Ein kleines Stück vom Himmel nur
zum Teufel schicken.«
Das sieht Ritchie ähnlich. »Und was meinst du dazu?«
»Wahrscheinlich ist es unter den gegebenen Umständen das Beste. Wir kämpfen wirklich ums Ãberleben, und Ritchie ⦠na ja ⦠Zum Thema Ritchie sage ich im Moment lieber nichts!«
Ich wundere mich über ihre Bemerkung. Normalerweise nimmt Monica Ritchie immer in Schutz.
»Ich habe eigentlich immer gedacht, dass du ihm schon zeigen würdest, woâs langgeht, Monica.«
Sie schnaubt. »Kannst du dir vorstellen, dass er und Mary-Lyn anscheinend schon wieder ganz dicke miteinander sind? Wie auch immer, ich bin jedenfalls fertig mit Ritchie. Auch ich bin nur begrenzt leidensfähig; noch mehr Mist muss ich mir nicht anschauen.«
»Meinst du ihn und Mary-Lyn?«
»Ja, das auch.« Mir scheint, dass da noch mehr ist; irgendetwas, womit sie noch hinter dem Berg hält. »Du hast ja keine Ahnung, was hier los war, seit du abgereist bist«, sagt sie dann.
Ich bin beunruhigt. »Was denn?«
Aber Monica schüttelt nur den Kopf. »Nein, ich habe schon viel zu viel gesagt. Sorg du nur dafür, dass es Nancy wieder gutgeht. Ich kann schon auf mich selbst aufpassen.«
Sie ordnet sich auf den Freeway in Richtung Süden ein, und mir ist klar, dass ich nichts mehr aus ihr herauskriegen werde. Sie verhält sich loyal bis zum Letzten. Umso schlimmer für Ritchie, dass er sie offenbar überhaupt nicht zu schätzen weiÃ.
»Aber eins kann ich dir verraten«, fügt sie nachdenklich hinzu. »Wenn ich wirklich mal jemanden suchen sollte, der auf mich aufpasst â da habe ich letzte Woche einen Typen gesehen, dem ich mich durchaus anvertrauen würde. Einer der Polizisten, die nach dem Einbruch in Nancys Haus kamen. Roy Vesty heiÃt er. Sieht noch ganz gut aus, der Kerl, auch wenn er schon einige Dienstjahre hinter sich hat, irgendwie wirkt er auch solide und zuverlässig. Ich hab mal ein bisschen rumgehört, und er scheint zurzeit solo zu sein. Den würde ich, glaube ich, nicht abweisen, wenn er bei mir vor der Tür stünde. Aber das wird er wohl nicht. Was Männer betrifft, scheine ich nicht allzu viel Glück zu haben.«
»Das weià man nie â das kann sich noch ändern«, entgegne ich und denke mir, dass Monica wirklich mal einen Lichtblick verdient hätte, was die Liebe angeht.
Es dauert nicht mehr lange, und wir sehen die Beschilderung nach Varna. Die StraÃe von Fort Myers ist gut ausgebaut und um diese Zeit, am Nachmittag, nicht so voll wie sonst. Wir fahren über die lange, niedrige Brücke, und das helle Sonnenlicht und die leuchtenden Farben blenden mich nach den gedeckten Schattierungen Englands regelrecht. Lavendelblauer Himmel über uns, unter uns das Wasser von einem noch intensiveren Blau. Zu beiden Seiten üppiges Smaragdgrün. Der strahlend weiÃe Brückenaufbau. Silbrig glänzender Asphalt. Während die Klimaanlage den Duft von Florida hereinbläst, habe ich das Gefühl, dass sich in mir etwas Wunderbares tut â wie jedes Mal, wenn ich die Brücke nach Varna überquere. Ein aufgeregtes Flattern, eine tiefe innere Zufriedenheit. Obwohl ich hier nie gelebt habe, kommt es mir so vor, als würde ich nach Hause zurückkehren.
Monica fährt in die Einfahrt vor Nancys Haus. Ich blicke erwartungsvoll zur Haustür; normalerweise kommt Grandma immer heraus, um mich zu begrüÃen, als habe sie schon am Fenster Ausschau nach mir gehalten. Heute aber nicht. Die Tür bleibt zu, die Fensterläden sind geschlossen. Ich wuchte meine Tasche aus dem Kofferraum, doch als ich mich wieder Richtung Haus drehe, steht sie da. Obwohl Monica mich vorgewarnt hat, bin ich entsetzt, wie stark sie sich verändert hat. Schon bei meinem letzten Besuch war mir aufgefallen, dass sich ihr Gesundheitszustand verschlechtert hatte, doch da hatte ich sie seit über einem Jahr nicht gesehen. Nun sind seit meinem letzten Besuch erst wenige Wochen verstrichen, und trotzdem wirkt sie merklich schwächer und gebrechlicher. Mir wird das Herz schwer. Monica hat gut daran getan, mich anzurufen. Ob es nun an Macs Tod liegt oder an dem traumatischen Erlebnis mit dem Einbruch, an der Sorge um eine mögliche Ãbernahme ihrer Firma oder an dem, was Monica noch angedeutet hat, oder an allem zusammen â auf jeden Fall ist es innerhalb kürzester Zeit mit ihr stark bergab gegangen. Daran
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