Ein kleines Stück vom Himmel nur
Parken, begrenzt von einem Beet mit Büschen und Stauden. Mir klopft das Herz bis zum Hals, als ich auf die Parkfläche abbiege. Ich kann mich nicht erinnern, in meinem Leben schon einmal so nervös gewesen zu sein.
Die Vordertür des Hauses wird überdacht von einem kleinen Spalier, durch das sich eine weiÃe Kletterrose windet. Als ich auf das Gartentor zugehe, wird die Haustür geöffnet und ein Mann tritt heraus. Er ist groÃ, etwa eins fünfundachtzig, schätze ich. Er stöÃt gegen einen herabhängenden Rosenzweig, und ein paar welke Blütenblätter lösen sich und rieseln auf sein Haar und den Kragen des Polohemdes. Ein gelbes Polohemd. Dunkles Haar mit ein paar silbergrauen Strähnen, das an den Schläfen ein bisschen zurückgeht. Er ist ordentlich rasiert und sieht auf eine unprätentiöse Weise gut aus. Obwohl er Freizeitkleidung trägt, sieht man ihm den Arzt doch irgendwie an, auch wenn es mir schwerfallen würde, zu erklären, wie ein Arzt eigentlich aussehen sollte. Mein Herz pocht dumpf und ziemlich laut, und ich habe plötzlich einen Kloà im Hals, so dass ich schnell schlucken muss. Doch jetzt ist es zu spät, um noch umzudrehen. Er kommt den Gartenweg entlang auf mich zu, die Hände zwanglos in den Taschen seiner Chinos vergraben.
»Ms. Lintern?«
»Ja. Schön, dass Sie Zeit für mich gefunden haben, Herr Doktor.«
Wie blöd sich das anhört! Schön, dass Sie Zeit für mich gefunden haben, Herr Doktor. Ich hätte gern eine Flasche Hustensaft und ein Antibiotikum.
Er verzieht spöttisch den Mundwinkel, als wäre ihm der gleiche Gedanke gekommen.
»AuÃerhalb der Sprechstunde heiÃe ich Chris.«
»Sarah.«
Er nickt. Er betrachtet mich jetzt aufmerksam aus zusammengekniffenen Augen, als schaue er durch ein Mikroskop, was ich ziemlich unangenehm finde. »Wenn ich es recht verstanden habe, möchten Sie mit mir über meinen Vater sprechen.«
»Ja. Meine GroÃmutter hat ihn während des Krieges gekannt. Sie ist aus Amerika nach England gegangen, mit Jacqueline Cochran, um Flugzeuge für die Royal Air Force zu überführen â¦Â«
»Nancy Kelly«, unterbricht er mich.
Ich bin angenehm überrascht. »Sie haben von ihr gehört?«
Er lächelt. Es ist ein nettes Lächeln, wenn auch ein bisschen schief. »Oh ja, von Nancy habe ich schon gehört.«
Es scheint, als habe es in Macs Familie keinerlei Geheimnisse gegeben. Wie anders als in meiner Familie! Aber das macht natürlich alles ein ganzes Stück einfacher.
Er wendet sich um und schiebt die Haustür weiter auf, dabei rieselt ein weiterer Schauer aus Rosenblättern auf seine Schultern nieder. Diesmal bemerkt er es und streift sie ab.
»Kommen Sie doch rein, oder besser gesagt, kommen Sie mit in den Garten. Dort habe ich gerade gesessen â meiner Ansicht nach ist das der beste Platz, um einen Sonntagnachmittag im Sommer zu verbringen. Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten? Ein Glas Wein? Oder lieber eine Tasse Kaffee?«
»Ich fürchte, ich muss mich auf den Kaffee beschränken«, erwidere ich bedauernd. »Ich muss ja noch Auto fahren.«
»Wissen Sie was, ich habe noch eine Flasche alkoholarme Sangria im Kühlschrank. Irgendjemand hat sie zu der Party mitgebracht, die ich vor ein paar Wochen veranstaltet habe. Ich habe keine Ahnung, wie sie schmeckt; Sangria ist nicht so ganz mein Fall. Aber wenn Sie mal probieren möchten?«
»Klingt gut.« Ich entspanne mich allmählich ein bisschen. Macs Sohn ist wirklich sehr umgänglich. Aber immer noch liegt mir das bevorstehende Gespräch im Magen.
Ich folge ihm durch einen kleinen Vorraum in eine groÃe Wohnküche, ein paar Treppenstufen hinauf und durch ein gefliestes Wohnzimmer. Durch die geöffnete Terrassentür gehen wir in den Garten; eine groÃe Rasenfläche mit einigen alten Bäumen, eine Terrasse mit Gartenmöbeln und einem Grill. Jenseits der niedrigen Mauer blickt man auf Felder, so weit das Auge reicht. Sehr schön. Aber keine verstreuten Spielsachen, kein Mini-Trampolin, kein Baumhaus. Es sieht nicht so aus, als ob Dr. Chris Mackenzie Kinder hätte. Auch eine Ehefrau ist nirgendwo in Sicht. Das wundert mich. Ich hätte eigentlich mit einer Mrs. Mackenzie gerechnet. Chris scheint Anfang vierzig zu sein, ein Alter, in dem die meisten Männer bereits eine Familie
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