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Ein kleines Stück vom Himmel nur

Ein kleines Stück vom Himmel nur

Titel: Ein kleines Stück vom Himmel nur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelia Carr
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Glückliche, Joe. Ich habe gar nicht verdient …«
    Er legte einen Finger auf ihre Lippen. »Sag jetzt nichts mehr, Schatz! Vorbei ist vorbei. Wir müssen uns auf die Zukunft konzentrieren.« Das war für Joe schon eine ziemlich lange Rede. Er zog sie an sich, küsste sie, und eine Welle der Zärtlichkeit überflutete Nancy.
    Â»Ich liebe dich, Joe«, sagte sie zärtlich und meinte es ganz ehrlich.
    Er war nicht Mac. Er weckte in ihr nicht die heftigen Gefühle, die sie für Mac empfunden hatte, und würde das wohl auch nie tun. Aber sie wusste inzwischen, dass es viele verschiedene Arten gab zu lieben, und keine schmälerte die andere. Im Herzen war Platz für alle Formen der Liebe; das hatte ihr die überwältigend große Liebe gezeigt, die sie für John empfand. Die Liebe, die sie Joe entgegenbrachte, war sanfter und freundschaftlicher als die schmerzliche, verzehrende Leidenschaft, die sie mit Mac erlebt hatte und die über sie hinweggelodert war wie ein Waldbrand. Aber es war eine dauerhafte, beständige Liebe; sie wuchs langsam wie ein Setzling, entfaltete ihre Blätter und schickte Triebe aus, die sich stetig um ihr Herz rankten, statt zu explodieren wie eine Leuchtkugel vor dem Nachthimmel. Und wenn sie vielleicht nicht die gleichen Höhen erreichte, so hatte sie doch wenigstens nicht die Macht, sie in die tiefsten Täler zu stürzen. Die Liebe zu Joe war kein Abenteuer, sondern ein sicherer Hafen.
    Ein Teil von ihr trauerte immer noch um Mac, sehnte sich noch immer nach ihm und würde das wohl immer tun. Aber Nancy hatte genug von den unruhigen Gefühlen, die sie umherwirbelten wie ein Blatt, das in einem Tornado gefangen ist. Sie liebte Joe wegen seiner Geduld und seiner Loyalität und dafür, dass er sie liebte. Es war genau so, wie sie es hatte sagen wollen, ehe Joe sie unterbrach: Sie hatte mehr Glück gehabt, als sie es verdient hatte.
    Nancy schwor sich, dass sie Joe niemals wieder wehtun würde. Sie nahm seine Hand und lächelte ihn an.
    Â»Komm, gehen wir zu Bett«, sagte sie.
    Die Deutschen kämpften ihre letzten Schlachten. Frankreich war befreit worden, und die Alliierten umzingelten Berlin. Jeder sagte, dass es nur noch wenige Wochen dauern könne, bis der Krieg in Europa vorbei sei, obwohl es wahrscheinlich noch ein bisschen länger dauern würde, bis die Japaner aufgaben. Nancy hoffte von ganzem Herzen, dass diese Voraussagen stimmten. Schon zu viele Menschen hatten ihr Leben verloren; jetzt, wo sie aus der Ferne mit Abstand über den Krieg nachdenken konnte, widerte er sie an. Sie betete zu Gott, dass die Kriegstreiber endlich ihre Lektion gelernt hatten. Sie wollte nicht, dass John in einer Welt aufwuchs, in der ein Leben so wenig wert war. Und sie betete darum, dass er niemals gezwungen sein würde, sein Leben im Namen der Freiheit zu riskieren.
    Doch es gab keinerlei Zweifel, dass der Einsatz gerechtfertigt gewesen war. Wenn sie je irgendwelche Zweifel gehabt haben sollte, dann waren die Konzentrationslager, die die Alliierten bei ihrer Befreiung entdeckten, Beweis genug, wozu die Nazis fähig gewesen waren. Voll Grauen hatten sie und Dorothy die Zeitungsberichte darüber gelesen, was die Rote Armee in Auschwitz entdeckt hatte, wo man Juden aus ganz Europa hingerichtet hatte, wo sie verhungert waren oder sich zu Tode schuften mussten.
    Â»Eine solche Schlechtigkeit ist schlichtweg unvorstellbar«, sagte Dorothy und schüttelte entrüstet den Kopf, so dass ihr Dreifachkinn bebte. »Hier steht, dass sie ganze Leichenberge gefunden haben, alle Menschen nur noch Haut und Knochen. Schau mal hier, schau bloß mal! Ist das nicht entsetzlich?«
    Â»Lassen Sie uns lieber nicht darüber reden«, sagte Nancy. Obwohl sie wusste, dass Dorothy ebenso entsetzt war wie jeder andere rechtschaffene Mensch, hatte Nancy das Gefühl, dass ihr Interesse schon an makabre Sensationslust grenzte. Außerdem beunruhigten Nancy die Berichte aus den Konzentrationslagern noch aus einem ganz anderen Grund. Sie fragte sich immer noch ab und zu, ob Mac möglicherweise den Absturz seines Flugzeugs überlebt hatte und in deutsche Kriegsgefangenschaft geraten war. Wenn die Nazis so etwas schon Millionen unschuldiger Zivilisten angetan hatten, dann würden sie ihre Kriegsgefangenen wohl kaum besser behandeln. Nancy ertrug die Vorstellung nicht, dass Mac zu einem Skelett abgemagert war; da war es schon

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