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Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Titel: Ein Kerl macht noch keinen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milly Johnson
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nicht, dass Sie denken, ich lasse mich aushalten«, sagte Dawn. »Sonst habe ich bald in ganz Amerika einen schlechten Ruf weg.«
    »Wie können Sie so etwas sagen!«, sagte Al. »Ich bin Kanadier. In British Columbia geboren und aufgewachsen.«
    »Ihr klingt für mich alle gleich.« Dawn lächelte verschmitzt; ihr war bewusst, dass sie, so edel ihre Absichten auch gewesen waren, die internationalen Schranken zum Flirten weit geöffnet hatte; ein Pass war nicht erforderlich.
    Al lachte und nahm einen kräftigen Schluck Cola. Dawn beobachtete, wie sich sein Adamsapfel in seiner Kehle hob und senkte. Dunkles Brusthaar quoll aus seinem Hemd, und sie hätte am liebsten die Hand ausgestreckt, um es zu berühren.
    »Und, was führt Sie heute hierher? Haben Sie einen Plattenvertrag für mich, den ich unterschreiben soll?«
    »Schön wär’s«, sagte Dawn. »Wir kommen jeden Freitag nach der Arbeit hierher, nur für eine Stunde oder so, um die Woche fröhlich ausklingen zu lassen.«
    »Was machen Sie denn beruflich?«
    »Ich arbeite in einem Büro«, sagte Dawn bewusst knappp. »Und Sie sind Vollzeit-Musiker?«
    »Inzwischen schon. Ich war früher Schreiner, aber dann sind meine Eltern gestorben, daher habe ich beschlossen, für ein paar Jahre meinen Traum zu leben. Mit fünfunddreißig werde ich in Rente gehen, mir eine kleine Farm kaufen und abends auf der Veranda meine Gitarre zupfen und den Tieren Angst machen.«
    Dawn lachte. Er hatte denselben Humor wie Anna: umso witziger, weil er so trocken war.
    »Dann sind Sie ja eine Waise, genau wie ich«, sagte sie. Noch etwas, das sie gemeinsam hatten.
    »Ich nehm’s an.« Er beugte sich vor und flüsterte ihr verschwörerisch ins Ohr: »Aber ich lebe meinen Traum, und ich habe den Verdacht, das tun Sie nicht.«
    »Oh, und was glauben Sie, was mein Traum ist?«, fragte Dawn. Er hatte einen Nerv getroffen, und das Zittern in ihrer Stimme verriet es.
    »Ich glaube, Sie würden gern neben mir dort oben auf dieser Bühne in die Saiten greifen.«
    »Ja, na klar«, sagte Dawn. »Dafür bin ich nicht annähernd gut genug.«
    »Das lassen Sie mal mich beurteilen. Kommen Sie am Sonntagmorgen zu unserer Übungssession – und bringen Sie Ihre Gitarre mit.«
    Und so verabredete sich Dawn, allen guten Absichten zum Trotz, für Sonntag mit Al Holly – ihre Gitarre im Schlepptau – in der Rising Sun.

Zweiundvierzigstes Kapitel
    A m Freitagabend hatte Anna keine Zeit, sich einsam zu fühlen. Sie musste das Haus putzen. Okay, so schlimm sah es gar nicht aus, es brauchte nur ein bisschen fürsorgliche Pflege, vor allem mit einem Staubtuch.
    Die Crew war um halb acht eingetroffen, allerdings ohne Maria, die offenbar mit Vladimir in Mailand war. Jane war offensichtlich kein Morgenmensch: Sie hatte verquollene Augen und sprühte nicht unbedingt vor guter Laune. Die Visagistin, Chas, brauchte eine ganze Weile und viel Abdeckstift, um sie zurechtzumachen.
    Wie sie erwartet hatte, wurde Annas Kleiderschrank gründlich ausgemistet. Jane hatte ein paar Kleider mitgebracht, von denen sie glaubte, dass sie Anna stehen würden, darunter welche mit V-Ausschnitt, die Anna grundsätzlich nicht trug.
    »Warum denn nicht? Die betonen Ihre Oberweite perfekt und verlängern Ihren Hals!«, schwärmte Jane. »Dort draußen gibt es Frauen, die für Brüste wie Ihre alles geben würden!«
    Sie steckte Anna in verschiedene rote, dunkelblaue und violette Kleider und Schuhe mit passenden Killerabsätzen. Aber Anna fand nicht, dass das Bild im Spiegel ihres Kleiderschranks eine Augenweide war. Ihr Selbstbewusstsein war zu angeknackst, um Lob annehmen zu können.
    Mark installierte einen Laptop in der Ecke, als sie eine Kaffeepause einlegten.
    »Entschuldigen Sie die Frage, aber geht es Ihnen gut?«, wandte sich Anna an eine sehr bedrückt blickende Jane, die auf einem völlig anderen Stern zu sein schien, während sie an ihrem Kaffee schlürfte.
    Jane wandte sich zu Anna um und sagte, ja, es sei alles in bester Ordnung – und brach im nächsten Augenblick in Tränen aus. Anna war sofort bei ihr, umarmte sie tröstend und reichte ihr ein Taschentuch. Sie hatte reichlich Taschentücher im Haus. Sie hatte sich eine Großpackung gekauft, auf einer ihrer ersten Expeditionen zum Supermarkt, nachdem Tony sie verlassen hatte.
    »Entschuldigung.« Jane putzte sich die Nase. »Es geht schon wieder. O Gott, jetzt verschmiere ich mir auch noch das Make-up!«
    »Vergessen Sie doch das Make-up, was ist denn los?« Anna zog noch

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