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Ein kleines Stück vom Himmel nur

Ein kleines Stück vom Himmel nur

Titel: Ein kleines Stück vom Himmel nur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelia Carr
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endlich wiederzusehen! Mac blickte Nancy über sein Bierglas hinweg an und sog sie in sich auf. In der Zeit, als sie getrennt gewesen waren, hatte er jeden Tag an sie gedacht. Er hatte sich ihr Gesicht vorgestellt, ihr schelmisches Grinsen, die Art, wie sie auf ihrer Unterlippe herumkaute, wenn sie verwirrt war, und selbst in den dunkelsten Stunden hatte ihn das zum Lächeln gebracht. Nun hatte er sie leibhaftig vor sich, und sie war sogar noch hübscher, als er sie in Erinnerung hatte, rundlicher und irgendwie weicher. Vermutlich hatte das Muttersein sie so verändert.
    Wie es dazu überhaupt hatte kommen können, konnte er sich beim besten Willen nicht erklären. Er dachte, er hätte aufgepasst. Offensichtlich hatte das aber nicht gereicht. Ein Glück, dass er nichts von ihrer Schwangerschaft gewusst hatte, während er in Frankreich und der Schweiz festsaß. Das hätte ihm den Rest gegeben. So aber hatte er erst davon erfahren, als er wieder nach England zurückkehrte und hörte, dass sie Joe geheiratet hatte und nach Amerika zurückgekehrt war – ein schrecklicher Schock für ihn. Die allgemeine Meinung in White Waltham war, dass sie von Joe schwanger war. Aber Mac wusste es besser. Er stellte sich vor, wie es für Nancy gewesen sein musste – allein und völlig verängstigt. Sie hatte geglaubt, dass er gefallen sei, und den einzigen Ausweg genommen, der sich ihr bot, und das tat ihm im Herzen weh. Aber er hatte zunächst nichts daran ändern können. Er war verheiratet, und nun war auch sie verheiratet, und zu allem Überfluss musste er kurz darauf wieder in den aktiven Einsatz zurückkehren.
    Doch inzwischen hatten sich die Umstände geändert. Er war hier, bei ihr und ihrem gemeinsamen Sohn. Und Mac war entschlossen, dass er, sofern es ihm irgend möglich war, nicht gehen würde, ohne die beiden mitzunehmen.
    Als er in jener Nacht im September 1943 mit seiner Staffel gestartet war, hätte Mac nicht im Traum damit gerechnet, dass es beinahe ein Jahr dauern würde, ehe er wieder englischen Boden betreten sollte. Natürlich bestand immer die Möglichkeit, dass man nicht mehr zurückkehrte. Mit diesem Gedanken musste jeder Flieger leben, ob er nun ein Jagdflugzeug oder einen Bomber steuerte. Aber man dachte lieber nicht allzu viel darüber nach, und wenn, dann fragte man sich eher, welcher Freund wohl nicht mehr wiederkehren würde. Dass auf der Tafel in der Einsatzzentrale die Stelle neben dem eigenen Namen frei bleiben könnte, die für die Landezeit vorgesehen war, malte man sich lieber nicht aus. Solche Gedanken führten nur auf direktem Weg in den Wahnsinn.
    Seit Mac wieder im Kampfeinsatz war, hatte er nur Beaufighters geflogen – ganz andere Flugzeuge als die Spitfires und Hurricanes, die er zuvor geflogen war. Manche Piloten liebten die Beaufighter, sie lobten die ausgezeichnete Sicht nach vorn und das Gefühl der Sicherheit: Schließlich saß man eingekeilt zwischen zwei riesigen Hercules-Motoren, die Granatsplitter, Granaten und Kugeln aufhalten würden, die von der Seite oder schräg von vorn kamen. Manche waren auch begeistert von der Schlagkraft – vier Kanonen und sechs Browning-Maschinengewehre. Doch die große Mehrheit mochte die Beaufighter nicht. Sie hatte keine richtige Nase, die man beim Start auf der Bahn ausrichten konnte, die Motoren waren nicht die zuverlässigsten, und das große Gewicht des Flugzeugs machte das Steuern schwierig, vor allem in engen Kurven.
    Mac hatte sich über eine der Geschichten amüsiert, die man sich erzählte. Vor Jahren, zu Beginn des Krieges, hatte eine Fliegerstaffel behauptet, die Beaufighter sei ein Flugzeug für Selbstmörder, und die Männer wollten sich schon weigern, sie zu fliegen. An einem nebligen Tag, als es unmöglich schien, überhaupt zu starten, hatten sie gerade herumgesessen und über dieses »gefährliche« Flugzeug diskutiert, als eines von ihnen über ihre Köpfe hinwegpfiff, zu einer Steilkehre hochzog, Fahrwerk und Klappen ausfuhr und eine saubere Landung hinlegte. Die Männer hatten angenommen, dass die Beau von einem meisterhaften Testpiloten geflogen wurde, der ihnen zeigen sollte, wie man die Maschine steuerte. Während sie sich neugierig um das Flugzeug versammelten, tauchte aus dem Inneren ein weißer Pilotenanzug auf, gekrönt von einer blonden Haarmähne. Den Männern klappte

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