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Ein kleines Stück vom Himmel nur

Ein kleines Stück vom Himmel nur

Titel: Ein kleines Stück vom Himmel nur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelia Carr
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Nancys Esstisch ausgepackt, ohne sich um Teller zu kümmern, und hatten dann mit den Fingern gegessen, was, wie Nancy sagte, in England so üblich sei. Dazu hatten sie zwei Flaschen Bier getrunken, die Nancy immer noch aus der Zeit mit Mac im Kühlschrank stehen hatte, und sich ein paar Schlucke aus der Bourbonflasche genehmigt, die Joe in seinem Seesack mitgebracht hatte. Die Unterhaltung hatte sich auf ziemlich unpersönliche Themen beschränkt; sie hatten über Joes Einsätze gesprochen, die Flugzeuge, die Nancy überführt hatte, und den Krieg im Allgemeinen.
    Â»Ich schätze, es wird jetzt nicht mehr allzu lange dauern«, meinte Joe. »Wir haben ihnen überall ordentlich eingeheizt. Die Nazis können jetzt keine Bomber mehr bauen, um englische Städte zu zerstören, sondern müssen Kampfflugzeuge bauen, um sich selbst zu verteidigen. Und das ist vor allem der 8.  US -Luftflotte zu verdanken – die haben den Krieg erst zu den Deutschen rübergebracht.«
    Nancy musste schlucken. Der Luftkrieg hatte sich auf die andere Seite des Ärmelkanals verlagert, und deshalb hatte Mac hinüberfliegen müssen und war nicht mehr zurückgekehrt.
    Â»Unsere Jungs haben auch wahre Wunder im Pazifik vollbracht«, fuhr Joe fort. »Die Japsen können nicht mehr einfach tun, was sie wollen, und Australien und Neuseeland haben es uns zu verdanken, dass sie nun nicht besetzt werden. Ja, alles in allem haben wir wohl ganz gute Arbeit geleistet. Wenn man etwas schnell und gut erledigt haben will, dann muss man bloß nach den Yankees rufen!«
    Das stieß Nancy ebenfalls sauer auf. Selbstverständlich war sie stolz auf die Heldentaten ihrer Landsleute, aber sie ärgerte sich stellvertretend für Mac und all die anderen Engländer, die wie er den Fehdehandschuh aufgenommen und ihn drei lange Jahre ganz allein getragen hatten, ehe die USA sich an den Kämpfen beteiligten. Die Engländer hatten etwas von Don Quijote, dachte sie, Wagemut und zähe Entschlossenheit trotz überwältigend schlechter Erfolgsaussichten. An dieser Stelle hatte sie das Gesprächsthema gewechselt und Joe gefragt, ob er kürzlich etwas von zu Hause gehört habe, und er unterhielt sie mit den Neuigkeiten, die ihm Tante Dorothy in ihren Briefen mitgeteilt hatte, obwohl Nancy ihm kaum zuhörte. Dorothy und ihre Klagen und Freuden schienen aus einer anderen Welt zu stammen, irgendwie unwirklich, wie die Erinnerung an einen vagen Traum, der den Weg nicht ins Bewusstsein findet. Wirklichkeit, das war für Nancy jetzt England. Und Mac.
    Jetzt blickte sie über den Tisch hinweg Joe an, der dort saß, wo vorher Mac gesessen hatte, und von ihr etwas erwartete, was sie ihm nicht geben konnte. Sie wusste, dass die Stunde der Wahrheit gekommen war. Sie konnte es nicht noch länger vor sich herschieben.
    Â»Joe«, sagte sie. »Wir müssen miteinander reden.«
    Und zu ihrer Überraschung erwiderte Joe in resigniertem Tonfall: »Ich weiß, Schatz. Ich habe schon befürchtet, dass du darauf zu sprechen kommst. Du hast einen anderen, oder?«
    Obwohl er sich bemühte, es zu verbergen, hatte Joe ein flaues Gefühl im Magen. Nancy starrte ihn überrascht an, und er grinste kläglich. Hatte sie wirklich gedacht, er würde nichts ahnen? Meine Güte, sie hatte ihm noch nie besonders offen ihre Zuneigung gezeigt, hatte nie so auf ihn reagiert, wie er es erwartet hätte. Aber er hatte sich vorgemacht, dass er sie mit etwas Geduld schon für sich gewinnen würde. Noch nie hatte er für jemanden so empfunden wie für Nancy; und er war bereit gewesen, einfach beharrlich auf sie zu warten, denn die Alternative, Nancy ganz zu verlieren, mochte er auf keinen Fall riskieren. Er hatte gehofft, dass sie, wenn sie erst mal die Freiheit mit allen ihren Nachteilen gekostet hätte, schon wieder zu ihm zurückkehren würde; vielleicht würde sie ihn nie so lieben, wie er sie liebte, doch damit konnte er leben. Solange sie ihm bloß erhalten blieb. Solange er ihr hübsches, verschmitztes Gesicht und das unbezähmbare, lockige Haar sehen konnte, ihr Lachen hören und sie in seiner Nähe haben konnte. Das Einzige, was er sich wünschte, war ihr Glück – solange er dazugehörte.
    Er erinnerte sich daran, wie er sich gefühlt hatte, als er ihr einen Heiratsantrag machte und befürchtet hatte, dass sie rundweg ablehnen würde. Die

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