Ein Killer für Rockford
keine Ahnung, wer er ist, nicht wahr?«
»Sein Name ist Simpson. Er ist …«
»Sein Name ist Rockford!« brüllte Grimes. »Er ist der Bursche, den ich nach deiner Anweisung verfolgen sollte.«
Mildred Elias setzte sich wieder auf den Liegestuhl und vergrub das Gesicht in den Händen.
»Und was unternehmen wir jetzt?« fragte Grimes.
»Ich weiß nicht«, flüsterte sie.
»Du bist der Kopf hier. Sag mir, was ich tun soll«, brummte Grimes unwillig.
»Laß mich allein.«
»Was will dieser Rockford eigentlich?«
»Uns, Jerry«, stammelte sie leise.
»Er hat sich gestern abend mit deinem Schwager unterhalten.«
»Was?« fragte sie entsetzt.
»Mit deinem Schwager! Robert Elias, der alte Knabe aus Pasadena, der dich verklagt hat.«
»Mein Gott. Er muß es sein. Wer sonst ist daran interessiert? Der Bruder meines Mannes muß Rockford engagiert haben, damit er uns nachspioniert.«
»Und das alles, weil du zu geizig warst, um dich mit ihm zu einigen.«
»Er wollte eine halbe Million Dollar!«
»Na und? Das hast du doch übrig. Du bezahlst doch auch diesen halbfertigen Burschen aus der Drogerie, nicht wahr?«
»Vielleicht sollte ich mich mit Robert Elias einigen.«
»Das würde ich dir auch raten.«
»Wenn ich nachgebe«, sagte sie, »und dann an alle eine symbolische Zahlung leiste - vielleicht lassen sie mich dann in Ruhe.«
»Diese Taktik hat bisher gut geklappt«, grinste Grimes.
»In Ordnung, ich werde meinen Anwalt anrufen und ihn bitten, diesen Bruder in Pasadena darüber zu informieren, daß er seine halbe Million haben kann.«
»Versuch noch, ihn ein wenig herunterzuhandeln.«
»Das ist Aufgabe des Anwalts. Und deine Aufgabe ist es, Rockford zu folgen«, sagte Mildred mit Bestimmtheit.
»Warum, verdammt noch mal? Jetzt, wo wir wissen, für wen er arbeitet…«
»Weil ich sehen möchte, ob er aufhört, herumzustochern. Spätestens heute abend wird mein Schwager Mr. Rockfords Dienste nicht mehr benötigen.«
»Und wenn er nicht aufhört?« sagte Grimes mit einem Grinsen.
*
Nachdem Rockford das Haus von Mildred Elias in Bei Air verlassen hatte, fuhr er den Sunset Boulevard entlang durch Beverly Hills nach Hollywood. Er bog in den Laurel Canyon und lenkte den Wagen über die Hollywood Hills ins Tal hinab. Es dauerte fast eine Stunde, bis er die langweilige Ansammlung von Einkaufszentren und Palmenwäldchen durchquert hatte, die sich von den Bergen bis hinunter ans Meer erstreckt.
Die Sonne stand fast im Zenit. Es war Mittag, und Rockford hatte Hunger. Er fuhr zu einer Tankstelle, fand den Münzfernsprecher und wählte die Nummer von Saras Bikiniladen in Beverly Hills.
Eine halbe Stunde später stand er neben dem Mädchen an einem Taco-Stand auf dem La Cienaga Boulevard.
»Du nimmst vermutlich an, daß ich dich bezahlen kann, auch wenn ich nicht arbeite?« fragte sie.
»Was heißt nicht arbeiten?«
Er runzelte die Stirn und sah sie überrascht an.
»Wenn ich nicht dein Bauholz bewache, treffe ich mich mit dir an einem Taco-Stand. Rockford, ich weiß nicht, was ich von dir halten soll.«
»Ich dachte, du würdest gerne mit mir Mittag essen«, sagte er.
»Darum geht es nicht«, antwortete sie. »Du willst schon wieder aufgeben.«
»Woher weißt du das?«
Er war ehrlich erstaunt.
»Oh, mein Gott«, stöhnte sie, »es stimmt, nicht wahr?«
»In der Tat, so ist es. Hier, das ist für dich.« Er gab ihr ein kleines Stück Papier. Mißtrauisch zog sie ihre Augenbrauen hoch und blickte darauf.
»Was ist das?« fragte sie.
»Eine Rechnung. Was hast du denn gedacht?«
»Du hast mir doch erst gestern eine gegeben«, entgegnete Sara überrascht.
»Das war gestern. Diese ist auf dem neuesten Stand.«
»Wofür sind die acht Dollar und zweiundsechzig Cents?«
»Steuern«, sagte er grinsend.
»Steuern? Es gibt keine Verkaufssteuer für persönliche Dienstleistungen.«
»Keine Verkaufssteuer«, antwortete Rockford. »Bundessteuer. Es ist ein Teil der Gebühren, aber für meine eigene Buchhaltung führe ich es getrennt auf.«
Der Mann in der Imbißstube schob ein Tablett mit mexikanischen Spezialitäten durchs Fenster.
»Wer zahlt die Tacos?« fragte Sara.
»Ich.«
»Danke!« sagte sie ironisch.
Rockford zahlte und begleitete Sara und das Tablett zu einem Tisch neben dem Bürgersteig. Es war wieder mal ein heißer Tag, und verschiedene ältere Menschen hielten eine Bank in der Nähe besetzt. Ein paar kleine weiße Wolken trieben über der Stadt, und irgendwo in der Ferne heulte eine
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