Ein Kerl macht noch keinen Sommer
Teufel würde das denn heilen wollen?«, gab Christie prustend zurück.
»Ich hoffe nur, sie raucht nicht jedes Mal eine Zigarette danach«, kicherte Dawn.
»Hey, Dawn, wie kommen denn die Hochzeitsvorbereitungen voran?«, fragte Raychel.
»So lala«, sagte Dawn. Ihr Gelächter erstarb rasch und wurde zu einem Seufzer. »Calums Tante hat uns zweitausend Pfund dazu beigesteuert, das war natürlich sehr nett.«
»Damit werdet ihr aber nicht sehr weit kommen, bei dem, was dieses ganze Hochzeitsbrimborium heutzutage kostet«, sagte Grace. Sarahs und Hugos Hochzeit hatte über dreißigtausend gekostet. Aber sie hatte ja auch Designer-dies und Designer-das haben müssen. Sie hatte jeden Luxus haben müssen, den man sich vorstellen konnte. Aber eine große Hochzeit bedeutete nicht unbedingt ein festes Fundament. Ihr Schwiegersohn hatte eine Affäre gehabt, noch bevor sie ihren zweiten Jahrestag begangen hatten.
»Du siehst aber nicht sehr begeistert aus«, sagte Raychel. »Ich war so aufgeregt, als ich geheiratet habe, obwohl wir nur standesamtlich geheiratet haben, ohne irgendwelches Drum und Dran.«
Dawn druckste ein bisschen herum. »Es ist nicht so, dass ich nicht aufgeregt bin …« Wie soll ich das nur einfühlsam sagen? »Ich habe nur das Gefühl … dass … als ob …«
»Spuck’s schon aus, Mädchen«, sagte Christie.
Dawn holte einmal tief Luft und platzte damit heraus. Sie hatte das Gefühl, treulos gegenüber ihren künftigen Verwandten zu sein, sobald ihr die Worte über die Lippen kamen.
»Ich habe nur das Gefühl, dass es gar nicht mehr meine Hochzeit ist. Ich habe das Gefühl, dass sie mir einfach abgenommen wurde und meine Entscheidungen nur noch an zweiter Stelle kommen.«
»Wer gibt dir dieses Gefühl?«
»Na ja …« Dawn kam es fast vor, als würde Muriel ihr missbilligend über die Schulter sehen. Aber mit wem konnte sie sonst darüber reden? Und sie musste unbedingt jemandem ihr Herz ausschütten, um die Dinge einmal aus einer anderen Perspektive zu betrachten. »Meine neue Schwiegermutter ist eine Kraft, die nicht zu unterschätzen ist. Sie bezahlt ein paar der Sachen, und sie glaubt, das gibt ihr das Recht, mitzureden. Sie haben Karaoke und ein Rindfleischessen in einem schmuddeligen Pub organisiert, und ich wollte eine Band und Hühnchen in Weißwein in einem Bistro …« Dawn machte rasch den Mund zu, bevor noch mehr Worte aus ihr hervorsprudelten. Sie spürte schon jetzt ein quälendes Kribbeln hinter den Augen.
»Und was hat dein Verlobter dazu gesagt?«, fragte Christie sanft.
»Oh, er steht ein bisschen unter der Fuchtel. Der seiner Mutter, nicht meiner. Er ist einfach mit allem einverstanden, was sie sagt. Gott, entschuldigt mich.« Eine dicke, fette Träne zeigte sich und kullerte über Dawns Wange, und sie spürte Grace’ Hand auf ihrer eigenen.
»Eine Hochzeit bedeutet immer Stress«, sagte sie mit ihrer entzückenden sanften Stimme. »Aber versuch trotzdem, alles so zu haben, wie du es willst. Deine Schwiegermutter hatte ihren großen Tag schon. Jetzt bist du an der Reihe.«
»Ich wünschte fast, wir könnten einfach so weiter zusammenleben, ohne dieses ganze Theater.« Dawn putzte sich die Nase mit einem Taschentuch, das sie aus ihrer Jackentasche zog. Aber du hast dir diesen Antrag, den ein betrunkener Calum dir gemacht hat, doch geschnappt und bist damit davongerannt, bevor er wieder nüchtern werden und es sich anders überlegen konnte, oder? Sie schüttelte den Kopf, um den Gedanken zu verscheuchen. Ein Gehirn konnte manchmal sehr grausam sein.
»Es ist dein Tag, da musst du dich durchsetzen«, sagte Grace. Sie hätte es niemals gewagt, sich in Sarahs Pläne einzumischen. Nicht dass sie es gekonnt hätte. Sarah hatte Grace sogar vorgeschrieben, welche Farbe ihr Kleid haben musste.
»Wie ist dein Calum denn so?«, fragte Anna.
»Still«, sagte Dawn, während sie überlegte, wie sie ihn am besten beschreiben sollte. Still klang akzeptabler als komatös. »Locker, fast schon zu locker. Er ist Gabelstaplerfahrer. Fünf Jahre jünger als ich, mittelgroß, schlanker Körperbau, blonde Haare, trinkt gern ein Bier.« Jeden Abend im Pub, jeden Sonntagmittag im Pub. Sonntagnachmittag ein Nickerchen, und jeden Montag zum Resteessen vom Sonntag bei seiner Mutter …
» Er klingt sehr … solide.« Christie nickte freundlich. Aber Dawn wusste, was allen anderen durch den Kopf ging. So sehr sie sich auch bemühte, sie konnte ihn einfach nicht schönreden. Nicht dass sie das
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