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Ein kleines Stück vom Himmel nur

Ein kleines Stück vom Himmel nur

Titel: Ein kleines Stück vom Himmel nur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelia Carr
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beinahe vier Jahren mit ihr, und das grenzte an sich schon an ein Wunder, da sie allgemein als guter Fang betrachtet wurde. Diane war hübsch und hatte lockiges Haar, das ihr über die Schultern fiel. Wenn sie vorbeiging, veranlasste ihre Figur die Jungen ihres Jahrgangs dazu, mit den Händen in der Luft kurvenreiche Formen anzudeuten, und jeder sehnte sich danach, die Hände mal auf das Original zu legen. Und ihr Vater, so ging das Gerücht, habe Bassgitarre in einer Band gespielt, die in den Fünfzigern einen Hit in den Charts gelandet hatte, obwohl es schwer vorstellbar war, wenn man ihn sich jetzt anschaute, wie er mit Bierbauch und lichtem Haar Taxi fuhr, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen.
    Obwohl Ritchie manchmal eine gewisse innere Unruhe verspürte, war er sehr stolz auf Diane. Mit ihr habe ich den einzigen Volltreffer meines Lebens gelandet, dachte er manchmal. Und Diane schien heute immer noch genauso froh darüber, sein Mädchen zu sein, wie sie es zu Anfang gewesen war, eine Tatsache, über die er nie aufhörte sich zu wundern. Nie hatte sie einen Blick für andere übrig gehabt, und die Jungen, die sie von fern angafften, wussten genau, dass sie und Ritchie ein Paar waren, und unternahmen daher keine weiteren Vorstöße. Aber jetzt galten Dianes Blicke plötzlich jemand anderem – und dieser Jemand war John. Wenn sie zum Essen eingeladen war, beobachtete Ritchie, wie sie John unter ihren langen Wimpern hinweg heimlich betrachtete, und wenn John ihr zulächelte, errötete sie ganz leicht. Und sie lächelte ihm zu, ihr reizendes Grübchenlächeln, das sie auch Ritchie geschenkt hatte, als sie sich damals kennenlernten, und das sie schon sehr lange nicht mehr gezeigt hatte, wie ihm plötzlich bewusst wurde.
    Die alten Dämonen erwachten wieder und quälten Ritchie. John sah besser aus als er, er war intelligenter; alles, was John anfasste, gelang ihm. Und nun umgab ihn noch zusätzlich der Glanz eines Jagdfliegers, der für sein Vaterland in Vietnam kämpfte. Früher wäre es Ritchie nie in den Sinn gekommen, sich im Hinblick auf Diane und John Sorgen zu machen, aber jetzt wurde ihm bewusst, dass sie kein Kind mehr war. Sie war inzwischen siebzehn, und der Altersabstand zwischen ihr und John spielte keine große Rolle mehr.
    Ritchie wurde ganz übel. Wenn John ihm Diane wegnehmen würde, wäre das der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brächte. Die unsteten Gefühle, die ihn manchmal überfallen hatten, verschwanden wie von Zauberhand, und er konnte nur noch daran denken, dass er es nicht ertragen könnte, wenn sie ihre Zuneigung plötzlich John schenken würde. Der sie, wie sich Ritchie mit sinkendem Mut eingestehen musste, ohne jede Schwierigkeit haben konnte, wenn er nur wollte. Genau wie er auch alle anderen Dinge stets bekommen hatte, sein Leben lang.
    Der Auslöser für die Katastrophe geschah beinahe zufällig, und wenn Ellen nach Jahren zurückblickte, konnte sie nie ganz verstehen, wie sie Ritchie die Wahrheit über John hatte erzählen können. Es war einfach nur dumm und unbedacht gewesen. Jahrelang hatte sie die Sache für sich behalten und war nie versucht gewesen, sich irgendjemandem mitzuteilen, schon gar nicht Ritchie. Sie konnte Geheimnisse gut wahren und war stolz darauf.
    Und dann, eines Tages im Sommer des Jahres 1967, brach sie ihr Schweigen, und die Katastrophe folgte auf dem Fuß.
    An jenem Vormittag hatte es einen kleinen Streit gegeben, und als Folge davon war Ritchie mürrisch und eingeschnappt. Er hatte sich Nancys Auto leihen wollen, um mit Diane auszugehen. Nancy hatte erwidert, sie habe es schon John versprochen, der nach Naples fahren wolle, um einen alten Freund zu besuchen. Sie hatte Ritchie erklärt, er könne schließlich mit dem Fahrrad zu Diane fahren, wenn er sie unbedingt sehen wolle, und hinzugefügt, Johns Bedürfnisse müssten schließlich Vorrang haben, da er ohnehin nur noch so kurze Zeit zu Hause sei. Ritchie murmelte vor sich hin, dass Johns Bedürfnisse sowieso immer Vorrang hätten, und Nancy hatte deswegen mit ihm geschimpft. Ritchie war schmollend von dannen gezogen, und es blieb Ellen überlassen, ihn wieder aufzumuntern und die Stimmung zu befrieden.
    Â»Warum muss sie John immer so behandeln, als sei er etwas ganz Besonderes?«, fragte Ritchie, und ehe Ellen sich’s versah, hatte sie geantwortet: »Das ist er

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