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Ein kleines Stück vom Himmel nur

Ein kleines Stück vom Himmel nur

Titel: Ein kleines Stück vom Himmel nur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelia Carr
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sehr wünschen, dass unser Kind auch ein Teil meines Lebens werden könnte . Einer von uns ist nicht das, was wir zu sein glauben. Einer von uns ist anders. Nein, nicht einer von uns. John. Es muss John sein. John ist gar nicht mein richtiger Bruder. Dieser Mann, der mit »Mac« unterschrieben hat, ist sein Vater.
    Sie hatte es in dem Moment gewusst, als ihr benommenes Hirn wieder zu arbeiten begann. Sie hatte den Brief angestarrt, der ihre Welt vernichtet hatte, und hatte es gewusst. Ihre Mutter war während des Krieges in England gewesen. John war in dem Jahr geboren worden, in dem sie wieder nach Hause zurückgekehrt war. Und obgleich Ellen schockiert war, fand sie nun eine Erklärung für einiges, was ihr schon komisch vorgekommen war, seit sie alt genug war, über solche Dinge nachzudenken.
    Â»Wie kam es, dass du und Daddy zusammengekommen seid, als ihr beide im Krieg wart?«, hatte sie Nancy einmal gefragt, während sie sich ein Hochzeitsfoto der beiden anschaute, Joe in der Uniform der USAAF , Nancy in einem properen dunkelblauen Kleid mit breitkrempigem Hut, in der Hand einen Strauß Maiglöckchen.
    Â»Wir haben uns in England wiedergetroffen«, hatte Nancy geantwortet. »Ich war bei der ATA , wie du weißt, und dein Vater war auf einem amerikanischen Luftstützpunkt stationiert. Und da haben wir uns entschlossen zu heiraten.«
    Â»Wie romantisch!«, hatte Ellen gesagt. Aber das hatte noch nicht all ihre Fragen beantwortet. Sie kannte das Datum, an dem ihre Mutter und ihr Vater ihren Hochzeitstag feierten, und sie kannte auch Johns Geburtsdatum. Sie konnte zwei und zwei zusammenzählen. Sie war zwar vielleicht nicht das größte Mathe-Genie der Klasse, aber um neun Monate weiterzurechnen, reichten ihre Fähigkeiten allemal.
    Das ist schließlich nicht schlimm, hatte sie sich damals gesagt und war sich dabei ziemlich erwachsen und abgeklärt vorgekommen. Mom und Daddy waren bestimmt nicht die Einzigen, die nicht bis zur Hochzeitsnacht gewartet hatten. Und schließlich war Krieg gewesen, und da konnte man sich nie sicher sein, ob man die Hochzeitsnacht überhaupt noch erleben würde. Aber trotzdem zerbrach sich Ellen immer wieder den Kopf darüber, wie es wohl abgelaufen war – rein logistisch. Wie war es ihren Eltern überhaupt gelungen, es zu tun, wo sie doch meilenweit voneinander entfernt stationiert waren? Hatten sie es geschafft, eine romantische Nacht in einem Hotelzimmer zu verbringen – oder war es bei einer gehetzten Begegnung in einer abgelegenen Ecke hinter einer Kaserne geblieben? Ellen hatte darüber nachgedacht, aber dann für sich beschlossen, dass sie es lieber nicht wissen wollte. Es war einfach zu peinlich.
    Dann war da noch die Art und Weise, wie Nancy John immer allen anderen vorzuziehen schien, als ob er etwas ganz Besonderes sei. Ellen hatte dem bisher nicht allzu viel Bedeutung beigemessen; sie hatte Ritchie immer gesagt, er solle nicht albern sein, wenn er sich darüber beklagte, dass John bestimmte Vorrechte bekam und man seinem Bruder Dinge gestattete, die er nicht durfte. »Er ist eben älter als du«, hatte Ellen dann immer gesagt. »Natürlich darf er Sachen, die du noch nicht darfst. Wenn du so alt bist wie er, darfst du das auch.«
    Ritchie hatte dann ein mürrisches Gesicht gezogen. »Wollen wir wetten? Mom mag ihn viel lieber als mich. Das weißt du doch selbst. Mit ihm schimpft sie nie. Und ich habe auch noch nie erlebt, dass sie ihm Stubenarrest aufgebrummt hat!«
    Â»So ein Quatsch, natürlich mag sie ihn nicht lieber. Er stellt bloß nicht so viel Unsinn an wie du. Er kommt eben nach Hause, wenn man es ihm sagt, und er widerspricht ihr nicht dauernd. Du machst immer Sachen, die sie dir verboten hat, und dann reißt du dir die Shorts kaputt und trittst extra deine Schuhe vorne ab. John …«
    Â»Ja, ja. Ich weiß. John ist einfach vollkommen. Als ob er von einem anderen Planeten gekommen wäre.« Sein Gesicht hellte sich auf. »Vielleicht ist er das ja. Vielleicht ist er ein Außerirdischer – ein Alien vom Mars!«
    Â»Du bist so blöd, Ritchie!«
    Â»Ich weiß, dass ich blöd bin.« Wieder war der verdrossene Gesichtsausdruck da. »Du brauchst mir das nicht immer wieder zu sagen!«
    Nun kam ihr diese Unterhaltung wieder in den Sinn. John war zwar vielleicht kein Außerirdischer vom Mars, aber er schien tatsächlich

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