Ein kleines Stück vom Himmel nur
sie rasch vom medizinischen Personal beiseitegewinkt wurde. Nancy konnte nichts anderes tun, als zu warten.
Es dauerte mehr als eine Stunde, ehe ein Arzt erschien und Nancy erklärte, dass Dorothy tatsächlich einen Herzinfarkt erlitten habe und stationär aufgenommen werden müsse.
»Wird sie wieder gesund?«, fragte Nancy.
Der Arzt war alt. Er wirkte erschöpft und gereizt. Nancy vermutete, dass die jüngeren Ãrzte alle beim Militär dienten und man ihn aus seinem wohlverdienten Ruhestand geholt hatte, weg von Freizeitaktivitäten wie Golfen und Segeln, damit er ihre Arbeit übernahm.
»Noch zu früh, um das zu beurteilen«, knurrte er. »Bei ihrem Körperumfang und Gewicht sind die Prognosen nicht gerade günstig.«
»Und ⦠was passiert jetzt?«
»Wir tun unser Bestes, um ihren Zustand zu stabilisieren, mehr kann ich im Moment nicht sagen. Sie hat doch wohl eine Krankenversicherung, oder?«
»Das weià ich nicht â¦Â«
»Nun, das hoffe ich doch. Wenn sie durchkommt, wird sie ziemlich viel Pflege brauchen. Sind Sie die Tochter?«
»Nein, sie ist die Tante meines Mannes, aber wir leben zusammen in einem Haus. Sie hat sonst niemanden.« Nancys Verstand lief auf Hochtouren; ihr war ganz schlecht vor Sorge. AuÃerdem fühlte sie sich seltsamerweise verantwortlich für das, was passiert war. »Kann ich sie sehen?«
John hatte wieder angefangen zu weinen. Er war hungrig und brauchte dringend eine neue Windel. Der Doktor schaute ihn finster an. »Ein Krankenhaus ist kein Ort für Säuglinge.«
Nancy, deren Nerven blank lagen, fuhr ihn an: »Glauben Sie, das wüsste ich nicht? Meinen Sie, ich hätte ihn mitgebracht, wenn es nicht unbedingt nötig gewesen wäre? Ich möchte sie nur ganz kurz sehen, ihr alles Gute wünschen und ihr sagen, dass sie sich keine Sorgen machen soll.«
»Ich lasse Ihre Nachricht von einer Krankenschwester überbringen. Und dass Sie wieder zurückkommen, wenn Sie eine Betreuung für das Kind gefunden haben.« Er wandte sich ungeduldig ab und eilte davon, und Nancy blieb schäumend vor Wut zurück. War es ihm denn ganz egal, dass sie sich furchtbare Sorgen machte? Konnte er nicht sehen, dass sie nicht mehr weiterwusste? Wenn er auch seine Patienten so behandelte, waren sie nur zu bedauern. Aber im Moment konnte sie nichts weiter tun. Und in einer Sache hatte der Arzt wahrscheinlich Recht: Johns Gebrüll würde bloà die anderen Patienten aufregen.
Nancy fand eine Bank drauÃen vor dem Krankenhaus und versuchte John zu stillen, doch er war inzwischen nahezu abgestillt und ihre Milch fast versiegt. Sie hatte nicht mehr genug, um ihn zu sättigen. Er brüllte den ganzen Weg bis nach Hause, und als sie endlich ankamen, hätte Nancy am liebsten auch losgeheult.
In Europa mochte der Sieg errungen sein, doch hier in Varna schien es ihr, als sei gerade der dritte Weltkrieg ausgebrochen.
Zwei Wochen später war Dorothy immer noch im Krankenhaus. Joe war es gelungen, für ein paar Tage nach Hause zu kommen, und Nancy und er hatten sich einen Aktionsplan überlegt. Gott sei Dank hatte Dorothy eine Krankenversicherung. Die Pflege nach der Entlassung aus dem Krankenhaus würde diese allerdings nicht bezahlen. Dabei hatte der Arzt ihnen prophezeit, dass Dorothy für längere Zeit ans Bett gefesselt sein würde. Die kleinste Anstrengung könne einen neuen Herzanfall verursachen.
»Wir müssen ihr Bett im Erdgeschoss aufstellen«, sagte Nancy. »Und â¦Â«Â â sie zögerte ob der unangenehmen Aussicht â »â¦Â wir werden ihr wohl einen Toilettenstuhl besorgen müssen.«
Joe schüttelte besorgt den Kopf. »Das ist ein ziemlicher Schlag für dich, mein Schatz.«
»Ich freue mich nicht besonders darauf, das ist klar«, meinte Nancy. »Aber was sein muss, muss sein.«
»Du bist wirklich ein Schatz, Liebling.« Er wollte die Arme um sie legen. Nancy entwand sich ihm. Sie fühlte sich überhaupt nicht wie ein Schatz. Sie fühlte sich eingeengt und verbittert, und ihr graute vor der Aussicht, eine Frau pflegen zu müssen, die sie noch nie besonders gemocht hatte.
Nancy besuchte Dorothy regelmäÃig im Krankenhaus. Es war nicht leicht, mit einem Baby im Schlepptau quer durch die ganze Stadt zu fahren, doch sie wusste, dass Dorothy sich darauf freute, sie beide zu sehen. Meistens
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