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Ein kleines Stück vom Himmel nur

Ein kleines Stück vom Himmel nur

Titel: Ein kleines Stück vom Himmel nur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelia Carr
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geblieben, ob er gehen oder bleiben solle.
    In jener einen Nacht jedenfalls, in der niedrigen, karg möblierten Küche eines französischen Bauernhauses, die von einer einzigen Öllampe erhellt wurde und nach Fleisch und Kräutern duftete, wünschte sich Mac, dass alles vorbei sein möge. Denn er sah keinen Ausweg, der nicht in einer Katastrophe für sie alle enden würde.
    Dai ging es schlechter. Er war ins Delirium gefallen, er redete vor sich hin und schrie auf, und Mac hatte Angst, dass sein Lärmen sie verraten würde, sollte ein Deutscher ins Haus kommen. Glücklicherweise kam kein Deutscher. Nur Dr. Sambussi kam, schüttelte den Kopf und gab missbilligende Schnalzlaute von sich. Mac war klar, dass der Arzt genauso besorgt war wie er; schließlich hatte man ihm ebenfalls eine große Verantwortung aufgeladen.
    Doch es sollte nicht so bleiben. Am dritten Tag, geschwächt durch den Blutverlust und gezeichnet vom Fieber, starb Dai. Als es vorbei war, stand Mac neben dem behelfsmäßigen Bett, betrachtete das erschreckend junge Gesicht, das im Tod endlich friedlich aussah, und weinte. Er allein trug die Schuld an Dais Tod. Wäre er geschickt genug gewesen, der Me 109 auszuweichen, die sie getroffen hatte, hätte er es geschafft, die Beau bis in die Schweiz zu steuern, hätte er Dai den Deutschen überlassen, dann hätte der junge Mann nicht sterben müssen. Er hatte versagt. Sein Schuldgefühl und der heftige Schmerz darüber, diesen jungen Menschen in der Blüte seiner Jahre zu verlieren, zerrissen ihn. Er hatte schon viele Männer sterben sehen und hatte es hingenommen als Preis, der im Kampf um die Freiheit gezahlt werden musste. Doch das hier war etwas anderes. Das Schicksal dieses einen jungen Mannes hätte er ändern können, und er hatte es nicht getan. Mac glaubte, dass er sich niemals vergeben könnte.
    Aber nun bestand wenigstens keinerlei Notwendigkeit mehr für ihn, Jacques und seine Familie durch seine Anwesenheit auf dem Hof zu gefährden. Mac beschloss, so schnell wie möglich weiterzuziehen.
    Als Mac Jacques und seiner Familie zum ersten Mal von seinen Plänen erzählte, in die Schweiz zu fliehen, wirkte der Bauer erleichtert, wohingegen Yves und Anne-Louise ihr Bestes versuchten, ihn davon abzubringen. Vor allem Anne-Louise beharrte darauf, dass er noch bleiben solle. Mac schob das darauf, dass sie so gern mit der Gefahr spielte. Dass sie mehr als nur ein Auge auf ihn geworfen hatte, kam ihm gar nicht in den Sinn.
    Â»Man wird Sie fangen!«, warnte sie ihn. »Niemals man wird Sie halten für einen Franzosen. Sie sprechen die Sprache nicht gut.«
    Â»Ich hätte in der Schule besser aufpassen sollen«, erwiderte Mac reuig und erinnerte sich an die zahllosen Unterrichtsstunden, in denen er aus dem Fenster gestarrt und die Minuten gezählt hatte, bis er endlich zum Kricketspielen gehen konnte.
    Â» Oui , das hätten Sie. Ich – ich habe ’art gearbeitet in meine Englischstunden. Das ’at mich viel genützt!«
    Â»Ihr Englisch ist sehr gut«, stimmte Mac ihr zu und bemerkte gar nicht, wie sich ihre Wangen vor Freude und Verlegenheit röteten. »Sie bringen mich in Verlegenheit. Aber ich muss versuchen, nach Hause zu kommen, und ich kann Sie und Ihre Familie nicht noch länger in Gefahr bringen.«
    Â»Bald wir machen wieder Kontakt mit London. Warten Sie bis dann!«
    Â»Das kann ich nicht. Außerdem ist es für Ihre Leute im Moment nicht sicher. Sie müssen erst mal in Deckung bleiben.«
    Die örtliche Zelle der Résistance hatte vor ein paar Monaten einen schweren Rückschlag erlitten, hatte sie ihm erzählt. Die Deutschen hatten Funksprüche verfolgt und dadurch die abgelegene Hütte entdeckt, in der die Funkanlage versteckt war, und der Mann, auf dessen Grund die Hütte stand, war verhaftet worden. Der Rest der Widerstandszelle hielt sich nun versteckt und hoffte, dass der Mann unter Folter keine Namen verraten würde; bis jetzt waren sie noch nicht in der Lage gewesen, das beschlagnahmte Funkgerät zu ersetzen.
    Â»Also gut, wenn Sie so wild entschlossen sind …«, sagte Anne-Louise resigniert. »Sie werden bessere Kleidung brauchen. Ihre ist nicht gut.«
    Â»Sie ist bestens.«
    Â»Nein, nein … sie ist … Ach, Sie wissen schon!«
    Als sie Mac ins Haus gebracht hatten, hatte die Familie ihm ein Hemd und ein paar

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