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Ein Killer für Rockford

Ein Killer für Rockford

Titel: Ein Killer für Rockford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Jahn
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gerade den oberen Gesellschaftsschichten an, aber auch nicht zum Bodensatz der Gesellschaft. Die meisten Gäste waren Fabrikarbeiter und kleine Angestellte. Das Innere war einigermaßen sauber, mit Oben-ohne-Kellnerinnen, die knappe Höschen und hochhackige Schuhe trugen. Auf einer winzigen Bühne zuckte und wackelte ein junges Mädchen gelangweilt herum.
    Rockford ging in den hinteren Teil des Raumes und setzte sich an einen kleinen Tisch. Er bestellte ein Bier und widmete sich der ziemlich schwierigen Aufgabe, gleichzeitig die Bühne und die Vordertür im Auge zu behalten. Er brauchte es nicht sehr lange zu tun.
    Innerhalb einer Minute kam Jerry Grimes herein und nahm an einem der vorderen Tische Platz. In seinem hellbraunen T-Shirt, das mindestens drei Nummern zu klein war, sah er verschwitzt aus. Nachdem er Grimes ein paar Minuten Zeit gelassen hatte, um ihn zu beobachten, leerte Rockford sein Glas und ging zur Herrentoilette.
    Der Raum war düster beleuchtet und leer bis auf einen jungen Mann in einem billigen blauen Anzug, der sich vor den Spiegel gepflanzt hatte und seine Haare wieder und wieder kämmte. Rockford blickte ihn eine Zeitlang ungeduldig an. Als sich der Mann nach mehrmaligem Hüsteln immer noch nicht entfernte, tippte ihm Rockford auf die Schulter.
    »Entschuldigen Sie«, sagte Rockford und ahmte den schleifenden Tonfall eines Gewohnheitstrinkers nach, »aber ich habe ein echtes Problem, und Sie sehen aus wie ein netter Mensch. Ich möchte mir zwanzig Piepen pumpen. Sehen Sie, ich bin mit diesem Mädchen aus dem Büro zusammen. Ich glaube, ich habe genug Schnaps in sie geschüttet, um die ganze siebte Flotte blau zu machen, und jetzt habe ich kein Geld mehr. Sie trinkt mich unter den Tisch, und der Tisch ist nicht allzu groß. Ich will Ihnen was sagen … Sie geben mir Ihre Adresse, und ich verspreche, daß ich es Ihnen zurückschicke.«
    Während dieses Monologs beschleunigte der Mann seine Verschönerungskünste, und bevor Rockford zu Ende gesprochen hatte, war er gegangen.
    »Das Zeitalter der Ritterlichkeit ist endgültig vorüber«, murmelte Rockford.
    Er ging schnell zum Waschbecken und schraubte einen der Glasbehälter ab, die darüber befestigt waren. Er schüttete die dicke, grüne, flüssige Seife in die Mitte des gekachelten Fußbodens, wobei er es sorgfältig vermied, Flecken auf seinen Anzug zu machen. Dann lehnte er sich gegen die weiter entfernte Wand und wartete auf den unvermeidlichen Augenblick, wenn Jerry Grimes' Neugier und sein übergroßes Selbstvertrauen die Oberhand über seine bessere Einsicht gewinnen würden. Es dauerte nicht lange, bis dieser Augenblick kam.
    Als Grimes die Herrentoilette betrat, tat er es nicht ohne eine gewisse Aufregung. Trotz seiner Jugend und klaren körperlichen Überlegenheit, war er nicht sehr gut in dem, was er nicht besonders originell als »Detektivspielerei« bezeichnete. Seine Nervosität wurde durch Rockford noch erheblich gesteigert, der sich mit verschränkten Armen an die Wand gelehnt hatte und schweigend zusah, wie Grimes so tat, als ob er sich mit Interesse die Hände wusch.
    »Du bist doch einer der dämlichsten Affen, die ich je gesehen habe«, sagte Rockford. Diese Bemerkung brachte ihm einen entsetzten Blick von Grimes ein. Rockfords Verhalten war von Anfang an verdächtig und für Grimes völlig unverständlich.
    »Typen wie dich nehme ich einfach so zum Spaß auseinander«, sagte Rockford und grinste.
    Grimes lief rot an, aber er wusch sich weiter die Hände.
    »Natürlich«, fuhr Rockford fort, »müssen die großen, muskelbepackten Typen einen Ausgleich für etwas anderes suchen.«
    Grimes richtete sich auf und rieb sich die Hände an den Hosen.
    »Was bedeutet das?« fragte er.
    Rockford lächelte fröhlich. »Schwul«, sagte er.
    Grimes' Rückgrat straffte sich wie ein Pfeil, aber seine Stimme wurde weich und ein wenig heiser, so als ob er sich selbst Kosenamen zuflüsterte.
    »Schon gut«, sagte er. »Schon gut… nimm's leicht…«
    »Tunte«, sagte Rockford.
    Grimes bewegte sich plötzlich, duckte sich wie eine aufgezogene Feder und ließ seinen rechten Fuß in Rockfords Richtung fliegen. Aber als er den rechten Fuß blitzartig vorstieß, um einen krachenden Schlag anzubringen, geriet er mit der linken Sohle in die grüne Seife auf dem Fußboden und versagte kläglich. Er fiel krachend auf den Rücken und knallte mit dem Kopf gegen die Kacheln. Als er sich wieder aufrappeln wollte, trat Rockford vor und erledigte ihn mit

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