Ein Killer für Rockford
ich den ganzen Tag hier oben verbracht, weil die fünf Burschen gesagt haben, du solltest das schöne Holz hier nicht so herumliegenlassen, sonst könnte es jemand klauen.«
»Sie hatten recht«, sagte Rockford.
»Deshalb blickst du jetzt direkt auf Saras Bikiniladen, Zweigstelle Palos Verdes.«
»Palos Verdes Immobilien«, korrigierte er.
»Kann ich jetzt gehen?« fragte sie.
»Nicht bevor ich dir die schlechten Neuigkeiten erzählt habe.«
»Erzähl mir nicht, daß du schon wieder aus der Sache aussteigen willst«, sagte sie.
»Richtig.«
»Aber warum?«
»Der Arzt, der den Totenschein ausgestellt hat, sagt klipp und klar, daß Mr. Elias an einem Herzanfall gestorben ist. Er sagt, daß irgendwelche äußere Einwirkungen ausgeschlossen sind. Wenn du also nicht auf Grund der reichlich fragwürdigen Annahme weitermachen willst, daß Mrs. Elias ihren Mann zu Tode erregt hat, ist die Show vorbei.«
»Wenn es tatsächlich eine Verbindung zwischen Elias und meinem Vater gibt, kann es auch sein, daß der Arzt lügt.«
»Warum sollte er?«
»Vielleicht bezahlt sie ihn dafür.«
»Es waren noch vier andere Ärzte im Spiel. Hast du jemals versucht, vier Ärzte gleichzeitig zu bestechen? Hast du jemals versucht, auch nur einen zu bezahlen? Wenn du meine Meinung hören willst…«
»Bestimmt nicht…«
»Es ist eine Sackgasse.«
»Ich gehe. Ich möchte mir das nicht anhören.«
Rockford half ihr vom Stapel herunter, dann griff er in seine Jackentasche und zog ein Stück Papier hervor. Er gab es ihr.
»Was ist das?«
»Eine Rechnung. Ich habe dir die Zeit nicht in Rechnung gestellt. Nur die Fahrt nach Las Vegas und zurück. Ich habe nur sieben Cent pro Meile eingesetzt plus Benzin und die Zeit, die ich in Las Vegas an diesem Fall gearbeitet habe. Oh, und zwei Telefongespräche. Es beläuft sich auf fünfundsiebzig Dollar. Von der Steuer absetzbar.«
»Was für ein Verrückter bist du eigentlich?« fragte sie.
»Meine eigene Marke. Hör zu, Sara, es tut mir leid. Ich weiß, wie gern du herausbekommen willst, wer deinen Vater umgebracht hat, aber wenn du den Rat eines Freundes hören willst: vergiß es. Selbst wenn du erfährst, wer es war - dein Vater bleibt tot, und du wirst dich hinterher nicht sehr viel besser fühlen. Glaub mir.«
»Davon verstehst du überhaupt nichts«, explodierte sie. »Du stehst da mit deinen sieben Cent pro Meile plus zwei Telefongesprächen und willst mir etwas über meinen Vater erzählen? Ich werde den finden, der ihn umgebracht hat!«
Rockford hielt ihr die Wagentür auf und sah zu, wie sie hinter dem Steuerrad Platz nahm.
»Es war nett, dich kennengelernt zu haben, Sara. Ich glaube, du solltest deinen Vater beerdigen, bevor er dich erledigt.«
Sie ließ den Motor an und legte den Rückwärtsgang ein.
»Warte!« rief er.
Sie schaltete wieder in den Leerlauf zurück.
»Was ist?«
»Da ist eine Sache, die ich noch überprüfen könnte.«
»Was ist los mit dir, Rockford? Ist dir gerade eingefallen, daß du dein Konto bei der Bank überzogen hast und daß du die Piepen brauchst?«
»Du brauchst gar nicht frech zu werden. Ich habe gerade daran gedacht, daß es vielleicht gut wäre, sich einmal Mrs. Elias anzusehen. Wenn sich zum Beispiel herausstellt, daß sie noch acht andere Jungens auf die medizinische Hochschule schickt, wirst du vielleicht zugeben, daß dein Bruder einfach Glück gehabt hat, und mit deinem Mißtrauen aufhören. Wie wär's? Wenn das der ganze Fall ist, läßt du dann die Finger davon?«
»Ja.«
»Ich will dir was sagen. Ich werde nur den halben Preis berechnen.«
»Danke, Jim«, sagte sie und lächelte. »Und noch etwas. Mach bitte Nicks Chancen für die medizinische Hochschule nicht kaputt. Er mag ein Grobian sein, aber er ist immerhin mein Bruder.«
»Ich werde diskret vorgehen.«
Rockford sah zu, wie sie den Gang einlegte und Richtung Stadt davonfuhr.
»Und vielen Dank, daß du auf meine Balken aufgepaßt hast!« rief er ihr nach.
Als sie außer Sichtweite war, drehte sich Rockford um und ging zu seinem Holzstapel. »Ich möchte wissen, ob sie eine Gebrauchsanweisung beigelegt haben«, murmelte er vor sich hin.
Da er die Gebrauchsanweisung nicht finden konnte, legte Rockford einen Hamburger aufs Feuer, und während die Mahlzeit schmorte, nahm er eine Dusche. Beim Essen las er die Zeitung, wobei ihn der Sportteil besonders interessierte. Und wie jedesmal, wenn er den Sportteil studierte, fiel ihm auch die Tabelle von Ebbe und Flut ins Auge,
Weitere Kostenlose Bücher