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Ein kleines Stück vom Himmel nur

Ein kleines Stück vom Himmel nur

Titel: Ein kleines Stück vom Himmel nur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelia Carr
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empörend.
    Â»Und warum sollte ich nicht nach Gloucestershire fahren?«, fragt sie – nein, fordert sie in dieser aufreizend scheinheiligen Art und Weise, die sie manchmal hat, und mir ist klar, dass mir mal wieder die Rolle des unvernünftigen Drachens zugewiesen wird.
    Und ehe ich mich versehe, vergesse ich mich und erzähle ihr die Wahrheit – oder jedenfalls einen Teil davon, obwohl ich mir geschworen habe, das niemals zu tun.
    Â»Ich wette, Nancy hat dir nicht erzählt, dass sie ein Kind von diesem Mann bekommen hat«, sage ich.
    Ich sehe, wie sie entsetzt die Augen aufreißt, und ich kann nicht anders, als einen Moment lang eine gewisse Schadenfreude zu empfinden. Sarah hat Nancy immer schon vergöttert. Vielleicht hätte ich sie schon längst desillusionieren sollen.
    Aber leider fangen die Probleme nun erst an, denn Sarah ist wie ein Hund, der hinter einem Knochen her ist. Sie wird nicht eher Ruhe geben, bis sie die ganze Geschichte gehört hat. Und dann wird sie womöglich, genau wie ich, nie wieder nach Florida reisen wollen, was eigentlich schade ist, denn es hat ihr immer sehr viel bedeutet. Davon abgesehen haben ihre regelmäßigen Besuche dort mich von meinem schlechten Gewissen entlastet.
    Ich will nicht nach Hause fahren. Ich will weder Mom noch Ritchie sehen. Ich will nicht an all die Dinge erinnert werden, die ich lieber vergessen möchte.
    Aber nun ist es zu spät. Was gesagt ist, ist gesagt und kann nicht wieder zurückgenommen werden. Ich muss die Konsequenzen tragen und versuchen, die Dinge wieder in Ordnung zu bringen. Wie immer.
    Schon als ich heute Morgen den Fuß aus dem Bett setzte, war mir klar, dass es kein guter Tag werden würde. Na ja, vielleicht nicht gerade, als ich den Fuß aus dem Bett setzte, aber spätestens, als ich mir Milch aus der Plastikflasche in den Tee goss und gelblich-weiße Flocken an die Oberfläche steigen sah. Die Milch war schlecht, und ich hatte es gestern Nachmittag auf dem Heimweg nicht mehr geschafft, neue zu besorgen. Das Gericht hatte lange getagt – ich bin Schöffin –, und mir graute davor, noch in den Supermarkt zu fahren. Als ich zu dem kleinen Laden in der High Street kam, der auch abends noch geöffnet hat, fand ich jedoch keinen Parkplatz, bloß eine endlose Reihe von Autos, die Stoßstange an Stoßstange parkten. Die halbe Stadt hatte offensichtlich beschlossen, sich etwas vom China-Imbiss zu holen, die Leute knubbelten sich schon in Dreierreihen an der Theke. Ich war viel zu müde, um noch endlose Runden durch das Einbahnstraßensystem zu drehen, bis endlich ein Parkplatz frei wurde. Deshalb beschloss ich, es mit der halbvollen Flasche zu riskieren, die ich noch im Kühlschrank gesehen hatte – und das hatte ich nun davon. Keine Milch für meinen Tee und auch keine für Bobs Cornflakes. Und ich war mir nicht mal sicher, wie viel Brot überhaupt noch im Haus, geschweige denn, wie alt es schon war.
    Ich kippte den Inhalt der Teetasse in die Spüle und machte mir stattdessen einen Kaffee – zum Glück trinke ich den gern schwarz –, und es gelang mir, noch genügend Scheiben von dem halben Brotlaib abzuschneiden, um Toast für Bob und mich zu machen. Allerdings inspizierte ich das Brot vorher genau, um sicherzugehen, dass es nicht schon schimmlige Stellen hatte. Ich war ziemlich gereizt; ich hasse es, wenn ich nicht gut organisiert bin – normalerweise ist das nämlich meine Stärke. Und mir war klar, dass Bob ebenfalls nicht begeistert über die fehlende Milch sein würde. Er isst morgens nicht gern Toast; er sagt immer, es sei ihm zu trocken. Dabei schmiert er so viel Butter darauf, dass es ausreichen würde, um den Cholesterinspiegel eines ganzen Regiments zu heben, und obendrauf löffelt er noch einen Berg Marmelade. Hat er eben Pech gehabt. Schließlich hätte er gestern genauso gut die Milch besorgen können wie ich. Er tut doch den ganzen Tag nichts, außer sich die Kricketspiele im Sky Channel anzusehen, in den Golfclub zu fahren oder planlos im Haus vor sich hinzuwerkeln.
    Das Brot war im Toaster, als ich ihn die Treppe heruntertrotten hörte. Ich blickte auf, als er in die Küche kam, und seufzte im Stillen. Sein Haar – oder besser gesagt das, was davon noch übrig ist – stand zu Berge, als sei er gerade durch einen Sturm gewandert, und er trug ausgeleierte Jeans und

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