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Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Titel: Ein Kerl macht noch keinen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milly Johnson
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Kopf gefallen.«
    Grace machte den Mund auf, um etwas zu antworten, aber es kam nichts heraus. Ihr Sohn war ein kluger und scharfsinniger Mann, und er hatte ihre wahre Situation erkannt, wenn nicht sogar die ganze Geschichte. Schon als Grace zum ersten Mal in ihr Leben getreten war, hatte sie die Kluft zwischen Paul und seinem Vater gespürt, und sie hatte gehofft, sie überbrücken zu können. Aber das war ihr nie gelungen, und inzwischen waren die beiden völlig zerstritten, mit wenig Hoffnung, sich je wieder zu versöhnen.
    »Wir wissen, dass er es noch nie leiden konnte, wenn Leute aus der Reihe tanzen, aber das hier ist jetzt ein etwas anderes Kaliber. Das musst du doch auch sehen?«
    »Paul, Schatz …«
    »Ich sage nur, Mum, bitte hör auf mich und pass auf dich auf, ja?«
    Die Art, wie er es sagte, jagte Grace einen Schauer über den Rücken.
    Am nächsten Morgen, als Grace nach ihrem Mantel griff, spürte sie Gordons musternden Blick.
    »Das Kleid kenne ich ja noch gar nicht, ist das neu?«
    »Ja, das habe ich mir gestern in der Mittagspause gekauft.«
    »Wo denn? In eurem Industriegebiet gibt’s doch keine Kleidergeschäfte, oder?«
    »Nein, aber in Maltstone. Das sind mit dem Auto nur zehn Minuten.«
    »Ein bisschen schick für die Arbeit, oder?«
    »Es hat im Schlussverkauf nur fünfzehn Pfund gekostet. Das ist nun wirklich nicht Stella McCartney, Gordon.«
    »Wer?« fragte Gordon.
    »Das ist eine Modedesignerin.«
    »Ich bringe zum Abendessen Fish and Chips mit«, sagte Gordon und schüttelte seine Zeitung glatt, ohne auf ihre Antwort einzugehen.
    »Na ja, dann bringe ich es besser auf dem Nachhauseweg mit«, sagte Grace. »Ich gehe nach der Arbeit mit den Mädchen noch etwas trinken.«
    »Schon wieder?«, fragte Gordon. »Wieso geht ihr denn auf einmal ständig aus?«
    »Nur auf einen kurzen Drink, Gordon. Wir fünf Frauen nach der Arbeit. Das ist nett.«
    »Lass dir von diesen Frauen auf der Arbeit bloß keine Flausen in den Kopf setzen, ja?«, sagte er mit mehr als nur einer Spur Sarkasmus. »Dieses ganze Gerede von Designerinnen und Sichaufbrezeln. Bist du nicht ein bisschen alt für das alles?«
    Grace biss sich fast auf die Lippe. Alt, alt, alt. Gordon war nicht alt geworden, er war alt geboren worden. Sie war fünfundfünfzig, erst fünfundfünfzig. Sie mochte schöne Kleider und Yoga – und Lachen.
    Sie schnappte sich ihre Tasche und sagte, sie würden sich später sehen. Irgendetwas an diesem letzten Gespräch, das sie mit Paul geführt hatte, hielt sie davon ab, seine spitze Bemerkung noch einer Antwort zu würdigen. Gordon war ein Mann, mit dem man sich im Augenblick besser nicht anlegte.
    »Hi, ist da Anna?«, trällerte die Stimme durch das Handy in Annas Ohr.
    »Ja«, sagte Anna. Sie erkannte die eingehende Rufnummer nicht und hoffte, dass es keine »Wir machen eine Kundenumfrage«-Nummer war, denn die gingen ihr in letzter Zeit gründlich auf den Geist.
    »Hier spricht Jane Cleve-Jones. Hören Sie, Anna, kleine Planänderung. Vlad ist zu einem Blitzbesuch nach Mailand geflogen, das heißt, wir werden morgen bei Ihnen zuhause drehen. Wir werden einen gründlichen Blick in Ihren Kleiderschrank werfen. Wir kommen gleich morgen Früh – ist Ihnen das recht? Sagen wir um acht?«
    »Im Ernst?« Anna brach in Panik aus. In ihrem Haus herrschte das reinste Chaos. Und ihren echten Kleiderschrank konnte sie ihnen unmöglich zeigen, denn der war voller Schrott!
    »Im Ernst. Dann bis morgen«, sagte Jane. » Ciao .«
    »Hey, redest du eigentlich noch mit uns, oder was?« Anna knuffte Dawn in die Seite, die wie gebannt auf den Cowboy-Gitarristen mit der sexy schwarzen Haartolle starrte. Er sah aus, als sei er soeben aus einem Fünfzigerjahre-Film getreten. Er hatte ihr zugewinkt, als sie hereingekommen waren, und jetzt sah sie ihm völlig fasziniert bei seinem Spiel zu.
    »Entschuldigung«, sagte Dawn. »Ich liebe diese Gitarren.«
    »Aber hoffentlich nicht in dem Sinn, dass du gern Sex mit einer hättest, oder?«, fragte Christie.
    »Oh, fangt nicht schon wieder damit an«, lachte Dawn. »Ich bin noch immer traumatisiert davon, wie diese eine Frau mit einem Stück Zaun geknutscht hat. Ich bin mir nicht sicher, ob ich für die Episode in dieser Woche bereit bin – da geht es um Frauen, die fünfhundert Orgasmen am Tag haben.«
    »Die Glücklichen«, sagte Anna. »Ich würde mich schon mit fünfhundert im ganzen Leben zufriedengeben.«
    »Und man kann es auch nicht heilen«, sagte Dawn.
    »Wer zum

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