Ein Killer für Rockford
hier: wenn sie über Sechzig sind, haben sie entweder eine gute Nacht oder einen Herzanfall. Was mit Mr. Elias geschah, war ein tragischer Fall, aber keineswegs ungewöhnlich.«
»Okay, danke«, sagte Rockford und zog sich zur Tür zurück.
»Versuchen Sie, den Fall wieder aufzurollen? Wenn Sie es tun und einen ärztlichen Rat benötigen: Sie verschwenden Ihre Zeit.«
»Ich bin Ihnen sehr zu Dank verpflichtet«, sagte Rockford.
Er ging durch einen kurzen Korridor und dann hinaus in die Mittagshitze. An einer Imbißstube blieb er stehen und kaufte sich ein Eskimo-Eis am Stiel, an dem er leckte, während er zurück nach Los Angeles fuhr.
Ruben Seelman wartete fünfzehn Minuten, schwitzte ausgiebig und wischte sich die Stirn mit einem Kleenex ab. Aus der Sache, so beschloß er schließlich, ließ sich ein gewisser Vorteil ziehen. Er ging die Karten einer langen Kartei durch, dann wählte er eine Nummer.
»Mrs. Elias?« fragte er nervös.
»Ja?« antwortete eine süße Stimme.
»Hier ist Dr. Seelman aus Las Vegas. Ich weiß nicht, ob Sie sich noch an mich erinnern.«
»Ja, natürlich erinnere ich mich an Sie, Doktor. Was kann ich für Sie tun?«
»Nun, ich wollte Sie nicht belästigen, aber hier ist ein Mann aufgetaucht, der sich sehr für den Bericht interessiert, den ich über den Tod Ihres Gatten verfaßt habe.«
»Wie merkwürdig«, sagte die Frau vorsichtig.
»Es tut mir leid, wie Sie behandelt wurden, nachdem er gestorben ist«, sagte Seelman. »Sie wissen, es gab überhaupt keinen Zweifel, daß er eines natürlichen Todes gestorben ist.«
»Danke, Doktor. Sagen Sie, Sie wissen nicht zufällig den Namen dieses Mannes?«
»Natürlich. Ich habe seine Karte. James Rockford. Er sagte mir, er sei ein Privatdetektiv, der sich auf abgeschlossene Fälle spezialisiert hat.«
»Rockford? Ich kann nicht behaupten, daß ich je von ihm gehört habe. Sagte er Ihnen, warum er Nachforschungen anstellt?«
»Nein. Und er sagte auch nicht, wer sein Klient sei.«
»Hat dieser Mr. Rockford eine Adresse hinterlassen?«
»Auf der Karte steht Ocean Lane eins.«
»Las Vegas?«
»Nein, Los Angeles.«
»Gut, in Ordnung. Doktor, ich möchte Ihnen sagen, wie dankbar ich bin, daß Sie an mich gedacht haben.« Wieder gab sie ihrer Stimme einen süßen Klang.
»Keine Ursache. Sagen Sie … wie geht es Ihnen? Ich meine …«
»Es geht mir schon wieder viel besser, danke.«
»Wenn Sie mal wieder nach Las Vegas kommen …«
»Natürlich, Doktor«, stimmte sie zu.
»Ruben, bitte.«
»Natürlich, Ruben. Ich habe immer noch Ihre Telefonnummer, und wenn ich mal wieder in die Stadt komme … vielleicht nächsten Monat. Ich werde Sie vorher anrufen, dann können wir eine Verabredung treffen.«
Nach ein paar weiteren Komplimenten legte Ruben Seelman den Hörer wieder auf die Gabel. Dann fühlte er sich ziemlich verlegen und griff nach einem Stück Kleenex, um sich wieder einmal die Stirn abzuwischen.
10
Mildred Elias war keine schöne Frau, aber sie war sexy. Ihre schwüle Distanziertheit vereinbarte sich gut mit ihren großzügigen Proportionen, und die natürliche Anmut, die für Tänzerinnen charakteristisch ist, machte sie zwar noch nicht zur Schönheit, aber danach fragte auch niemand. Sie war eine Frau, die überall Aufsehen erregte und die Blicke der Männer auf sich zog, groß, mit langem, rötlichbraunem Haar. Es war kein Wunder, daß sie zum Ballett gegangen war, und es war noch weniger ein Wunder, daß sich William Elias und neuerdings Dr. Seelman in sie verliebt hatten. Doch Seelmans Nachricht hatte sie trotz ihrer äußeren Selbstsicherheit ziemlich getroffen.
Sie mixte sich einen Scotch mit Wasser und trank ihn schnell aus. Dann ließ sie einen zweiten folgen. Als dieser ebenfalls durch ihre Kehle rann, fühlte sie sich besser. Mrs. Elias kämmte sich das Haar und zupfte am Oberteil ihres neuen Bikinis. Sie bewegte sich mit Bestimmtheit in dem Haus, das während der letzten zehn Monate ihr Eigentum gewesen war.
Es war ein luxuriöses Haus, und wenn es ein wenig unbescheiden war, so paßte das nur noch besser zu den gleichermaßen pompösen Nachbarhäusern in Bei Airs High Canyon Drive.
Das Haus hatte zehn Räume und War im Tudor-Stil erbaut; es lag auf einem drei Hektar großen Grundstück und war von einer hohen, weißgetünchten Steinmauer umgeben. Der große, von einem Landschaftsgärtner angelegte und betreute Rasen war mit immergrünen Gewächsen und Palmen übersät. Im Hintergrund befand sich ein
Weitere Kostenlose Bücher