Ein kleines Stück vom Himmel nur
Einbildung entsprang. Sie wollte die Arme um ihn legen, ihn festhalten und spüren, wie er sie festhielt. Doch sie konnte sich nicht bewegen. Sie stand bloà da und starrte ihn mit offenem Mund an, während ihr die Tränen in die Augen stiegen.
»Mac! Oh Gott, Mac! Was machst du denn hier? Ich dachte ⦠Es hieÃ, du wärst vermisst, wahrscheinlich tot.«
»Es braucht schon mehr als einen Deutschen, um mich zu töten.«
»Aber â¦Â« Es gab einfach zu viele Fragen. Sie wusste gar nicht, wo sie anfangen sollte. Dennoch waren die Antworten eigentlich unwichtig. Mac lebte. Das war das einzig Wichtige.
Die ersten dicken Regentropfen fielen vom Himmel. Sie spürte sie kühl und erfrischend im Gesicht. Sie hob John von den Schultern, setzte ihn stattdessen auf ihre Hüfte und suchte in der Handtasche nach dem Hausschlüssel.
»Lass uns besser reingehen!«
Sie schloss die Tür auf und ging voran ins Haus. Das Wohnzimmer sah unordentlich aus. Es wirkte eng und vollgestellt, da sie Esstisch und Stühle aus dem Esszimmer hatten herüberräumen müssen, um Platz für Dorothys Bett zu schaffen. Auf einem Stuhl stapelte sich die Bügelwäsche, und überall auf dem Boden lag Johns Spielzeug verstreut, mit dem er gespielt hatte, bevor sie ins Krankenhaus aufgebrochen waren. Nancy schämte sich für das Durcheinander. Sie setzte John in seinem Laufstall ab und gab ihm ein paar Spielsachen. Sofort zog er sich an den Gitterstäben empor und versuchte herauszuklettern.
»Ach â¦Â« Sie hob John wieder heraus und setzte ihn auf den Teppich. Besser er krabbelte auf dem Boden herum, als dass er ein Protestgeheul loslieÃ.
»Kann ich dir etwas zu trinken anbieten?«, fragte sie Mac, als sei er ein ganz gewöhnlicher unerwarteter Besucher und nicht etwa der Mann, den sie liebte und der von den Toten auferstanden war. »Eistee? Einen Highball? Ein Bier?« Und dann fing sie an zu lachen. »Ach, Mac! Ich kann es einfach nicht glauben! Wie ist es dir ergangen? Ich dachte, du wärst tot!«
»Ich erzähle dir gleich alles. Aber komm erst mal her â¦!«
Er zog sie an sich, küsste sie und hielt sie fest in seinen Armen, als wolle er sie nie wieder loslassen. Nancy schmiegte sich an ihn, ihre Welt bestand nur noch aus seiner Umarmung. Sie konnte gar nicht mehr klar denken, sie spürte nur noch die überwältigende Freude, sein Verlangen und ihr eigenes. Plötzlich zerrte John an ihrem Rocksaum und gab die gutturalen Laute von sich, aus denen sich bald seine ersten Wörter entwickeln sollten, und sie löste sich aus Macs Armen.
»Alles in Ordnung, John. Spiel noch ein bisschen, sei ein braver Junge!« Sie strahlte Mac an. »Ich hole dir etwas zu trinken. Was wolltest du noch mal?«
»Dich!«
Sie kicherte wieder aus purer Freude. »Benimm dich! Bier, Highball oder Eistee? Was möchtest du?«
»Na, gut, wenn du im Moment nicht auf der Karte stehst, dann nehme ich ein Bier.«
Sie hüpfte geradezu in die Küche und fand das Bier im Eisschrank, wo es seit Joes letztem Heimatbesuch stand. Sie goss zuerst Mac, dann sich selbst ein Glas ein. Das war einfach nicht zu glauben. Als sie die Gläser ins Wohnzimmer zurücktrug, hockte Mac neben John und schob ein Spielzeugauto über den Boden. Er blickte zu ihr empor.
»Das muss ja ein ziemlicher Schock für dich gewesen sein. Für mich war es das jedenfalls. Aber er ist wirklich ein Prachtkerl!«
Sie stutzte und hatte plötzlich einen Kloà im Hals, als ihr klar wurde, was er meinte. Mac dachte, John sei sein Sohn. Bisher war es ihr noch nicht in den Sinn gekommen, dass er John für sein eigenes Kind halten könnte, sie war viel zu glücklich und aufgeregt gewesen, ihn wiederzusehen. Aber jetzt ⦠oh Gott! Mac dachte, John sei sein Sohn. Nancy war zum Heulen zumute.
»Dein Bier.« Sie hielt ihm das Glas hin. »Mac, ich glaube, als Erstes müssen wir mal reden. Ich würde gern wissen, wie du es geschafft hast, heil und unversehrt durchzukommen, und ⦠tja ⦠ich muss dir auch ein paar Sachen erzählen.«
»Okay.« Er nahm ihr das Glas ab. »Du zuerst, ich trinke erst mal was.«
Sie schluckte, doch der Kloà in ihrem Hals wollte nicht verschwinden. Sie hatte keine Ahnung, wie sie anfangen sollte.
»Nein, du zuerst«, sagte sie.
IV
Mein Gott, es war so schön, sie
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