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Ein kleines Stück vom Himmel nur

Ein kleines Stück vom Himmel nur

Titel: Ein kleines Stück vom Himmel nur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelia Carr
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sie schwanger war.
    Als sie es nicht länger für sich behalten konnte, ging sie zu William, um ihn mit den Folgen seiner Tat zu konfrontieren. Wie nicht anders zu erwarten war, reagierte William mit der Lösung, die ihm die einzig mögliche erschien. Er schnauzte Nancy an, dass sie es loswerden müsse, und organisierte den Besuch bei einer Engelmacherin in einer der Städte, in denen sie auftraten.
    Nachdem alles vorbei war, gelang es Nancy, das Gefühlschaos jener Monate zu verdrängen, in denen sie in Furcht und Verzweiflung gelebt hatte; sie schaffte es sogar, die Erniedrigung und die schrecklichen Schmerzen der Abtreibung auszulöschen. Nicht vergessen konnte sie dagegen, dass sie ihr Baby getötet hatte. Es mochte zwar das Produkt einer Zusammenkunft sein, die man getrost als Vergewaltigung bezeichnen konnte, und es mochte den verabscheuungswürdigen William Eagle zum Vater haben. Doch das Kind hatte auch ihr gehört. Sie hätte es beschützen müssen. Stattdessen hatte sie eingewilligt, es zu töten. Schuldgefühle und tiefe Trauer brachen über sie herein; sie kam sich völlig wertlos vor.
    Erst Joe und die Arbeit, die er ihr bei Varna Aviation anbot, hatten sie gerettet. Nach und nach waren die negativen Gefühle verblasst, obwohl sie nie ganz verschwanden. Immer noch trauerte sie manchmal um das Baby, das sie sich hatte entreißen lassen; immer noch hielt sie sich für nicht würdig, geliebt zu werden. Doch ihre angeborene Zähigkeit hatte ihr geholfen, so dass sie immer seltener daran denken musste; irgendwann erschien es ihr beinahe so, als sei dieser Albtraum einem anderen Menschen geschehen. Das Fliegen bot ihr einen Halt, und nach und nach gewann sie ihr Selbstwertgefühl zurück, und neue Erlebnisse hatten die Leere in ihr gefüllt. Doch in dunklen, stillen Nächten dachte sie noch manchmal an den Vorfall zurück und weinte.
    Und nun stand sie wieder an derselben Stelle. Wieder wuchs ein neues Leben in ihr heran. Wieder konnte sie ihm nichts bieten. Doch diesmal war Nancy klar, dass sie auf keinen Fall wieder denselben Ausweg nehmen würde, zu dem sie damals gedrängt worden war. Das Baby, das sie auf dem schmutzigen Tisch der Engelmacherin verloren hatte, konnte sie nicht mehr retten, aber sie konnte und wollte nicht noch einmal den gleichen Fehler begehen, der schon damals keine Lösung gewesen war.
    Nacht für Nacht lag Nancy wach und fragte sich, was sie tun solle. Sie hegte keinen Zweifel daran, dass Joe wild entschlossen sein würde, sie zu heiraten, sobald er von dem Baby erfuhr. Er war kein William Eagle; er war der Typ Mann, der die Überzeugung vertrat, dass man ein Mädchen, das man geschwängert hatte, auch heiraten musste, selbst wenn man es nicht liebte. Und Nancy war sich ziemlich sicher, dass Joe sie trotz allem, was vorgefallen war, immer noch liebte.
    Das Problem war nur, dass sie sich keineswegs sicher war, ob sie diesen Weg gehen sollten. Die Aussicht, sich ein Leben lang zu binden, ängstigte sie immer noch, und angesichts der Gefühle, die sie für Mac empfand, erschien es ihr noch falscher als je zuvor. So gern sie Joe mochte, so hatte sie doch inzwischen eine Ahnung davon, wie stark die Empfindungen zwischen Mann und Frau sein konnten; wie es war, wenn man magisch angezogen wurde, vom Körper ebenso wie von der Seele des anderen. Angenommen, Mac würde durch irgendein Wunder von den Toten zurückkehren? Ihr war klar, dass sie Joe dann betrügen würde, ohne lange zu überlegen. Es wäre einfach nicht fair ihm gegenüber, ihn zu heiraten, ohne sich völlig sicher zu sein, dass sie ihn auch glücklich machen konnte.
    Doch die Alternative war ebenso entmutigend. Sie konnte sich nicht vorstellen, ein Kind ganz allein großzuziehen. Sie würde natürlich nach Amerika zurückkehren müssen, aber was dann? Sie sah einen verlassenen Wohnwagenpark vor sich oder eine Wohnung in einem heruntergekommenen Viertel einer schäbigen Stadt – die einzigen Unterkünfte, die sie sich würde leisten können. Das waren kaum Orte, an denen man ein Kind großzog. Doch irgendwie würde sie es schon schaffen. Sie musste es. Irgendwie würde sie sich aus eigener Kraft helfen. Das erschien Nancy der einzig mögliche Weg.
    Dennoch musste Joe es erfahren. Das war sie ihm schuldig.
    Sie dachte daran, ihm zu schreiben, verwarf das aber als zu unpersönlich. Das war etwas, was

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