Ein kleines Stück vom Himmel nur
Gefühle in Nancy geweckt, für die er mit Freuden seinen rechten Arm geopfert hätte. Er fragte sich, ob sie ebenso auÃer sich gewesen wäre, wenn sein Flugzeug nicht mehr heimgekehrt wäre. Wohl kaum, musste er sich reuevoll eingestehen. Aber natürlich kam hinzu, dass eine Sache, die einem entrissen wurde, dadurch nur umso begehrenswerter wurde. Wäre dieser Mac nicht vermisst, vermutlich tot, hätte diese Affäre vermutlich einfach ihren natürlichen Lauf genommen und wäre eher früher als später zu Ende gegangen. SchlieÃlich war der Mann verheiratet , und die Geschichte mit der kranken Frau kam Joe ohnehin vor wie eine Variation von »Meine Frau versteht mich nicht«. Bloà eine billige Ausrede, um sich an ein hübsches Mädchen ranzumachen, das weit weg von zu Hause Dienst tat. Joe wurde allmählich ungehalten; seine Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt. Aber zweifelsohne war Nancy in einem furchtbaren Zustand und musste ihrer Trauer irgendwie Luft machen. Sie war in der gleichen, wenig beneidenswerten Lage wie alle Geliebten von verheirateten Männern: Wenn es hart auf hart kam, wurden sie vorübergehend kaltgestellt und waren zu Heimlichtuerei und Schweigen gezwungen, bloà weil manche Männer ein paar hübschen Beinen einfach nicht widerstehen konnten. Deshalb biss Joe die Zähne zusammen und hörte sich an, was sie erzählte. Er schenkte ihr immer wieder Whisky nach, verkniff sich wütende ÃuÃerungen und dachte sich seinen Teil.
»Ich hätte es dir längst erzählen müssen, ich weië, sagte Nancy. »Aber ich wusste einfach nicht, wie. Mir war klar, dass du furchtbar verletzt sein würdest, und ich wollte dir nicht wehtun. Dir wehtun ist wirklich das Letzte, was ich möchte.«
Noch ein Hoffnungsschimmer. Hatte er denn gar keinen Stolz? Aber Nancys Worte verliehen ihm neuen Mut. Nancy hatte es anscheinend ebenfalls für eine flüchtige Sache gehalten. Sie hatte vorgehabt, zu ihm zurückzukehren. Das linderte den Schmerz zwar nicht ganz, und er kam sich trotzdem wie ein Vollidiot vor. Wenn er Manns genug wäre, würde er ihr jetzt sagen, sie solle sich zum Teufel scheren. Doch er brachte es einfach nicht fertig. Es war Nancy, seine Nancy, und er liebte sie, egal, was passierte. Für sie würde er durch die Hölle gehen. Und im Augenblick hatte sie niemanden auÃer ihm.
Eine Welle der Zärtlichkeit überkam ihn, und er fasste einen Entschluss. Wenn es irgend möglich war, würde er sie nicht in diesem Zustand allein lassen und zu seinem Stützpunkt zurückkehren. Vielleicht war es ihr gar nicht recht, wenn er blieb, daran konnte er dann auch nichts ändern. Aber der Gedanke, sie einsam und traurig sich selbst zu überlassen, war ihm unerträglich.
»Hör mal, Schatz, ich habe noch ein paar Tage Urlaub übrig. Wenn ich es einrichten kann, wäre es dir recht, wenn ich noch ein bisschen bleibe? Ich will dich nicht unter Druck setzen, gar nichts in der Art. Nur damit jemand hier bei dir ist, der weiÃ, was du durchmachst.«
Sie blickte ihn mit tränenverschleierten Augen an.
»Ach, Joe, das ist so lieb von dir. Aber das kann ich nicht von dir verlangen. Nicht jetzt.«
»Schatz, du brauchst einen Freund, bei dem du dich ausweinen kannst. Und ich helfe dir gern. Also, wie ist es?«
Sie kaute unschlüssig auf den Lippen herum. Dann sank sie wieder in sich zusammen und nickte beinahe unmerklich.
»Ja, das wäre schön.«
Mehr brauchte er nicht zu hören.
Bevor Joe ihr seine Schulter zum Ausweinen angeboten hatte, war Nancy gar nicht bewusst gewesen, wie kurz sie vor dem Zusammenbruch gestanden hatte.
Sie hatte vergessen, was er für ein Fels in der Brandung sein konnte, wie ruhig und freundlich er war und welche Sicherheit er ihr vermitteln konnte. Schon bei ihrer ersten Begegnung hatte er ihr ein Gefühl von Geborgenheit gegeben, das sie in ihrem vagabundierenden Leben so bisher nicht gekannt hatte, und sie hatte mit der Zeit gelernt, ihn zu lieben, wie ihr nun klar wurde, obwohl ihre Unruhe und Abenteuerlust sie gegen die Gitterstäbe des Käfigs ankämpfen lieÃen, die Joes Liebe um sie errichtet hatte. Doch das lag mehr an ihr als an Joe, wurde ihr plötzlich bewusst. Er hatte nie vorgehabt, sie einzusperren, nie versucht, sie zu fesseln. Und das tat er auch jetzt nicht.
Die Liebe, die sie für ihn empfand, war
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