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Ein Kind, das niemand vermisst

Ein Kind, das niemand vermisst

Titel: Ein Kind, das niemand vermisst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kody DeVine
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gefragt. Sie waren sowieso schon ganz aus dem Häuschen, als ich anrief. Der Mann beteuerte immer wieder, dass er die Baugrenze ganz sicher nicht überschritten hätte. Sowie ich es verstanden habe, gab es damals wohl Unstimmigkeiten mit den Nachbarn.«
    »Und er hatte keinen Schuppen gebaut.«
    »Genau.«
    »Vielleicht hat er vergessen.«
    Megan schüttelte energisch den Kopf. »Er wirkte ziemlich fit.«
    »Das hat nichts zu sagen.« Für eine Weile schwiegen beide und starrten gedankenverloren aus dem Fenster.
    »Was mir nicht aus dem Kopf geht ist das fehlende Kind von Mrs Conroy«, warf Cunningham plötzlich ein.
    »Ja, das ist ziemlich merkwürdig. Vielleicht hat sich die Nachbarin aber auch einfach geirrt.«
    Cunningham schüttelte energisch den Kopf. »Das glaube ich nicht.«
    »Manchmal bringen Menschen Erinnerungen durcheinander.«
    »Das schon, aber nicht wenn es sich um ihren ersten Hochzeitstag handelt. Bei einem Mann würde ich Ihnen uneingeschränkt zustimmen. Aber meine Frau weiß noch, wie die Tischdecke in dem Restaurant gemustert war, zu dem ich sie an unserem ersten Hochzeitstag ausgeführt habe.«
    Robert kam an den Tisch und brachte den Kaffee und die Sandwiches. Er war einen ganzen Kopf kleiner als Cunningham und das dunkelblonde Haar war von grauen Strähnen durchzogen. Obwohl er der jüngere Bruder war, sah er erheblich älter aus. Bis auf die Augen hatten sie keinerlei Ähnlichkeit.
    »Ihr kommt Sonntag doch, oder?«, fragte er, als er die Teller abstellte.
    Cunningham runzelte die Stirn.
    »Stacys Geburtstag!«
    »Oh ja, natürlich.«
    Robert brummte unverständliche Worte vor sich hin und schlenderte zurück an die Bar.
    »Meine Nichte wird 13«, erklärte Cunningham und biss in sein Sandwich.
    »Ich bin immer wieder erstaunt darüber, wie unähnlich Sie Ihrem Bruder sehen.«
    »Ich habe Kinderfotos von uns beiden, wo man uns kaum auseinanderhalten kann«, sagte er halb lachend.
    Megan nahm einen Schluck Kaffee und dachte an ihre Schwester. Sie hatte nicht nochmal versucht sie anzurufen. Zu groß war ihre Angst vor einem erneuten Streit. Vor Worten, die verletzen.
    »Könnte es wirklich einen Zusammenhang zwischen dem Fund in Moss' Garten geben und dem fehlenden Kind von Mrs Conroy?«, fragte sie nach einer Weile.
    »Irgendwie will mir das nicht so in den Kopf. An solche großen Zufälle glaube ich eigentlich nicht. Und wo ist da die Verbindung?«
    Megan dachte einen Augenblick lang nach. »Ich sehe auch keine und die für mich plausiblere Erklärung ist, dass es sich um Noras Kind handelt und dass die Nachbarin von Mrs Conroy sich geirrt hat.«
    Cunninghams Handy klingelte. Beim Aufklappen fiel es ihm fast in die Kaffeetasse. »Mist!« Es donnerte auf den Tisch und stieß gegen die Untertasse.
    »Hallo? Sind Sie noch dran?«
    Er vernahm ein Schluchzen.
    »Sie ist tot.« Im ersten Moment glaubte er die Stimme seiner Tochter Amber zu hören und erstarrte.
    »Wer ist tot?« Sein Herz pochte in seiner Brust.
    »Sie ist tot.« Wieder ein Schluchzen, dieses Mal lauter.
    Cunningham suchte auf dem Display vergeblich nach der Nummer der Anruferin.
    Er spürte, wie ihm der Schweiß den Nacken hinab rann. Mit der freien Hand lockerte er den Krawattenknoten.
    »Wer ist da? Libby bist du das?«
    Ein Wimmern. Dann war die Leitung tot.
    Mit weit aufgerissenen Augen starrte Megan ihn an. »Was ist passiert?«
    »Ich weiß es nicht. Sie ist tot. Das ist alles, was sie gesagt hat.«
    »Libby?«
    »Ich glaube, dass sie es war. Ihre Stimme klang am Telefon fast wie Ambers.« Er räusperte sich, stand auf und ging vor die Tür, dann rief er seine Frau zu Hause an und fragte, ob alles okay war. Nachdem Gemma auf seine Bitte hin in die Mädchenzimmer gegangen war und nach Amber und Mia gesehen hatte, legte sich seine Anspannung ein wenig. Er klopfte gegen die Fensterscheibe und winkte Megan zu sich. Keine fünf Minuten später befanden sie sich auf den Weg zum Cottage der Conroys.
     
     
    »Vielleicht ist ihre Mutter im Suff ausgerutscht und hat sich den Kopf angeschlagen, oder sie hat sich zu Tode gesoffen«, überlegte Megan laut, während sie Brotkrümel aus ihren Haaren zupfte. Sie hasste es im Auto zu essen, besonders wenn Cunningham wie ein Irrer die Straßen entlang raste, aber sie wusste, später würde sie vermutlich gar nicht mehr zum essen kommen.
    »Ich kann noch nicht einmal mit Sicherheit sagen, dass es Libby war. Ich kann mich auch nicht daran erinnern, ihr meine Handynummer gegeben zu

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