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Ein kleines Stück vom Himmel nur

Ein kleines Stück vom Himmel nur

Titel: Ein kleines Stück vom Himmel nur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelia Carr
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ausgefüllter, als ich es je wieder sein sollte.
    Aber natürlich werden Kinder erwachsen und unabhängig. Belinda hat recht jung geheiratet und ist nach Oxford gezogen, Sarah ging zur Uni und wechselte dann in einen anspruchsvollen Beruf. Ohne meine Kinder fühlte ich mich, als wäre mir ein Arm oder Bein amputiert worden. Ich hatte schon vom Leeres-Nest-Syndrom gehört, aber ich hätte mir nie träumen lassen, wie schwer es sein würde, sich an das leere Haus zu gewöhnen.
    Daraufhin habe ich mich damals als Schöffin beworben. Und angefangen, im Laden auszuhelfen, dessen Erlös in das Hospiz fließt. Ich habe mich auf die Liste als ehrenamtliche Fahrerin für das Krankenhaus setzen lassen. Und mich bei einem Fitnessstudio eingeschrieben. All diese Tätigkeiten haben meinen Tag gefüllt, aber die Leere in mir konnten sie nicht restlos füllen. Und das tun sie bis heute nicht, obwohl ich eigentlich inzwischen daran gewöhnt sein müsste.
    Wahrscheinlich wäre es anders, wenn Belinda in der Nähe wohnen würde. Sie hat zwei Kinder, einen Jungen und ein Mädchen, und ich könnte ihr beim Babysitten helfen und etwas mit den Kleinen unternehmen, ohne gleich eine halbe Weltreise machen zu müssen. Sarah wohnt gar nicht mal so weit weg, bloß fünfundzwanzig Kilometer, aber sie ist immer viel zu beschäftigt, um Zeit mit mir zu verbringen. Um ehrlich zu sein, glaube ich auch gar nicht, dass sie besonders scharf darauf ist. Ich kann den ausweichenden Klang in ihrer Stimme hören, wenn ich sie anrufe und ihr vorschlage, sie soll doch mal vorbeikommen. »Ach, Mum … Ich stecke bis über beide Ohren in Arbeit …«, »Gestern Abend bin ich erst nach acht von der Arbeit nach Hause gekommen …«, »Morgen habe ich eine Besprechung in London …« Arbeit, immer ganz viel Arbeit. Ich glaube ihr ja gern, dass sie viel zu tun hat, aber immerhin kann sie jedes Jahr drei Wochen erübrigen, um nach Florida zu reisen. Und das wurmt mich, obwohl ich versuche, es mir nicht anmerken zu lassen.
    Also bleiben nur noch Bob und ich – und die Ödnis einer vierzig Jahre währenden Ehe. Es macht mich manchmal ganz traurig, wenn ich an die Dinge denke, die wir früher geteilt haben, die Freude und die Liebe, und dann frage ich mich, ob wir uns einander so entfremdet haben, weil er durch seine Arbeit so viel unterwegs war. Vielleicht wäre es aber in jedem Fall so gekommen. Was auch immer der Grund sein mag – Bob macht sein Ding und ich meins, und ich weiß nicht, ob wir beide damit eigentlich zufrieden sind oder nicht.
    Wir aßen unser Frühstück nahezu schweigend – bis auf die Stimmen von Radio Two. »Warum hörst du dir nicht wenigstens ein Nachrichtenmagazin an?«, dränge ich ihn manchmal. Doch Bob antwortet dann immer bloß, dass er von Politik und Weltgeschehen nichts mehr hören wolle, weil ihn das alles nur deprimiere. Also mussten wir uns Terry Wogans Geplauder anhören.
    Als ich mit Toast und Kaffee fertig war, duschte ich, zog mich an und schminkte mich. Bob saß immer noch am Küchentisch und las die Zeitung, als ich wieder herunterkam und ihm sagte, dass ich jetzt losmüsse.
    Er nahm kaum Notiz davon. »Okay, bis später.«
    Draußen spürte man schon, dass es warm werden würde, und die Luft roch frisch und süß. Mir fiel auf, dass Bob gestern den Rasen gemäht hatte, und die Amseln, die in der Hecke zwischen unserem Garten und dem Nachbargrundstück hausen, suchten eifrig nach Würmern. Sie ließen sich kaum stören, als ich über die Terrasse ging, und flatterten gerade weit genug weg, um mich aus sicherem Abstand zu beobachten. Im Laufe der Jahre sind sie wirklich ziemlich zahm geworden.
    Meine Stimmung stieg ein bisschen. Doch als ich mein Auto aus der Garage holen wollte, stellte ich fest, dass es irgendwie komisch fuhr. Ich hielt an, stieg aus und untersuchte die Reifen. Der hintere Reifen auf der Beifahrerseite war platt wie ein Pfannkuchen.
    Wutschäumend lief ich zurück ins Haus.
    Â»Kann ich mir dein Auto leihen? Ich habe einen Platten!«
    Â»Eigentlich wollte ich heute in den Golfclub fahren.« Bob faltete den Independent zusammen und stand auf. »Ich wechsle dir den Reifen.«
    Â»Ach, verdammt! Ich komme noch zu spät …!«
    Â»Die werden doch wohl mal eine halbe Stunde ohne dich klarkommen, oder?«
    Ich

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