Ein Killer für Rockford
beginnen.
Er saß auf dem Holzstapel und zerbrach sich über die Pläne den Kopf. Nach einem zweistündigen Studium von Winkeln, Verbindungen und Verzapfungen, in dessen Verlauf mehrere Flaschen Bier zum Anfeuern seines Fleißes notwendig geworden waren, fing Rockford mit der Arbeit an. In diesem Fall bedeutete es, ein fast zwei Meter tiefes Loch an einer der vier Ecken seines künftigen Hauses an der See zu graben. Er war sehr stolz auf diese Arbeit, die ein kleiner Schritt für die Menschheit, aber ein großer Schritt für Rockford war, der mehr als ein halbes Jahrzehnt auf diesen Augenblick gewartet hatte. Dieser Gedanke überwältigte ihn, und er ging in den Wohnwagen, um sich hinzusetzen und sich noch ein weiteres Bier zu genehmigen. Er öffnete eine Flasche Coors, setzte sich hinter seinen Schreibtisch und legte die Füße hoch. Bevor er einen Schluck genießen konnte, klingelte das Telefon.
»Hallo.«
»Mr. Rockford?« fragte die Stimme.
»Ja.«
»Hier ist Bob Elias.«
»Ja, Mr. Elias, was kann ich für Sie tun?«
»Etwas Interessantes ist geschehen, und ich dachte, Sie sollten es wissen.«
»Um was handelt es sich?«
»Diese Frau hat beschlossen, sich mit mir zu einigen.«
»Herzlichen Glückwunsch!« sagte Rockford und trank schnell einen Schluck. »Wieviel haben Sie bekommen?«
»Das weiß ich noch nicht. Die Anwälte treffen sich morgen. Aber ich glaube, ich komme ganz gut dabei weg.«
»Das denke ich auch. Danke für den Anruf und schöne Grüße an Ihre Enkelkinder.«
»Da ist noch etwas«, sagte Elias.
»Was?«
»Mildred sagte etwas sehr Merkwürdiges. Sie hat mich persönlich angerufen, um mir zu sagen, daß sie zu einer Einigung bereit ist. Sie sagte, daß sie ›die Sache aus der Welt schaffen‹ will.«
»Verzeihen Sie, aber ich sehe darin nichts Seltsames.«
»Außerdem sagte sie: Jetzt kannst du deinem Bluthund sagen, daß er aufhören soll, mich zu belästigen««, sagte Elias.
»Das hat sie gesagt?« fragte Rockford, der plötzlich das, was er für ein Allerweltsgespräch gehalten hatte, sehr ernst nahm.
»Das hat sie gesagt.«
»Ich frage mich, was sie damit gemeint hat«, sagte Rockford nachdenklich.
»Nun, ich dachte, Sie sollten es wissen.«
»Nochmals besten Dank«, sagte Rockford und legte den Hörer auf.
Er stand auf und ging um den Schreibtisch herum. Dann verließ er den Wohnwagen und ging hinunter zum Strand. Während er an seinem Bier trank, lief er fast einen Kilometer durch den Sand bis zum Sperrgebiet der Küstenwache und dann wieder zurück. Rockford war so tief in Gedanken versunken, daß er weder die Flut noch die bemerkenswerte Aktivität der Fische in der Lücke bemerkte.
Im Wohnwagen duschte er sich, zog sich an und fuhr in Richtung von Saras Bikiniladen davon.
Als er von der Ocean Lane in den Linley Cove Drive einbog, tauchte der blaue Jensen auf und begann, ihn zu verfolgen.
»Natürlich«, sagte Rockford zu sich selbst, während er den Wagen im Rückspiegel beobachtete, »sie ließ mich verfolgen! Gott verdammt!« Er hieb mit der Faust auf den Vordersitz. »Sie ließ mich bis Pasadena verfolgen, weil sie wußte, daß ich mich mit Robert Elias getroffen habe. Sie dachte, er sei mein Klient. Das ist nur logisch. Elias war ihr ein Dorn im Auge. Aber heute morgen, als ich zu ihr kam, habe ich nach Nick Butler gefragt. Von ihrem Standpunkt aus war ich der Privatdetektiv ihres Schwagers, der Fragen über Nick Butler gestellt hat. Wenn sie es so erschreckt hat, daß sie jetzt für ihren Schwager plötzlich eine halbe Million springen läßt, bedeutet das: Sara hatte recht! Es gibt eine Verbindung zwischen Mrs. Elias und dem Mord an Harry Butler!«
Rockford fuhr auf dem Palos Verdes Drive nordwärts und führte Grimes, der immer noch hinter ihm fuhr, durch eine Reihe kurvenreicher Straßen in Redondo Beach. Schließlich erreichte er Hawthorne und lenkte den Wagen nach Los Angeles hinein, bis er eine geeignete Bar entdeckte.
Die Bar nahm die untere Hälfte eines zweistöckigen stuckverzierten Hauses ein. Sie hatte ein großes Vorderfenster, das größtenteils von einem blau-goldenen Reklameschild mit der Aufschrift »Unterhaltung, Drinks, exotische Tänzerinnen« bedeckt war.
Rockford stellte den Wagen direkt vor der Bar ab. Bevor er hineinging, griff er in sein Handschuhfach, fummelte darin herum, bis er eine Rolle Kleingeld fand, die er in seine Jackentasche steckte.
Er hatte die Bar von außen richtig eingeschätzt. Das Publikum gehörte nicht
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