Ein kleines Stück vom Himmel nur
Versuch bei der Landung zu haben â damit kann ich mich nicht anfreunden. Natürlich möchte ichâs immer beim ersten Mal hinkriegen, aber ich möchte auch gern durchstarten können, wennâs mal sein muss.«
»Dad hat immer gesagt, dass es ein ganz tolles Gefühl sei, in der Thermik zu kreisen. Zurück zu den Anfängen und so weiter. Wissen Sie was, ich sollte wirklich in der Richtung aktiv werden. Sie haben mich inspiriert.« Er blickt mich mit zusammengekniffenen Augen an. »Sie sollten auch mal darüber nachdenken. Es wäre viel preiswerter als ein Motorflugzeug. Und man wird nicht über dem Cheddar Lake aufgehalten!«
»Ja, vielleicht.«
Das Gespräch hat sich von Mac und Nancy entfernt; ich denke, es ist Zeit, wieder auf das ursprüngliche Thema zurückzukommen. Ich greife nach meiner Tasche, die unten auf dem Boden am Stuhlbein lehnt, und lege sie auf den SchoÃ. Ich krame in der Tasche herum und ziehe das Kästchen hervor, das Nancy mir anvertraut hat. Ich mache es nicht auf, sondern lasse nur die Finger auf dem warmen, weichen Leder ruhen. Dann endlich schiebe ich es â etwas widerwillig, worüber ich selbst verwundert bin â über den Tisch zu ihm hin.
»Grandma hat mich gebeten, diesen Orden Mac oder seiner Familie zurückzugeben. Es ist sein Distinguished Flying Cross. Er hat es ihr zur Verwahrung gegeben, sagt sie, obwohl ich glaube, dass mehr dahintersteckt. Aber sie hat das Gefühl, es sei jetzt an der Zeit, es wieder zurückzugeben. Sie möchte nicht, dass es verlorengeht, wenn sie nicht mehr da ist â¦Â« Meine Stimme zittert ein bisschen. Darüber zu reden, dass Nancy nicht mehr da sein könnte, ist ein schmerzvolles Eingeständnis dessen, was die Zukunft bereithält.
Chris sieht nicht besonders überrascht aus. Es scheint, als habe er längst gewusst, wo der Orden seines Vaters gelandet ist, und wieder mal erstaunt mich die Offenheit, die in seiner Familie herrscht â im Gegensatz zu den Geheimnissen, die es in meiner gibt. Er klappt den Deckel des Kästchens auf, und das silberne Lilienkreuz, das Nancy noch poliert hat, ehe sie es mir gab, glänzt in der Sonne. Chris kneift die Augen zusammen, und einen Moment lang nehmen sie einen abwesenden, verträumten Ausdruck an: Er hat zwar vielleicht gewusst, dass der Orden existiert, aber gesehen hat er ihn noch nicht; er hat nie gesehen, wie sein Vater ihn getragen hat. Ich kann mir vorstellen, dass das DFC alle möglichen Erinnerungen und Gefühle in ihm auslöst. Dann lässt er das Kästchen zuschnappen und schiebt es in die Mitte des Tisches zurück.
»Ich bin mir nicht sicher, ob ich diesen Orden überhaupt haben sollte. Dad hat ihn Nancy gegeben. Ich denke, er wollte, dass sie ihn an ihr gemeinsames Kind weitergibt.«
Wieder falle ich aus allen Wolken. Er weià sogar über John Bescheid, und vermutlich wusste es seine Mutter ebenfalls. Allerdings weià er nicht, dass John tot ist.
»Leider ist John bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen«, sage ich. Er runzelt fragend die Stirn, anscheinend sagt ihm der Name nichts. Offenbar reicht sein Wissen doch nicht so weit. Vielleicht hat Mac ja nie erfahren, wie Nancy ihr gemeinsames Kind genannt hat.
»Der Sohn von Nancy und Mac hieà John«, erkläre ich ihm. »Leider ist er schon mit Mitte zwanzig gestorben. Ziemlich absurd eigentlich â er war im Vietnamkrieg, aber ums Leben gekommen ist er während seines Heimaturlaubs.« Ich versuche zu verdrängen, was Mum mir erzählt hat. Ich möchte lieber nicht darüber nachdenken, geschweige denn Chris von ihrem Verdacht erzählen: »Ritchie ist das einzige ihrer Kinder, das noch in Varna lebt â er ist der jüngere Bruder meiner Mutter. Er führt zurzeit für meine GroÃmutter die Firma. Aber ⦠er hat nicht viel für sentimentale Gefühle übrig. Ich glaube, Grandma hat Angst, dass er all ihre Sachen weggibt, wenn sie mal nicht mehr da ist, ohne sich allzu viele Gedanken darüber zu machen, was damit passiert. Deshalb wollte sie auch, dass der Orden wieder an Mac oder seine Familie zurückgeht. Wenn John noch leben würde, dächte sie vielleicht anders darüber. Dann hätte sie wahrscheinlich gern ihm den Orden seines Vaters überlassen. Aber so wie die Dinge stehen â¦Â«
Chris schweigt einen Moment. Sein Gesicht ist wie
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