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Ein kleines Stück vom Himmel nur

Ein kleines Stück vom Himmel nur

Titel: Ein kleines Stück vom Himmel nur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelia Carr
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wohl auch – für sie.«
    Kaum waren die Worte heraus, wünschte sie, sie könne sie zurücknehmen. Aber dazu war es zu spät. Ritchie starrte sie an.
    Â»Wie meinst du das denn?«
    Â»Ach … nichts …« Aber ihr Gesichtsausdruck und der betont beiläufige Tonfall konnten die Tatsache nicht verbergen, dass sie nervös war.
    Â»Nein, was hast du gemeint? Los, Ellen, sag mir, was du damit gemeint hast!«
    Ellen suchte verzweifelt nach einem Weg, wie sie sich wieder herausreden konnte, aber es gelang ihr nicht.
    Â»Warum ist Ritchie etwas Besonderes für Mom?«, beharrte Ritchie.
    Â»Ritchie, bitte frag mich nicht! Ich kann es dir nicht sagen«, erwiderte Ellen. »Vergiss es einfach! Bitte vergiss einfach, was ich gesagt habe.«
    Â»Als ob ich das könnte! Himmel noch mal, Ellen!«
    Sie holte tief Luft und wusste, dass er nicht nachlassen würde, bis er ihr die ganze Wahrheit entlockt hatte.
    Â»Joe ist nicht sein Vater.« Da, nun war es heraus. Ellen blickte Ritchie verstohlen an, voller Angst vor den Folgen ihrer Offenbarung. Ritchie war ganz still geworden. Er hatte einen schockierten Gesichtsausdruck, als sei er gerade überraschend von einem Baseball ins Gesicht getroffen worden, ohne zu wissen, was ihn da getroffen hatte.
    Â»Sag doch was!«, flehte Ellen.
    Ritchie schüttelte sich. »Ich weiß immer noch nicht, was du da überhaupt redest.«
    Â»Joe ist nicht Johns Vater. Mom hat ihn als Folge einer Liebesaffäre im Krieg bekommen. Deshalb ist er so besonders für sie. Sie hat wohl irgendwie das Gefühl, sie müsse ihn besonders beschützen.« Sie packte Ritchie am Arm. »Ritchie, du musst mir versprechen, es niemandem zu erzählen. Ich glaube nicht, dass John es weiß. Ich bin mir nicht mal sicher, ob Daddy es weiß.«
    Â»Wie kommt es dann, dass du es weißt? Ellen, du willst mich doch auf den Arm nehmen, oder? Du willst mich veräppeln?« Doch sein Gesichtsausdruck zeigte ihr, dass er sich an einen Strohhalm klammerte, und ihr Gesichtsausdruck verriet ihm, dass sie ihn keineswegs auf den Arm nahm. »Woher weißt du es denn?«, fragte er noch einmal.
    Â»Das ist eine lange Geschichte.« Ellen rieb sich die Augen. Sie bereute ihre Indiskretion bereits fürchterlich und versuchte sie vor sich und Ritchie zu entschuldigen. »Ritchie, ich glaube wirklich, das ist der Grund dafür, warum Mom John so behandelt. Es liegt nicht daran, dass sie uns nicht lieb hat – dich und mich. Es hat überhaupt nichts mit uns zu tun. Wie gesagt, ich glaube, sie meint ihn besonders beschützen zu müssen, weil Joe nicht sein Vater ist. Er gehört gewissermaßen bloß ihr. Und noch etwas: John erinnert sie an jemanden, der ihr sehr viel bedeutet hat. Vielleicht sieht er sogar aus wie er, ich weiß es nicht. Aber wenn Mom ihn uns vorzieht, liegt es jedenfalls nicht daran, dass du irgendwas falsch gemacht hast. Egal was du tust, du könntest nie gegen ihn ankommen, weil er … weil er etwas Besonderes ist.«
    Â»Ja, klar.« Ritchie hatte zu lange in Johns Schatten gelebt, um sich der Illusion hinzugeben, dass Ellens Erklärung irgendetwas ändern würde, selbst wenn sie wahr sein sollte. John sah immer noch besser aus und war intelligenter. Es war ja nicht bloß Nancy, die ihn wie einen Helden behandelte, sondern alle Welt – Lehrer, Familie, Freunde … Diane. Keiner von ihnen kannte das Geheimnis, das Johns Herkunft umgab; es spielte für die anderen auch gar keine Rolle, wer er war oder nicht war. Sie beurteilten ihn und Ritchie bloß nach dem, was sie sahen. Und fanden, dass Ritchie nicht genügte.
    Sie redeten noch ein bisschen weiter, dann rief Nancy die Treppe hinauf:
    Â»He, ihr beiden, kommt runter. Das Essen steht auf dem Tisch.«
    Ellen packte Ritchie am Arm. »Sag bloß nichts! Bitte, Ritchie, tu einfach so, als ob nichts gewesen ist!«
    Ritchie kaute auf der Lippe herum und kniff die Augen zusammen. Zum ersten Mal seit Jahren – vielleicht zum ersten Mal in seinem Leben – fühlte er sich stark und fähig. Das war etwas, worüber er in Ruhe nachdenken musste. Er würde nichts sagen. Noch nicht.
    Â»Meine Güte, John, ist das schön, dich wieder zu Hause zu haben!«
    Es war selten, dass Joe seine Gefühle in Worte kleidete, so selten, dass die ganze Familie, die zum Abendessen um den Tisch versammelt

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