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Ein kleines Stück vom Himmel nur

Ein kleines Stück vom Himmel nur

Titel: Ein kleines Stück vom Himmel nur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelia Carr
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Vater war. Ihre Wange war kurz davor, auf Kens Schulter zu sinken, sie konnte seinen Seifenduft und einen leichten Hauch frischen Schweißes riechen, sie spürte seine Hand, die fest an ihrer Taille lag, und ihr Busen presste sich an seine Brust – und plötzlich war ihr alles zu viel. Zu sehr erinnerte es daran, wie es für ihre Mutter mit diesem anderen Mann gewesen war, diesem Mac. Sie verkrampfte sich und wich steif und linkisch zurück, Panik stieg in ihr auf, ein Engegefühl überkam sie. Daraufhin verhielt sich Ken ebenfalls unbeholfen und verklemmt. Als er am Ende des Abends allen Mut zusammengenommen und sie gefragt hatte, ob sie mit ihm ins Kino gehen würde, hatte sie wieder Panik bekommen und erwidert: »Ich glaube nicht, dass meine Mom mir das erlaubt.« »Ach so«, hatte er erwidert, ganz lässig, als ob es ihn gar nicht kümmern würde, und da hatte sie gewusst, dass er sie nicht noch einmal fragen würde.
    In den folgenden Wochen und Monaten ertappte sich Ellen manchmal dabei, wie sie John betrachtete und nach äußeren Merkmalen suchte, die ihn von ihrer übrigen »richtigen« Familie unterschieden, aber sie war sich nicht sicher. Er sah zwar weder aus wie Nancy noch wie Joe und ganz bestimmt nicht wie ihre Großtante Dorothy väterlicherseits. Aber das taten auch Ritchie und sie nicht. Nicht wirklich. Soweit sie feststellen konnte, gab es keine besonders starke Familienähnlichkeit zwischen ihnen allen. Und immer wieder fragte sie sich, ob Joe oder John selbst ahnten, dass sie nicht miteinander verwandt waren.
    Bei entsprechender Gelegenheit versuchte sie unauffällig bei John vorzufühlen. »Wie kommt es, dass du in allen Dingen so gut bist, während Ritchie und ich uns so dämlich anstellen?«, fragte sie ihn eines Tages und betrachtete ihn verstohlen von der Seite.
    Â»Ihr stellt euch doch nicht dämlich an.«
    Â»Doch. Wenn es nach mir gegangen wäre, wären wir dahinten flussaufwärts gefahren.«
    Sie verbrachten die Ferien in Nord-West-Florida und machten gerade eine Kanutour auf dem Wekiva River von Longwood zurück nach Sandford. Ellen war noch nie Kanu gefahren, und deshalb hatten sie beschlossen, dass sie mit John in einem Kanu fahren solle, während Ritchie und Joe das andere Team bildeten. Nancy war auf dem schattigen Parkplatz von Katie’s Landing zurückgeblieben, um sich dort einen ruhigen Tag zu machen. Der Jeep des Kanuunternehmens hatte die anderen vier flussaufwärts gebracht, der Reiseleiter hatte ihnen in die Kanus geholfen und war dann weitergefahren und hatte sie sich selbst überlassen.
    Zuerst waren sie mehr oder weniger dicht beisammen geblieben, hatten die Sonne genossen, die durch die tief herabhängenden Bäume schien, und einander kreischend auf die Schildkröten aufmerksam gemacht, die eilig von den Felsen flohen und unter der Wasseroberfläche verschwanden, wenn sich die Kanus näherten. Der Little Wekiva war schmal und an einigen Stellen durch umgestürzte Bäume beinahe unpassierbar. Ellen war froh, dass sie im Kanu sitzen bleiben konnte, während John ausstieg und durch das knietiefe Wasser watete, um die Äste aus dem Weg zu räumen. Joe und Ritchie dagegen teilten sich diese Aufgabe und hoben ihr Kanu mit vereinten Kräften über die blockierten Passagen. Einmal schrie Ritchie so gellend auf, dass Ellen schon glaubte, er sei von einem Alligator angegriffen worden, doch Ritchie war bloß mit nackten Füßen auf einen toten Fisch getreten, der an einem umgestürzten Baum hängen geblieben war.
    Sie machten in einer kleinen Lagune Rast und picknickten. Sie hatten Butterbrote, Feldflaschen mit Wasser und Saft mitgebracht, und Ellen, die mal austreten musste, war ans Ufer geklettert und hatte sich eine Stelle gesucht, die von Bäumen abgeschirmt war.
    Â»Fahrt ihr schon mal vor!«, hatte John zu den anderen gesagt. »Wir holen euch schon ein.«
    Es war eine ganz normale Bemerkung gewesen, doch auf Ritchie hatte sie natürlich wie ein rotes Tuch gewirkt. Wie immer war er wild entschlossen zu beweisen, dass er John übertreffen konnte, und paddelte mit einem Affenzahn los.
    Â»Hey Junge, was soll die Eile?«, fragte Joe, aber Ritchie hörte gar nicht hin. John ihn einholen? Niemals! Als Ellen endlich wieder bei ihrem Kanu war, waren Joe und Ritchie schon hinter der nächsten Flussbiegung verschwunden.
    Â»Wo sind sie denn

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