Ein Kind, das niemand vermisst
wusste, sie waren wirklich. Ich wusste es!«, rief sie. Speichel rann ihren Mundwinkel hinab. Dr. Arthur zog sie sanft am Arm. »Lassen Sie ihn los, Nora.«
»Sie sind echt! Ich wusste, dass sie echt sind!« Hysterisch lachend sprang sie im Zimmer umher, dann verdüsterte sich der Ausdruck in ihren Augen und sie sank weinend zu Boden.
Dr. Arthur drückte einen roten Knopf neben der Tür und kurz darauf erschien eine Krankenschwester, die Nora hoch half und zurück zum Bett brachte, während Dr. Arthur Cunningham und Megan in ihr Büro führte.
»Sie hat Wahnvorstellungen. Ich kann Ihnen aber versichern, dass sie mir zu keiner Zeit etwas erzählt hat, was den Fund in ihrem Garten erklären würde.«
»Sie glauben also nicht, dass es ihr Kind sein könnte?«, fragte Megan und musterte die Ärztin sorgsam.
»Ich...« Dr. Arthur ließ ihren Blick durch das Büro schweifen. »Ich weiß es nicht. Aber es spricht bis jetzt nichts dafür.«
»Was meinte Sie eben, als sie gesagt hat, sie wusste, sie seien echt?«, hakte Cunningham nach.
»Sie hat seit einigen Jahren wiederkehrende Albträume. Tote Kinder, die wie Zombies durch ihr Haus laufen.«
Megan stieß einen Pfiff aus.
»Also für mich ergibt das fast ein vollständiges Bild.«
»Diese Träume bedeuten nicht, dass sie ein Kind getötet und im Garten begraben hat.« Dr. Arthur stand abrupt von ihrem Stuhl auf und ging ein paar Schritte umher. »Sie hat die Fehlgeburten nie verkraftet. Sie gibt sich die Schuld dafür. Diese Träume ängstigen sie. An schlechten Tagen glaubt sie die toten Kinder wären real. Wir haben sie auf ein neues Medikament eingestellt, seitdem hat sie keine Halluzinationen mehr, aber die Träume bleiben.«
»Ihr Mann sagte uns, sie sei manisch depressiv. Ich wusste nicht, dass dazu Wahnvorstellungen gehören.«, sagte Cunningham.
Dr. Arthur runzelte die Stirn. »Ihr Mann hat sie nicht ein einziges Mal hier besucht. Nach mehrmaligem Bitten meinerseits hat er seine Telefonnummer geändert. Dann hat er mir einen Brief geschrieben, dass er mit dem Kapitel abschließen möchte und wir respektieren sollen, dass er den Kontakt zu Nora nicht Aufrecht erhalten kann. Er weiß überhaupt nicht, was mit Nora los ist. Sie hat eine schizophrene Psychose.«
»Hat er eine Begründung genannt?«, fragte Haines.
»Keine, die befriedigend wäre.«
17
Nach dem Besuch bei Mrs Moss beschlossen Cunningham und Haines eine Kleinigkeit im Pub zu essen. Das Six Bells war ein kleiner gemütlicher Pub, unweit des Reviers. Es war bekannt für seine Fish and Chips und gehörte außerdem Cunninghams Bruder Robert.
An der Bar saßen fünf französische Touristinnen, die alle durcheinander sprachen. Eine von ihnen hielt Robert einen Stadtplan unter die Nase und fragte in gebrochenem Englisch nach einer Kirche, die sie besichtigen wollte.
»Das ist ein Stadplan von Oxford, gute Frau«, erklärte Robert laut und deutlich. Doch die Dame schien ihn nicht zu verstehen. Als er Cunningha bemerkte, rollte er mit den Augen.
»Wir sitzen hinten. Machst du uns zwei Kaffee und zwei Sandwiches?«
»Hab nur noch Hühnchen mit Ei.«
»Das ist okay«, sagte Megan und folgte Cunningham an einen Vierertisch am Fenster.
»Was denken Sie, Megan?«
»Über Nora Moss?« Sie dachte einen Augenblick lang nach und starrte nach draußen auf die Straße. Zwei Männer schlenderten auf der gegenüberliegenden Seite mit einem Schäferhund vorbei. Als ihnen eine ältere Frau entgegenkam, sprang der Hund sie an. Obwohl der eine den Hund sofort an der Leine zurückzog, stürzte die Frau zu Boden. Doch sie rappelte sich gleich wieder hoch, strich ihren Rock glatt und ging eine Tirade an Schimpfwörtern ausspuckend weiter.
»Ich halte es für durchaus möglich, dass es ihr Kind war. Noras, meine ich«, sagte Megan.
»Wir müssen die Nachbarn von Tom Moss befragen, ob sie uns etwas über den Schuppen sagen können.«
Megan nickte. »Darum werde ich mich gleich nach dem Essen kümmern.«
»Was sind die Vorbesitzer für Leute?«
»Niles und Rose Cleeve. Sie sind Mitte siebzig und wohnen in Brighton. Sie haben das Grundstück im Mai 1969 gekauft und ein halbes Jahr später das Haus gebaut, doch 1980 starb der Vater von Niles Cleeve und sie zogen in sein Haus und verkauften ihrs an die Moss'«
»Wo wohnen sie jetzt?«
»In Knoxhem. Sie hatten schon immer auf dem Land leben wollen, doch damals hatten sie es sich nicht leisten können.«
»Kinder?«
»Das habe ich nicht
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