an zu nörgeln.«
»Nein, ich nörgele nicht.« Dawn unterdrückte die Tränen. »Ich wünschte nur, du würdest auch einen kleinen Beitrag dazu leisten.«
»Das werde ich schon noch«, sagte er. »Und jetzt sei so lieb und hol mir zwei Paracetamol und eine Tasse Tee.«
Dawns Blick fiel auf ihre Gitarre in der Ecke des Schlafzimmers: das einzig Wertvolle, das sie besaß. Ihre Mum und ihr Dad hatten sie ihr zu ihrem siebzehnten Geburtstag geschenkt. Dee Dee, wir haben eine Überraschung für dich. Mach die Augen zu und die Hände auf . Sie fragte sich, ob es den beiden etwas ausmachen würde, wenn sie sie verkaufte, um den wichtigsten Tag ihres Lebens zu finanzieren. Schließlich spielte sie doch gar nicht mehr darauf. Aber die Frage beschäftigte sie nicht länger als einen Sekundenbruchteil. Egal, wie pleite sie war, egal, wie sehr sie sich nach ihrem großen Tag als Prinzessinnenbraut sehnte, das könnte sie niemals tun. All ihre Träume steckten zwischen den Saiten dieser Gitarre. Sie würde eher eine Niere verkaufen, als ihre Gitarre zu verhökern.
Eine halbe Stunde später saßen sie bei Muriel, mit einer Flasche des süßen Weißweins, den sie so gern trank, und einem Parfüm für Denise, da es ihr Geburtstag war. Sie war mit ihrem langjährigen Freund Dave gekommen, der wie eine jüngere Version von Ronnie war: still und praktisch unsichtbar, wenn er neben den lautstarken Crooke-Frauen saß. Demi begrüßte sie an der Tür mit schmollender Miene, da sie sich am Abend zuvor in dem Club mit ihrem Typen verkracht hatte. Aber Demi schmollte sowieso immer wegen irgendetwas. Nichts schien ihr je recht zu sein. Selbst wenn sie glücklich war, hingen ihre Mundwinkel stets kläglich herunter. Muriel hantierte in der Küche mit einem Dutzend Pfannen und einem Dampfkochtopf herum, während sie sich immer wieder die Finger an die Schläfen presste. Sie war ebenfalls verkatert, und das Mittagessen, als es schließlich aufgetischt wurde, zeugte davon.
Das Gemüse war schlaff und verkocht, das Rindfleisch außen hart und innen viel zu rosa für Dawns Geschmack; außerdem mochten die Crookes gern fettes Fleisch, und dieses Stück war nicht langsam genug gekocht worden, um zart zu werden. Die Kartoffeln waren klumpig, die Sauce noch klumpiger; nur die Yorkshirepuddings konnten sich sehen lassen und quollen stolz aus ihren Blechförmchen.
»Das schmeckt vielleicht beschissen, Mam«, sagte Demi, deren säuerliche Miene verriet, dass sie im Begriff war, ihre Verletztheit an anderen Leuten auszulassen.
»Also wirklich! Nur weil er dir den Laufpass gegeben hat, musst du nicht gleich allen anderen die gute Laune verderben«, sagte Calum und schlug ihr mit einem Servierlöffel auf den Arm.
»Halt du doch einfach den Mund«, schnitt ihm Demi das Wort ab, als Calum sie noch härter mit dem Löffel schlug und sie warnend anfunkelte.
»Herrgott nochmal, esst einfach oder lasst es bleiben!«, sagte Muriel. »Seht euch nur diese Yorkshires an. Verdammt lecker sehen die aus. Prost allerseits!« Sie hob ihr Glas mit dem Fusel. »Ich sollte bei eurer Hochzeit für die Bewirtung sorgen, Dawn.«
»Na ja, wenn du das tust, dann werde ich mit Sicherheit nicht kommen«, sagte Demi. »Hast du in dieses heiße Wasser überhaupt ein Saucengranulat getan, Mam?«
»Dabei fällt mir ein«, wandte sich Dawn an Calum, »wir müssen noch zum Dog and Duck gehen und die Menüs festlegen.«
»Ach, das habe ich am Freitag schon für euch erledigt. Mehr oder weniger jedenfalls. Ich muss nur noch wissen, ob ihr Erbsen in Ketchupsauce oder Karotten zum Fleisch wollt. Hast du ihr das nicht gesagt, Cal?«, verkündete Muriel.
»Hab’s vergessen«, sagte Calum.
»Er ist einfach zu nichts zu gebrauchen«, sagte Denise. »Bist du sicher, dass du ihn wirklich willst, Dawn? Hättest du nicht lieber einen mit ein bisschen Rückgrat und Hirn?«
»Sandra – die Wirtin – wollte es endlich wissen, daher haben ich und unser Calum etwas ausgesucht,
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