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Ein kleines Stück vom Himmel nur

Ein kleines Stück vom Himmel nur

Titel: Ein kleines Stück vom Himmel nur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelia Carr
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schnäuzte sich.
    Â»Ach, Joe, es tut mir so furchtbar leid.«
    Â»Ich werde es schon überleben«, erwiderte er grob.
    Aus irgendeinem unerfindlichen Grund brachte sie das schon wieder zum Weinen, diesmal vergrub sie das Gesicht allerdings in ihren Armen, die auf dem fettigen Zeitungspapier lagen, in das die Spam Fritters und Pommes Frites eingewickelt waren. Dann stand sie plötzlich auf, schob den Stuhl mit einer solchen Wucht zurück, dass er fast umgestürzt wäre, und lief im Zimmer auf und ab wie ein Tier im Käfig. Dabei weinte sie immer noch bitterlich.
    Â»Nancy, verflucht noch mal, hör auf zu heulen!« Er war beunruhigt und wusste nicht, was er tun sollte. So hatte er sie noch nie erlebt, und ihm wurde allmählich klar, dass hinter ihrer Reaktion mehr steckte als bloß Schuldgefühle. »Komm, erzähl mir schon, was los ist! Behandelt er dich schlecht, liegt es daran? Mein Gott, er hat dich doch nicht geschwängert und dich dann sitzen lassen, oder? Wenn er dir irgendwie wehgetan hat, dann dreh ich ihm den Hals um, das versprech ich dir!«
    Sie schüttelte den Kopf, die Tränen standen ihr immer noch in den Augen. »Er ist tot, Joe.«
    Sein Herz machte einen Satz. Gott steh ihm bei, aber er verspürte tatsächlich eine gewisse Hochstimmung. Später, als er sich an diesen Augenblick erinnerte, schämte er sich für seine Reaktion und fragte sich, was er eigentlich für ein Mensch war. Doch in diesem Augenblick war er bloß erleichtert, und tief in seinem Innern glomm erneut Hoffnung auf: eine glühende Kerze, die einfach nicht ausgehen wollte und die durch Nancys Worte mit frischem Sauerstoff versorgt wurde.
    Â»Tot?«, wiederholte er.
    Â»Ich glaube schon. Sein Wingman hat gesehen, wie sein Flugzeug getroffen wurde, aber er ist nicht ausgestiegen. Er wird jetzt als vermisst geführt, aber wir wissen schließlich alle, was das heißt. Vermisst, vermutlich tot.« Sie war jetzt etwas ruhiger, schniefte immer noch, aber verhaltener.
    Â»Wann?«, fragte Joe.
    Â»Vor einer Woche. Jedenfalls habe ich es vor einer Woche erfahren. Es ist einfach furchtbar, warten zu müssen und die Ungewissheit zu ertragen, obwohl es natürlich nicht viel Hoffnung gibt, oder? Und ich konnte mit niemandem darüber reden. Ich darf nicht zeigen, wie ich mich wirklich fühle. Ich muss so tun, als ob … Er war hier der Stellvertretende Stationskommandant, ehe sie ihn wieder zu seiner Staffel zurückberufen haben, deshalb sind natürlich alle hier über die Nachricht betroffen. Aber nicht so wie ich. Ich durfte es mir nicht anmerken lassen, oder sie hätten alles erfahren …«
    Â»Du meinst, sie haben nichts von deiner Beziehung gewusst?«
    Â»Nein. Ich glaube es jedenfalls nicht. Wir haben versucht, diskret zu sein.«
    Â»Na ja – ich kann es mir schon vorstellen … der Stellvertretende Stationskommandant und eine junge amerikanische Pilotin.« Er konnte seine Bitterkeit nicht ganz verhehlen.
    Â»Nicht nur deswegen. Er ist verheiratet.« Missbilligung und Entrüstung flackerten in Joes Blick, und sie fuhr hastig fort: »Seine Frau ist sehr krank. Sie liegt im Koma, seit Jahren schon. Sie hatte zu Beginn des Krieges einen Unfall, sie war während der Verdunkelung mit dem Fahrrad unterwegs und wurde von einem Auto angefahren.« Wieder zitterten ihre Lippen. »Was soll jetzt bloß mit ihr passieren? Mit Judy? Mac hat für ihre Pflege bezahlt. Er würde bestimmt wollen, dass sie auch weiterhin ordentlich versorgt wird.«
    Â»Das soll nicht unsere Sorge sein«, sagte Joe. »Sie hat doch vermutlich eine Familie, die sich um sie kümmern kann.« Er fügte nicht hinzu, dass dieser Mac sich zu Lebzeiten anscheinend auch nicht allzu viele Sorgen um seine Frau gemacht hatte, jedenfalls hatte er sich dadurch nicht von seiner Affäre mit Nancy abhalten lassen. »Ich finde, wir könnten jetzt beide noch einen Whisky gebrauchen.«
    Er goss ihnen ein, stellte Gläser und Flasche auf einen kleinen Beistelltisch in Reichweite des dick gepolsterten Sofas und setzte sich. Nancy setzte sich neben ihn, nahm das Glas in beide Hände und nippte mehrmals daran, während sie von Mac erzählte.
    Joe war nicht besonders scharf darauf, ihre Ausführungen zu hören. Tatsächlich hätte er am liebsten gar nichts weiter gehört. Eifersucht plagte ihn; dieser fremde Mann hatte

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