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Ein kleines Stück vom Himmel nur

Ein kleines Stück vom Himmel nur

Titel: Ein kleines Stück vom Himmel nur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelia Carr
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hin?«, fragte sie, ein bisschen beunruhigt.
    Â»Ach, du kennst doch Ritchie. Er konnte mal wieder nicht warten. Aber das ist egal. Es gibt sowieso bloß einen Weg zurück. Wir werden sie schon wiedersehen, sobald der Fluss ein Stück gerade verläuft.«
    Â»Ja, wahrscheinlich.«
    Der Fluss verbreiterte sich zusehends. Vor ihnen lag wieder eine Insel, größer als die Inseln, die sie bereits umfahren hatten. Sie war so dicht belaubt, dass man nicht sehen konnte, was auf der anderen Seite lag.
    Â»Links oder rechts?«, fragte Ellen, die vorn im Kanu saß, doch sie paddelte bereits zur linken Seite hinüber.
    Â»Nach rechts.«
    Â»Ach, ich paddle jetzt aber hier lang. Das macht doch gar keinen Unterschied.«
    Â»Wenn du zurück nach Katies’s Landing willst, dann musst du nach rechts.«
    Â»Warum?«
    Â»Weil ich annehme, dass wir dort auf den Hauptarm des Wekiva River treffen. Wenn du nach links paddelst, fahren wir wieder flussaufwärts.«
    Â»Nein. Das ist doch bloß wieder eine Insel.«
    Â»Wie du meinst.«
    Doch nachdem sie zehn Minuten angestrengt gepaddelt und nicht richtig weitergekommen waren, musste Ellen ihren Fehler eingestehen. Als sie aufhörten zu paddeln, konnte sie an der leicht gekräuselten Wasseroberfläche neben dem Kanu sehen, dass er die ganze Zeit über Recht gehabt hatte.
    Â»Ach verdammt! Das ist einfach nicht fair. Woher hast du das bloß gewusst?«
    John zuckte mit den Achseln. »Bloß ein Gefühl. Schau dir den Stand der Sonne an, Ellen, und bestimme danach deinen Kurs.«
    Sie paddelten zurück, vorbei an der Insel, die sie so durcheinandergebracht hatte. Ellen hatte das Gefühl, dass sie allmählich Blasen auf den Handflächen bekam, und als sie an ein schilfiges Ufer kamen, hielten sie an und machten eine Pause. Ellen zog ihr Paddel ins Boot, legte es auf dem bloßen Knie ab und drehte sich dann zu John um, während sie sich die schmerzenden Hände rieb.
    Â»Wie kommt es bloß, dass du in allen Dingen so gut bist?«
    Â»Das bin ich doch gar nicht.«
    Â»Doch, das bist du.«
    Â»Ellen, du redest Quatsch.«
    Â»Nein, das tue ich nicht. Du bist so viel klüger als Ritchie und ich. Es kommt mir manchmal so vor, als kämst du von einem anderen Planeten.« Ritchies Bemerkung, die sie wie ein Echo verfolgte.
    Â»Ja, klar, ich bin ein Marsmännchen. Fahren wir nun weiter oder nicht?«
    Er hatte keine Ahnung. Dessen war sie sich jetzt ganz sicher. Ihr eigenes Wissen dagegen kribbelte ihr unter der Haut, zusammen mit den Stichen der blutgierigen Insekten, von denen es am Fluss nur so wimmelte. Doch Ellen sagte nichts. Auch wenn John die Wahrheit nicht wusste, stand es nicht ihr zu, ihn aufzuklären.

II
    Vietnam. Ellen hasste den Konflikt von ganzem Herzen, ebenso wie die meisten ihrer Mitstudenten an der University of Southern Florida. Zwischen den Vorlesungen und Besuchen bei Spielen des Golden Braham Baseball Team hielten sie Versammlungen und Protestkundgebungen ab, und Ellen hatte sogar eine Mitfahrgelegenheit bei Joe nach Washington ergattert, wo sie zusammen mit fünfunddreißigtausend anderen vor dem Weißen Haus protestierte und zum Washington Monument marschierte.
    So war es nicht immer gewesen. Zu Anfang hatten die meisten Amerikaner Präsident Johnsons Entscheidung, Bomben einzusetzen, befürwortet, auch Nancy und Joe.
    Â»Es gibt Momente, wo man sich einfach wehren und kämpfen muss«, hatte Joe stoisch gesagt. »Sonst glauben die anderen, sie können einen schikanieren.«
    Aber Ellen war die Vorstellung eines Krieges schon von Anfang an zuwider gewesen. Sie hasste Gewalt jeder Art, und die Bilder im Fernsehen, auf denen vietnamesische Dörfer von der Rifle Company der Marines bombardiert wurden, machten ihr zu schaffen. Ihr graute vor der Vorstellung, wie unschuldige Frauen und Kinder leiden mussten und ihr Zuhause und ihr Leben verloren. Sie war entsetzt über die steigende Zahl der Todesopfer unter den amerikanischen Soldaten. Das konnte sie am allerwenigsten ertragen. Ein Junge, der mit ihr die High School besucht hatte, war schon ziemlich früh gefallen. Sie wusste nicht genau, unter welchen Umständen, und wollte es auch lieber nicht wissen. Aber sie war gerade für ein paar Tage vom College zu Hause gewesen, als seine Beerdigung stattfand. Wie alle anderen Einwohner Varnas hatte sie Spalier gestanden, als der Trauerzug vorbeikam,

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