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Ein Killer für Rockford

Ein Killer für Rockford

Titel: Ein Killer für Rockford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Jahn
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Skifahren ist die Kunst, sich für eine Menge Geld auf einen Berg kutschieren zu lassen mit dem einzigen Zweck, wieder herunterzufahren. Und wenn die Fahrt vorbei ist, was nimmt man dann mit nach Hause? Bestenfalls ein gebrochenes Bein. Bei meinem Hobby bringt man nur das Abendessen nach Hause.«
    »Okay, okay.«
    »Ich tue es wirklich nur wegen dem Heilbutt«, sagte er mit einem etwas arroganten Lächeln.
    »Das war schwach, Rockford. Das war die schlechteste Bemerkung, seit der telefonische Witz-Service und die Telefonseelsorge die Nummern getauscht haben.«
    »Laß uns ein Stück am Strand Spazierengehen«, schlug er vor.
    »Wunderbar«, sagte sie lächelnd, zog ihre Schuhe aus, hob den Saum des Kleides und folgte ihm den Pfad hinunter.
    Sie gingen eine halbe Meile auf dem harten Sand, dann kehrten sie um. Sie hielt den Saum des Kleides nicht mehr hoch, und der untere Teil der schwarzen Robe war von der salzigen Brandung durchnäßt. Ganz plötzlich blieb sie stehen, griff mit beiden Händen in sein schwarzes, krauses Haar, zog seinen Kopf zu sich herunter und küßte ihn.
    »Laß uns schwimmen gehen«, sagte sie.
    »Ich weiß nicht …«
    »Es ist warm genug.«
    »Ich bin wirklich nicht der Typ, der im Mondschein schwimmen geht«, wehrte er ab.
    »Rockford, du bist ein alter Mann. Zieh mir den Reißverschluß auf.«
    »Sara.«
    »Okay, dann tue ich es eben selbst.«
    Sie fummelte ein paar Augenblicke an dem Reißverschluß auf ihrem Rücken herum.
    »Hier«, sagte Rockford und half ihr. »Das Ganze ist reichlich kindisch.«
    »Genau«, sagte sie und lächelte schlau. »Ich bin ein Kind. Du hast es selbst gesagt.«
    »Ah«, murrte er und schwenkte ihr Kleid über seinen Arm. Er sah ihr zu, wie sie unsicher durch die Wellen lief, ihr gebräunter, schlanker Körper leuchtete im Mondschein dieser herrlichen Nacht. Nach ein paar Minuten rannte sie wieder aus der Brandung; fröstelnd schmiegte sie sich an seinen Körper.
    »Wärm mich ein bißchen«, sagte sie.

9
    Las Vegas liegt an einem Punkt, wo aus den kahlen Wüsten des Westens steile Berge werden. Das Gebirge tritt nicht plötzlich hervor wie eine solide Bergkette, sondern entwickelt sich in einer Reihe kleinerer Hügel, von denen einige aus der Wüste auftauchen wie gespenstische Erscheinungen.
    Die Stadt Las Vegas liegt mitten in einer Wüstengegend, die mit der Mohave-Wüste verbunden ist und die im Westen von den Spring Mountains, im Norden von der Sheep Range und im Osten von den Black Mountains und dem Lake Mead begrenzt wird. Aber für die Bewohner von Las Vegas ist die Stadt eine isolierte Oase von Licht und Energie, mitten unter spärlichem Wüstengras und dornigen Sträuchern.
    Las Vegas ist eine Neon-Oase. Der größte Teil des elektrischen Stroms geht für die Beleuchtung drauf, für die großen Lichtreklamen, die den Reisenden in die Kasinos locken, und für die Klimaanlagen, die ihn abkühlen sollen, wenn er einmal drin ist. Las Vegas hat auf seine Weise wirklich eine bemerkenswerte Konstruktion. Die meiste Zeit des Jahres liegen die Temperaturen weit über dreißig Grad, so daß die Leute in ihren Häusern bleiben. Und in den Häusern besteht die einzige Tätigkeit im Glücksspiel. Man muß entweder spielen, sich die Shows ansehen oder verrückt werden, was hin und wieder auch geschieht.
    Die meisten Leute spielen einfach. Die Shows sind für die Touristen da, die das Geld, das sie im Laufe ihres Aufenthalts verspielen wollen, schon am Anfang verspielt haben, meistens so um die hundert Dollar.
    Die Shows in Las Vegas sind auch eine Einrichtung für sich. Vegas verschlingt Ballettmädchen, wie eine Fußballmannschaft Pizzas futtert. Die Mädchen kommen, um einen anständigen Wochenlohn zu verdienen. Sie kommen, um Stars zu werden. Sie kommen, um Millionäre zu heiraten. Gelegentlich erreicht eins der Mädchen ihr Ziel; gelegentlich heiratet eins von ihnen einen Mann, der gut betucht ist, wenn auch keinen Millionär.
    Gelegentlich stirbt der Mann, entweder vor der Hochzeit oder kurz danach.
    Rockfords 1962er Chevrolet fraß die Kilometer der Strecke zwischen Los Angeles und Las Vegas und lief viel besser, als es sein Besitzer erwartet hatte. Die Entfernung zwischen der Stadt der Engel und der Stadt der Spielautomaten beträgt genau dreihundertneunundachtzig Kilometer. Rockford fuhr um Viertel nach zwölf in die Stadt ein, nachdem er fast fünf Stunden lang gefahren war.
    Sorgfältig vermied Rockford die Glücksspielhöllen, von denen jede in der

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