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Ein kleines Stück vom Himmel nur

Ein kleines Stück vom Himmel nur

Titel: Ein kleines Stück vom Himmel nur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelia Carr
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dass Sie gekommen sind, um nach ihr zu schauen. Wo steckt überhaupt ihr Sohn?«
    Â»Ritchie? Er ist für einen Kunden unterwegs.« Ich gehe lieber nicht weiter ins Detail, das erscheint mir unter den gegebenen Umständen besser. »Er müsste bald zu Hause sein.«
    Â»Ja. Na dann.« Roy Vesty bewegt seinen massigen Körper zur Seite, und ich gehe in die Küche.
    In der Küche herrscht ein einziges Durcheinander. Alles ist aus den Schränken gezerrt worden, die Schubladen wurden herausgezogen und ihr Inhalt über den Boden verteilt, und die Kühlschranktür steht offen.
    Roy Vesty hat keineswegs übertrieben, als er sagte, dass Nancy durcheinander sei. Sie ist weiß wie ein Laken und irgendwie in sich zusammengesunken, so dass sie auf einmal regelrecht winzig wirkt. Nancy war nie besonders groß und hatte auch nie viel Fleisch auf den Knochen, doch jetzt sieht sie aus, als könne man sie wegpusten wie eine Feder.
    Â»Monica, danke, dass Sie gekommen sind! Ich habe Ihnen doch gesagt, Sie sollen sich die Mühe nicht machen. Aber ich bin natürlich froh, dass Sie da sind.« Auch ihre Stimme klingt zittrig.
    Die Tür steht offen. Ich kann sehen, dass das Fenster darin eingeschlagen wurde, genau wie Roy Vesty es gesagt hat. Überall auf dem Boden liegt Glas herum, ein paar große Scherben und viele kleine; ein paar glitzern wie Glimmer inmitten von verstreutem Kaffee, Salz und Spülmaschinenpulver.
    Â»Was zum Teufel ist denn hier passiert?«, frage ich.
    Nancy setzt sich auf einen der Küchenstühle. »Irgendetwas hat mich geweckt, ich glaube, als die Tür zum Garten zuschlug. Und dann habe ich das ganze Zeug auf dem Boden gesehen, die offenen Schubladen; alles herausgezogen …«
    Â»Die waren in dem Zimmer, in dem Sie geschlafen haben?«, frage ich entsetzt.
    Â»Müssen Sie wohl. Ich habe kurz in der Küche nachgeschaut und das ganze Durcheinander hier entdeckt, obwohl mir zuerst gar nicht aufgefallen ist, dass das Fenster in der Tür zerbrochen war. Ich kann gar nicht verstehen, wieso ich nicht aufgewacht bin.«
    Â»Gott sei Dank sind Sie nicht aufgewacht!« Mich überläuft ein kalter Schauer, wenn ich mir vorstelle, was hätte passieren können, wenn Nancy zu sich gekommen wäre und die Eindringlinge in ihrem Wohnzimmer gefunden hätte. »Sie brauchen eine Tasse Tee, Nancy, und ich könnte auch eine gebrauchen.«
    Ich stelle den Wasserkocher an, finde Tassen und ein paar Teebeutel, die überall auf der Küchentheke verstreut liegen. Das ganze Durcheinander muss irgendwie aufgeräumt werden, aber das hat noch Zeit. Ich nehme an, dass die Spurensicherung im Moment sowieso nicht möchte, dass schon etwas verändert wird.
    Ich koche Tee für Nancy und mich und brühe noch ein paar Tassen extra für Roy Vesty und seinen Kollegen. Ich bin gerade dabei, Milch und Zucker reinzurühren, als ich eine Autotür zuschlagen höre. Kurz darauf steht Ritchie in der Küche.
    Â»Was zum …«
    Ich rechne schon damit, dass er jetzt ordentlich Dampf ablassen und fluchen wird, aber zu meiner Erleichterung gilt Ritchies erster Gedanke Nancy. Er geht gleich zu ihr hin, und sein Gesichtsausdruck verrät mir, dass er trotz all der Feindseligkeit, die er häufig an den Tag legt, tief drinnen große Stücke auf sie hält.
    Â»Mom, alles in Ordnung mit dir?«
    Â»Mir geht es gut, Ritchie. Mach dir keine Sorgen um mich!«
    Doch für einen winzigen Augenblick lehnt sie sich an den Arm, den er ihr als Stütze anbietet, und ich bekomme eine flüchtige Ahnung von der engen Bindung, die zwischen ihnen besteht, obwohl sie viel zu oft von ihren gegenseitigen Sticheleien verdeckt wird. Das Band zwischen Mutter und Sohn, das vielleicht manchmal bis an die Grenze gedehnt und strapaziert wird, ist so stark und belastbar wie ein Faden aus gesponnener Seide.
    Â»Was zum Teufel ist hier los?«, fragt Ritchie. Aber er ist immer noch freundlich zu ihr.
    Ich koche noch eine Tasse Tee und erzähle ihm, was passiert ist.
    Â»Was haben die Schweine mitgenommen?«, fragt er.
    Â»Das ist das Komische«, sagt Nancy verwirrt. »Ich konnte bisher nicht feststellen, dass sie viel mitgenommen haben. Vielleicht ein bisschen Silberbesteck, aber mein Schmuck scheint noch komplett da zu sein und auch deine Musikanlage. Ich hätte gedacht, dass sie die mitnehmen würden, so teuer wie die

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