Ein Killer für Rockford
heißen Wüstenluft wie eine gigantische Anordnung japanischer Rechenautomaten glitzerte, von denen jeder das Wort »Hauptgewinn« buchstabierte, und fuhr in die Innenstadt, bis er ein vierstöckiges Backsteingebäude erreichte. Er parkte den Wagen am Straßenrand vor einer kleinen Imbißstube, deren Fenster mit handgeschriebener Reklame für verschiedene Sorten von Eiskrem verziert war.
Die Quecksilbersäule stand wie üblich auf weit über dreißig Grad. Um so schnell wie möglich einen klimatisierten Raum zu erreichen, eilte Rockford den Block hinunter und betrat das Backsteingebäude, das deutlich als Gesundheitsbehörde der Stadtverwaltung von Las Vegas bezeichnet war.
In einem geräumigen, giftgrünen Büro im Erdgeschoß richtete Rockford seine Empfehlungen an Ruben Seelman, den offiziellen Leichenbeschauer der Stadt von Las Vegas. Seelman war ein kleiner, fetter Mann, der ständig zu schwitzen schien. Das war um so bemerkenswerter, weil die für Las Vegas typische Klimaanlage den Raum ständig auf einer Temperatur hielt, die niedrig genug war, um auch die schäbigste Leiche für unbegrenzte Zeit aufbewahren zu können.
Seelman schielte eine ganze Zeit lang auf Rockfords Ausweis, dann wandte er sich wieder seinen Papieren zu.
»Sie wollen also etwas über den verstorbenen Mr. Elias in Erfahrung bringen, Mr. Rockford. Darf ich nach dem Grund Ihres Interesses fragen?«
»Mein Klient ist der Auffassung, daß sein Tod einige Auswirkung auf seine ganz persönliche Situation hat«, sagte Rockford und freute sich darüber, daß es ihm gelungen war, auch nicht die kleinste Information preiszugeben, noch nicht einmal das Geschlecht seines Klienten.
»Wir wollen die Dinge in logischer Reihenfolge betrachten«, sagte Seelman. »Wie Sie wissen, starb William Elias in seiner Hochzeitsnacht. Das war am 1. Mai vergangenen Jahres. Ich habe keinerlei Hemmungen zuzugeben, daß seine Witwe von den Behörden ziemlich schlecht behandelt worden ist. Man nahm an, daß sie ihn umgebracht hat, und zwar wegen der beträchtlichen Geldsumme, die dabei eine Rolle spielte. Und wegen des Altersunterschiedes. Sie war dreißig Jahre jünger als er, Sie verstehen?«
»Vollkommen«, bestätigte Rockford.
»Und weil er in der Hochzeitsnacht starb.«
»Ehrlich gesagt«, sagte Rockford, »ich finde das Verhalten der Polizei in diesem Fall absolut erklärlich.«
»Vielleicht. Aber, Mr. Rockford, Sie hätten das Kreislaufsystem des Mannes sehen sollen. Seine Arterien waren so hart, um Nägel daraus zu schmieden.«
»So schlimm?«
»Schlimmer.«
»Sie halten es für ausgeschlossen, daß der Tod unter Umständen durch einen elektrischen Schock oder Drogen oder sonst etwas verursacht worden sein könnte?«
»Ja. Und ich möchte Ihnen noch etwas sagen, was Ihrem Klienten Geld spart, wenn er oder sie eine Exhumierung der Leiche in Betracht ziehen sollte. Die Leiche wurde von vier anderen Ärzten untersucht.«
»Vier?«
»Es war wie bei einer Tagung.«
»Warum?«
»Mr. Elias hatte einen Bruder namens Robert aus Pasadena. Diesem Bruder ging es auch nicht annähernd so gut, und er versuchte, sich in den Letzten Willen des Toten hineinzudrängen. Das ist wahrscheinlich eine recht unfreundliche Methode. Er untersuchte die Umstände des Todes, genau wie die Polizei und genau wie Sie. Aber er fand das gleiche heraus - der Tod trat aus absolut natürlichen Ursachen ein. Es war in der Tat ein Wunder, daß er nicht schon zehn Jahre vorher aus dem Leben geschieden ist.«
»Die vier anderen Ärzte stimmten mit Ihrer Meinung überein?«
»Völlig. Sie hatten alle die gleiche Erklärung. Ein sehr natürlicher und unvermeidlicher Herzanfall. Ich fürchte, aus der Sache wird kein Fall … es sei denn, Sie betrachten es als ein Verbrechen, wenn eine Frau ihren Bräutigam in der Hochzeitsnacht übermäßig in Anspruch nimmt.«
»Ich überlasse es dem Obersten Bundesgerichtshof, sich darüber den Kopf zu zerbrechen«, sagte Rockford. »Ich glaube, das gäbe eine interessante Diskussion.«
»Sehr interessant. Mr. Rockford, bitte sehen Sie die Dinge einmal gelassen. Wir hier in diesem Büro gehören zu den Behörden, die wahrscheinlich auf der ganzen Welt führend sind in unerwarteten Herzanfällen, Verbrechen aus Leidenschaft, Selbstmorden und ähnlichem. Sie würden nicht glauben, wieviel Typen ihre Finger in eine Steckdose stecken, wenn sie ihr ganzes Geld verspielt haben. Herzanfälle haben wir am Strip dutzendweise. Wir haben eine Art Sprichwort
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