Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Titel: Ein Kerl macht noch keinen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milly Johnson
Vom Netzwerk:
lausiges Liebesleben, dann warte mal ab, bis du es mit Gebäuden treiben willst!«
    »Vielen Dank, Dawn«, sagte Anna lächelnd. Dawn hatte wirklich das unbeholfenste Mundwerk, das Anna je gehört hatte oder vermutlich je hören würde. Aber Dawn hatte einfach eine sehr schlichte und durchaus nicht gehässige Art an sich, die erfrischend und witzig war. Sie wusste nicht viel über diese Frau, aber sie war sich ziemlich sicher, dass Dawn am Boden zerstört wäre, wenn sie das Gefühl hätte, mit ihrer linkischen Ausdrucksweise jemanden verletzt zu haben.
    »Was soll das denn heißen, ›es mit Gebäuden treiben‹?«, fragte Grace.
    »Es gibt da diese Erkrankung, bei der sich Leute von Gebäuden sexuell angezogen fühlen.«
    »Ach was«, sagte Anna.
    »Im Ernst! Diese eine Frau war mit dem Eiffelturm verheiratet. Die Leute hatten Beziehungen mit Zäunen und Treppengeländern und allem!«
    »Das ist doch alles frei erfunden!« Anna schüttelte den Kopf. »Das muss eine Quatschsendung gewesen sein.«
    »Nein, Dawn hat recht«, warf Christie ein. »Es heißt ›Objektsexualität‹ oder ›Animismus‹. Es ist der Glaube, dass auch leblose Objekte Gefühle haben.«
    »Ach ja, und wie kommt es, dass du so viel darüber weißt?«, witzelte Dawn. »Du hast es doch nicht etwa mit der Kaffeemaschine getrieben, oder?«
    »Mein Vater hat Psychologie gelehrt«, sagte Christie. »Ihr würdet euch wundern, wie viele seltsame und erstaunliche Krankheitsbilder es dort draußen gibt.«
    »Schade, dass er jetzt nicht hier ist«, sagte Anna. »Ich habe immer wieder diesen Traum, dass David Attenborough ein Zombie ist, und dabei stehe ich total auf ihn. Ich habe mich immer gefragt, was das zu bedeuten hat.«
    »Das heißt, dass du nach neun Uhr abends keinen kräftigen Cheddar mehr essen sollst, hat meine Oma immer gesagt«, lachte Grace.
    »Ich kann mir nicht vorstellen, wie irgendjemand auf ein Gebäude abfahren könnte«, sagte Raychel, schob ihre Arbeit beiseite und schaltete sich in die Unterhaltung ein.
    »Ich habe es auch nicht verstanden, und dabei habe ich es selbst gesehen!«, sagte Dawn. »Ich dachte zuerst auch, es sei eine Satire. Da waren sogar Frauen, die in die Berliner Mauer verknallt waren, und als er, ich meine, sie, gefallen ist, haben sie den Verstand verloren.«
    »Das heißt, die Berliner Mauer hatte mehr als nur einen Liebhaber?«, fragte Anna mit einem schelmischen Grinsen. »Sie war untreu? Gott, dann gibt es wirklich keine Hoffnung mehr für uns, wenn nicht mal ein Haufen Steine treu sein kann.«
    »Na ja, Anna«, sagte Dawn mit einem frechen Grinsen, »ich dachte nur, wenn du nicht bald was an Land ziehst, könntest du immer noch versuchen, das Rathaus anzubaggern.«
    »Das ist mir dann doch ein bisschen zu groß«, sagte Anna naserümpfend. »Das Bushäuschen am Ende meiner Straße hat hübsch schmale Fenster. Das ist eher mein Typ.«
    »Ihr beide solltet als Komikerduo auf einer Bühne auftreten«, kicherte Grace.
    »Okay, hier ist eine Frage für euch: Mit wem würdet ihr lieber knutschen – einem Gartenzaun oder Malcolm?«, fragte Dawn schelmisch.
    »Dem Gartenzaun!«, riefen sie einstimmig und lachten, kurz bevor sie sahen, wie der abgelehnte Kandidat auf ihr Büro zusteuerte, offenbar genau auf Christies Schreibtisch zu.
    Sie mussten sich mühsam das Kichern verkneifen, als seine ersten Worte lauteten: »Ich liebe diese neuen Möbel hier. Mein Gott, da hatte Mr. McAskill ja wirklich die Spendierhosen an, was?«
    Christie verschaffte ihm nicht die Befriedigung einer Antwort. Sie sah ihn nur mit einem starren, höflichen Lächeln an. Sie hatte – zu Recht – den Verdacht, dass er allmählich begriff, dass er mit seinen Schmeicheleien, um eine Freundschaft mit ihr anzubahnen, bei ihr auf Granit biss, sodass sich nun etwas Düsteres und Gehässiges in seiner Psyche zusammenbraute.
    »Ich wollte Ihnen nur sagen, dass für zwei Uhr eine Besprechung der Abteilungsleiter anberaumt ist, wussten Sie das?«
    »Ich habe die E-Mail bekommen, ja«, sagte Christie.
    »Entzückender Schreibtisch«, sagte Malcolm und glitt mit einer Hand über die Oberfläche, bevor er sich umwandte, um zurück zu seiner eigenen Abteilung zu schleichen.
    »Möchte wetten, der Schreibtisch würde sagen: ›So verzweifelt bin ich noch nicht‹«, kicherte Dawn, und alle prusteten wieder los.
    Das Gelächter drang bis zu Malcolm durch, der zwar nicht wusste, was gesagt worden war, aber doch den Verdacht hatte, dass er der Gegenstand der

Weitere Kostenlose Bücher