Ein Killer für Rockford
Häuser mit vier oder fünf Zimmern, die sich an den gewundenen Straßen des Laurel Canyon zusammendrängen. Es war mehr eine Hütte als ein Haus, aber es war gepflegt und bunt angestrichen und lag auf einem Abhang, von dem aus man eine schöne Aussicht hatte. An einem klaren Tag, überlegte sich Rockford, müßte es amüsant sein, ein Fernrohr aufzustellen, um ihn beim Fischen zu beobachten oder beim Graben von Pfostenlöchern oder was er sonst gerade mit seinem Überfluß an Freizeit anfing.
Rockford drückte auf die Klingel, dann klopfte er fest an die Tür. Einen Augenblick später kam Sara an die Tür, sie trug einen enganliegenden Badeanzug.
»Ich arbeite zu meinen üblichen Gebühren wieder an deinem Fall«, sagte er.
»Warum hast du so lange gebraucht? Bisher hat es immer rund sechs Stunden gedauert, bis du deine Meinung geändert hast.«
Sie trat zurück und ließ ihn ein. Die Innendekoration ihres Hauses sah aus, als ob sie ein Komitee von Alkoholikern damit beauftragt hätte. Die Wände waren mit großen Gemälden in lebendigen Farben bedeckt, die offensichtlich keine bestimmten Formen darstellen sollten. Es gab nur wenig Mobiliar. Eine einzige Matratze, die mit einer indianischen Decke verziert war, diente offenbar sowohl als Bett und als Couch.
»Wir haben interessante Dinge vor«, kündigte er an. »Das heißt, daß ich endlich einen der richtigen Steine umgedreht habe.«
»Was für ein Stein war das?«
»Das erzähle ich dir später. Zieh dir was Flottes an. Ich biete dir die Chance, einiges von deinem Geld zurückzubekommen.«
»Rockford!«
»Ich habe keine Zeit, mich mit dir darüber zu streiten«, sagte er. »Mach schon! Etwas Scharfes.«
»Was glaubst du, wer ich bin? Der Katalog von Fredericks in Hollywood?«
»Das schwarze Kleid, das du neulich abends getragen hast, zum Beispiel.«
»Das ist in der Waschmaschine. Du vergißt, daß ich es auch in der Brandung getragen habe.«
»Du mußt doch noch etwas anderes haben.«
»Natürlich habe ich noch etwas anderes. Ich führe ein Bikinigeschäft.«
»Ich lade dich nicht zum Schwimmen ein.«
»Zu was denn?«
»Du wirst eine meiner Angestellten.«
»Ich wußte gar nicht, daß du welche hast.«
»Ich stelle sie ein, wenn ich sie brauche.« Rockford ging auf sie zu. »Zieh dir jetzt was Billiges und Sexiges an, und beeil dich. Der arme Mann wird nicht immer still sitzen.«
Sara ging ins Nebenzimmer, und er hörte, wie sie in einem Schrank herumkramte.
»Welcher arme Mann?« fragte sie.
»Du kennst ihn nicht.«
»Möchte ich ihn denn kennen?«
»Ich hoffe nicht. Oder liebst du Muskeln?«
»Was für Muskeln?« fragte Sara überrascht.
»Bizeps und so.«
»Vergiß es. Laß uns hierbleiben und fernsehen.«
»Tut mir leid, das ist Arbeit.«
Als sie wieder erschien, trug sie ein knöchellanges Kleid.
»Hast du nicht gesagt, es ist in der Waschmaschine?« fragte er.
»Das hier ist aus Seide. Das andere war Baumwolle. Rockford, wo hast du deinen Kopf?«
»Bist du fertig?«
»Nein. Wenn du willst, daß ich billig aussehe, muß ich mich auch noch schminken.«
»Das kannst du auch im Wagen«, sagte er und drängte sie zur Tür.
»Ich werde die Schminke verwischen«, sagte sie.
»Um so besser.«
»Ich werde bald aussehen wie Frankensteins Tochter«, sagte sie, als sie auf dem Beifahrersitz von Rockfords Chevrolet Platz nahm.
»Das muß ein schrecklich populärer Film gewesen sein«, sinnierte er.
Er fuhr sie vom Laurel Canyon zu der Bar, die zwischen Hollywood und Beverly Hills lag. Jerry Grimes' Wagen war immer noch draußen geparkt.
»Also, was muß ich tun?« fragte sie neugierig.
»Einen Burschen ansprechen.«
»Einen besonderen?«
»Es ist ein großer muskelbepackter Affe in einem hellbraunen Hemd. Wahrscheinlich hat er eine schöne Schramme auf der linken Seite seines Kinns.«
»Und das ist alles? Ihn ansprechen?«
»Ich möchte, daß du nach Hause gebracht wirst …«
»Warum bringst du mich nicht nach Hause? Ich habe gar nichts dagegen, in Wohnwagen aufzuwachen. Ich habe gestern nur Spaß gemacht.«
»Sara, sei still, bitte«, sagte Rockford. »Ich möchte, daß du dich von ihm mit in seine Wohnung nehmen läßt. Ich möchte hineinkommen und mich umsehen. Genau zu diesem Zeitpunkt muß sein Verstand einen kleinen Ausflug machen …«
»Ich nehme an, du hast sein Gesicht verschrammt…«
»… so etwas Ähnliches. Er wird dich mitnehmen. Wenn du in seiner Wohnung bist, wirst du etwas in seinen Drink tun, er wird
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