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Ein kleines Stück vom Himmel nur

Ein kleines Stück vom Himmel nur

Titel: Ein kleines Stück vom Himmel nur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelia Carr
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folgte ihm nach draußen, immer noch auf hundertachtzig. Möglicherweise würde man im Laden auch eine halbe Stunde ohne mich klarkommen. Um ehrlich zu sein, hätte ich heute gar nicht unbedingt in den Laden gemusst, da wir voll besetzt waren. Doch Norma Benson und Josie Chalmers sind nicht gerade berühmt für ihre Tüchtigkeit. Erst letzte Woche haben sie jemandem einen Designermantel für ein Pfund fünfzig überlassen und hätten beinahe das Fahrrad eines Kunden verkauft, das dieser aus Angst vor Diebstahl kurz im Laden abgestellt hatte, während er sich umschaute. Was den Reifen anging, hatte ich den Verdacht, dass er absichtlich beschädigt worden war. Gestern hatte ich eine Gang jugendlicher Rowdys vor Gericht, und ich halte es durchaus für möglich, dass sie sich mit einem Nagel in meinem Reifen dafür revanchiert haben, dass ich ihnen ein paar Sozialstunden aufgebrummt habe. Sie würden mein Auto auf einem öffentlichen Parkplatz wiedererkennen und wollten sich bestimmt für ihre Strafe rächen.
    Tatsächlich hatten sie mir mit ihrem Racheakt aber unfreiwillig einen Gefallen getan, denn während Bob noch den Reifen wechselte, rief Sarah an und sagte, dass sie vorbeikommen wolle, was ja selten genug passiert. Bob zögerte seinen Besuch im Golfclub so lange heraus, dass wir noch alle gemeinsam Kaffee trinken konnten – schließlich haben er und Sarah sich immer schon prächtig verstanden. Als wir gemeinsam am Küchentisch saßen und uns unterhielten, war es fast wie in alten Zeiten – die ganze Familie beisammen, bis auf Belinda. Ich habe mich wirklich gefreut. Doch dann fuhr Bob zum Golfclub, und Sarah und ich unterhielten uns über Florida, und alles ging daneben.
    Sarah ließ die Bombe platzen, dass Nancy sie gebeten hat, James Mackenzie zu suchen, und ich habe das Unvorstellbare getan. Ich habe die Büchse der Pandora geöffnet, die wir all die Jahre so fest verschlossen hielten. Und Gott allein weiß, was für Unheil nun entweichen wird.
    Sarah scheint sich langsam ein bisschen zu fangen. Sie schaut mich mit diesem skeptischen Blick an, den ich immer so schrecklich herablassend finde, und ich merke, dass sie mir nicht glauben will.
    Â»Mum – bist du dir sicher?«
    Â»Natürlich bin ich mir sicher«, fauche ich sie an. »So etwas würde ich mir doch wohl kaum ausdenken, oder?«
    Â»Aber Grandma hätte es mir doch erzählt.«
    Â»Meinst du?« Ich kann die Verbitterung in meiner Stimme hören. »Deine Großmutter hat gern ihre Geheimnisse, Sarah. Sie ist sehr gut im Verheimlichen. Schließlich hatte sie jahrelange Übung darin.«
    Sarah schüttelt den Kopf. »Und wo ist dieses Kind jetzt?« Ein Gedanke kommt ihr in den Sinn, sie reißt die Augen auf. »Ist das vielleicht der Grund, warum ich diesen Mac finden soll? Weil er weiß, was mit dem Baby passiert ist? Sie hat es in England bekommen, und es ist hier adoptiert worden?«
    Ich seufze. »Nein, Sarah. Das Baby ist nicht adoptiert worden, und es wurde auch nicht in England geboren.«
    Â»Aber was …?«
    Â»Sie hat es behalten.« Ich merke, wie meine gesamte Kinn- und Nackenmuskulatur sich verhärtet. »Sie hat dafür gesorgt, dass Grandpa Joe es als sein eigenes aufgezogen hat. Meine Güte«, fahre ich sie plötzlich an, »du kannst es dir doch bestimmt selbst denken! Ihr Lieblingskind? Der Junge, der nie etwas falsch machen konnte? Es war natürlich John. Dein Onkel John. Dieser James Mackenzie war sein Vater.«
    Â»Oh Gott!« Sarah schlägt die Hand vor den Mund und starrt mich mit weit aufgerissenen Augen an. Dann wird ihr Blick plötzlich weicher, fast mitleidig. »Oh, die arme Grandma! Kein Wunder, dass sie nie über Johns Tod hinweggekommen ist. Er war ein Kind der Liebe – und sie hat ihn verloren. Alles, was ihr von Mac noch geblieben war.«
    Ich platze fast vor Empörung. Ein Kind der Liebe … Alles, was ihr von Mac noch geblieben war. Was hat Mom Sarah bloß erzählt? Aber ich kann es mir schon vorstellen. Ich kann es mir sehr gut vorstellen.
    Â»Mein Gott, Sarah – jetzt fang bloß nicht an, die ganze Geschichte romantisch zu verklären. Es ist während des Krieges passiert, eine schmutzige kleine Affäre mit einem verheirateten Mann, mehr nicht.«
    Sarah schüttelt den Kopf. Sie hat Tränen in den Augen.

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